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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ladislas Seite beordert, aber er fühlte sich nun ebenso hilflos wie der Prinz. Jeder Plan beruhte darauf, den Feind sehen oder zumindest erahnen zu können, wie es um dessen Position bestellt war. Er stand wie gelähmt da, so nutzlos und verwirrt wie ein Blinder in einem Faustkampf.
    »Was geht hier vor, verdammt!« Die Stimme des Prinzen erhob sich über das Getümmel, schrill und launisch. »Woher kommt dieser verdammte Nebel? Ich verlange zu erfahren, was hier geschieht! Oberst West! Wo ist der Oberst? Was passiert dort draußen?«
    Wenn er darauf nur eine Antwort hätte geben können. Männer stolperten herum, schossen von hier nach dort, eilten durch das Hauptquartier, scheinbar ohne Ziel. Gesichter tauchten aus dem Nebel auf und verschwanden wieder, ängstliche, verwirrte, entschlossene Gesichter. Boten mit verstümmelten Nachrichten oder bruchstückhaften Befehlen, Soldaten mit blutenden Wunden oder ohne Waffen. Körperlose Stimmen schwebten durch die kalte Luft, überlagerten einander, nervös, hastig, panisch, gequält.
    »… Unser Regiment hat Feindberührung gehabt und wir fallen zurück, beziehungsweise, wir fielen zurück, glaube ich jedenfalls …«
    »Mein Knie! Verdammt, mein Knie!«
    »… Seine Hoheit der Prinz? Ich habe eine dringende Mitteilung von …«
    »Schicken Sie … äh … irgendjemanden! Wer auch immer gerade verfügbar ist … ist irgendjemand verfügbar?«
    »… die Königstreuen sind in schwere Gefechte verwickelt! Sie bitten um Erlaubnis, den Rückzug antreten zu dürfen …«
    »Was ist mit der Kavallerie passiert? Wo ist die Kavallerie?«
    »… Teufel, keine Menschen! Der Hauptmann ist tot und …«
    »Wir werden zurückgeschlagen!«
    »… kämpfen hart am rechten Flügel und brauchen dringend Verstärkung! Unbedingt Verstärkung …«
    »Helfen Sie mir! Bitte, helfen Sie mir!«
    »… und dann der Gegenangriff! Wir greifen über die gesamte Linie an …«
    »Ruhe!« West konnte in der grauen Düsternis etwas hören. Das Läuten von Pferdegeschirr. Der Nebel war nun so dicht, dass er höchstens noch dreißig Schritte weit sehen konnte, aber das Geräusch von Hufschlag war unverkennbar. Seine Hand schloss sich um das Heft seines Schwertes.
    »Die Kavallerie, sie kommt zurück!« Lord Smund sprang hastig vor.
    »Warten Sie!«, zischte West, aber Smund hörte nicht auf ihn. Der Oberst versuchte, das Grau mit den Augen zu durchdringen. Er sah die Umrisse von Reitern, die immer deutlicher zu erkennen waren. Die Umrisse ihrer Rüstungen, ihrer Sättel und ihrer Helme waren die der Königstreuen, und dennoch war da etwas an der Art, wie sie ritten – leicht gebeugt, viel zu locker. West zog sein Schwert. »Schützt den Prinzen«, stieß er hervor und machte einen Schritt auf Ladisla zu.
    »Sie da!«, rief Lord Smund dem vordersten Reiter zu. »Bereiten Sie Ihre Männer auf eine neue …« Das Schwert des Reiters fuhr mit einem hohlen, klackenden Geräusch in seinen Schädel. Eine Blutfontäne schoss hervor, schwarz im weißen Nebel, und die Reiter setzten zum Angriff an und brüllten, was ihre Lungen hergaben. Es waren entsetzliche, unheimliche, unmenschliche Laute. Smunds schlaffer Körper wurde von dem ersten Pferd aus dem Weg gestoßen und unter den Hufen des Tiers daneben zertrampelt. Es waren Nordmänner, kein Zweifel, die auf entsetzliche Weise immer klarer zu erkennen waren, als sie hoch aufragend aus dem Nebel auftauchten. Der vorderste Reiter trug einen dichten Bart, und langes Haar quoll unter einem schlecht sitzenden Unionistenhelm hervor. Er fletschte die gelben Zähne, und Pferd und Reiter hatten die Augen in wilder Raserei weit aufgerissen. Das schwere Schwert des Nordmanns fuhr nach unten und traf einen der Leibwächter des Prinzen zwischen die Schulterblätter, gerade als der seinen Speer fallen ließ und sich zur Flucht wenden wollte.
    »Beschützen Sie den Prinzen!«, schrie West. Dann brach Chaos aus. Ringsum donnerten Pferde an ihm vorbei, Reiter brüllten, schlugen mit Schwertern und Äxten um sich, Männer rannten in alle Richtungen, rutschten aus, fielen hin, wurden dort niedergestochen, wo sie gerade standen, oder dort niedergetrampelt, wo sie gerade lagen. Die schwere Luft war erfüllt vom Wind, den die vorbeipreschenden Reiter verursachten, von herumspritzendem Schlamm, Schreien, Angst und Schrecken.
    West tauchte schnell weg, um nicht unter die Hufe zu geraten, und fiel mit dem Gesicht voran in den Morast, schlug wirkungslos nach einem vorbeieilenden

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