Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
nun verstreut auf dem verlassenen Gelände zwischen unserem Kanal und ihren Linien, und ich habe unsere Männer angewiesen, auf jeden zu schießen, der versucht, den Verwundeten zu helfen. Das Stöhnen der Sterbenden und der Anblick gurkhisischer Leichname, die in der Sonne verfaulen, können letztlich sehr dienlich sein, um die Moral auf Seiten der Feinde zu schwächen.

Obwohl wir nun einen Vorgeschmack auf Sieg kosten durften, war dieser Angriff natürlich nur ein erster Versuch, unsere Verteidigungsanlagen zu prüfen. Der gurkhisische Befehlshaber hat lediglich eine Zehe ins Wasser gestreckt, um zu sehen, wie kalt es ist. Sein nächster Angriff wird eine ganz andere Schlagkraft besitzen, davon bin ich überzeugt. Drei mächtige Katapulte stehen keine vierhundert Schritte von den Stadtmauern entfernt und wären mit Leichtigkeit in der Lage, riesige Steine bis in die Unterstadt zu schleudern, aber noch schweigen sie. Vielleicht hoffen die Gurkhisen darauf, Dagoska unzerstört einnehmen zu können, aber wenn wir unseren Widerstand aufrechterhalten, werden sie sicherlich nicht mehr lange zögern.

An Soldaten mangelt es ihnen jedenfalls nicht. Jeden Tag strömen mehr und mehr gurkhisische Streitkräfte auf die Halbinsel. Die Standarten von acht Legionen sind deutlich über den Truppen zu sehen, und wir haben Einheiten ausmachen können, die sich aus Barbaren aller Länder des kantesischen Kontinents zusammensetzen. Ein mächtiges Heer, vielleicht fünfzigtausend Mann oder mehr, steht gegen uns. Der gurkhisische Imperator Uthman-ul-Dosht wirft all seine Kraft gegen unsere Mauern, aber wir werden standhalten.

Sie werden bald wieder von mir hören. Ich verbleibe Ihr gehorsamer Diener
,
 
Sand dan Glokta
,
Superior von Dagoska
     
    Magisterin Carlot dan Eider, das Oberhaupt der Gewürzhändlergilde, saß auf ihrem Stuhl, die Hände im Schoß, und gab ihr Bestes, ihre Würde zu bewahren. Ihre Haut war bleich und teigig, und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Ihre weißen Gewänder waren vom Schmutz ihrer Zelle befleckt, ihr Haar hatte seinen Glanz verloren und hing ihr strähnig und stumpf ins Gesicht. Ohne Puder und Juwelen wirkte sie älter, aber sie war immer noch schön.
Sogar mehr denn je in gewisser Weise. Die Schönheit der Flamme einer fast ganz heruntergebrannten Kerze.
    »Sie sehen müde aus«, sagte sie.
    Glokta hob die Augenbrauen. »Die letzten Tage waren sehr anstrengend. Erst musste Ihr Komplize Vurms verhört werden, dann waren wir mit diesem kleinen Angriff der gurkhisischen Armee beschäftigt, die vor unseren Mauern lagert. Sie machen aber auch einen etwas erschöpften Eindruck.«
    »Der Boden meiner winzigen Zelle ist nicht besonders gemütlich, und dann habe ich schließlich auch meine eigenen Sorgen.« Sie sah zu Severard und Vitari hinüber, die sich rechts und links von ihr gegen die Wand lehnten, mit verschränkten Armen, maskiert und undurchdringlich. »Werde ich in diesem Raum sterben?«
    Zweifelsohne.
»Das bleibt abzuwarten. Vurms hat uns bereits den größten Teil dessen, was wir wissen müssen, gesagt. Sie kamen auf ihn zu, boten ihm Geld, damit er die Unterschrift seines Vaters auf einigen Dokumenten fälschte, damit er im Namen seines Vaters bestimmten Wachleuten entsprechende Befehle gab und damit er, kurz gesagt, daran mitwirkte, die Stadt Dagoska an die Feinde der Union zu verraten. Er hat die Namen all jener genannt, die an Ihrem Plan beteiligt waren. Er hat sein Geständnis unterzeichnet. Sein Kopf, falls Sie sich das gerade fragen, ziert das Tor neben dem Haupt Ihres Freundes Islik, dem Gesandten des Imperators.«
    »Beide vereint, auf dem Tor«, sang Severard.
    »Es gibt nur drei Dinge, mit denen er mir nicht dienen konnte. Ihre Gründe, Ihre Unterschrift und die Identität des gurkhisischen Spions, der Superior Davoust ermordet hat. Diese drei will ich von Ihnen. Jetzt.«
    Magisterin Eider räusperte sich überlegt, glättete sorgsam die Falten auf der Vorderseite ihres langen Gewandes und setzte sich so stolz hin, wie ihr möglich war. »Ich glaube nicht, dass Sie mich foltern werden. Sie sind nicht Davoust. Sie haben ein Gewissen.«
    Gloktas Mundwinkel zuckte leicht.
Ein mutiger Versuch. Ich applaudiere. Aber Sie ahnen nicht, wie sehr Sie sich irren.
»Ich habe ein Gewissen, aber es ist ein schwaches, verkümmertes kleines Ding. Es könnte weder Sie noch sonst jemanden vor einer steifen Brise schützen.« Glokta seufzte lange und tief. Der Raum war zu warm, zu hell, seine

Weitere Kostenlose Bücher