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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der von den in der Hitze brütenden Kais ausging, machte alles nur noch schlimmer. Er zwang sich, die bittere Spucke in seinem Mund herunterzuwürgen, schloss die Augen und wandte das Gesicht dem wolkenlosen Himmel zu.
    Verdammt, ist das heiß.
Glokta hatte vergessen, wie warm es im Süden werden konnte. Es war schon spät im Jahr, und dennoch brannte die Sonne vom Himmel, und er war unter seinem langen schwarzen Mantel schweißüberströmt.
Die Kleidung der Inquisition ist sicherlich hervorragend dazu geeignet, bei einem Verdächtigen Angst auszulösen, aber in einer derart heißen Gegend ist sie leider eher unpraktisch.
    Praktikal Frost war sogar noch schlechter dran. Der riesenhafte Albino hatte jedes Stückchen seiner milchweißen Haut, das sonst der Sonne ausgesetzt gewesen wäre, sorgfältig verdeckt und trug sogar schwarze Handschuhe und einen breitkrempigen Hut. Er sah mit misstrauisch und unbehaglich zusammengekniffenen Augen zum strahlenden Himmel empor, und das breite, weiße Gesicht glänzte rund um die schwarze Maske vor Schweiß.
    Vitari wandte den beiden den Kopf zu. »Ihr zwei solltet mal öfter rausgehen«, brummte sie.
    Ein Mann in der schwarzen Kleidung der Inquisition wartete am Ende des Kais, wobei er sich Schatten suchend möglichst nah an einer bröckeligen Mauer hielt, aber trotzdem stark schwitzte. Ein großer, knochiger Mann mit hervortretenden Augen, dessen Hakennase sonnenverbrannt rot war und abpellte.
Das Willkommenskomitee? Nach der Größe zu urteilen, bin ich offenbar so gut wie gar nicht willkommen.
    »Ich bin Harker, der oberste Inquisitor der Stadt.«
    »Bis zu meiner Ankunft«, fiel ihm Glokta ins Wort. »Wie viele Leute haben Sie?«
    Der Inquisitor verzog das Gesicht. »Vier Inquisitoren und um die zwanzig Praktikale.«
    »Eine sehr kleine Einheit, um eine Stadt dieser Größe frei von Verrat zu halten.«
    Harkers Gesicht nahm einen noch beleidigteren Ausdruck an. »Wir sind bisher sehr gut zurechtgekommen.«
Ach, was Sie nicht sagen. Wenn man mal davon absieht, dass Ihnen der Superior abhanden gekommen ist, natürlich.
»Sind Sie zum ersten Mal in Dagoska?«
    »Ich habe einige Zeit im Süden verbracht.«
Die besten Tage meines Lebens, und die schlimmsten.
»Während des Krieges war ich in Gurkhul. Ich habe Ulrioch miterlebt.«
Völlig zerstört, nachdem wir die Stadt niedergebrannt hatten.
»Und ich war zwei Jahre lang in Schaffa.«
Wenn man die Zeit in den Gefängnissen des Imperators mitzählt. Zwei Jahre in brennender Hitze und lastender Dunkelheit. Zwei Jahre in der Hölle.
»Aber ich war noch nie in Dagoska.«
    »Hmpf«, schnaubte Harker, der sich nicht im Geringsten beeindruckt zeigte. »Sie sind in der Zitadelle untergebracht.« Er deutete mit dem Kinn zu dem großen Felsen hinüber, der über der Stadt aufragte.
Natürlich. Ganz sicher im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes.
»Ich führe Sie hin. Lord Statthalter Vurms und der Regierungsrat werden ihren neuen Superior baldmöglichst kennen lernen wollen.« Er wandte sich mit bitterem Gesichtsausdruck ab.
Sie glaubten wohl, den Posten selbst verdient zu haben? Tut mir gar nicht leid, dass ich Sie da enttäuschen muss.
    Harker hielt mit zügigem Schritt auf die Stadt zu. Praktikal Frost schlurfte mit angespannten Schultern neben ihm dahin und drängte sich so sehr an jedes kleine Stückchen Schatten, dass man hätte glauben können, die Sonne werfe mit winzigen Flammenpfeilen nach ihm. Vitari hüpfte im Zickzack über die Straße, als ob sie tanze, und blickte neugierig in die Fenster und die kleinen Nebenstraßen. Glokta hinkte hinterher; sein linkes Bein begann bereits vor Anstrengung zu brennen.
    »Der Krüppel schaffte nur drei Schritte in die Stadt, bevor er vornüberfiel und den Rest des Weges auf einer Bahre getragen werden musste, wobei er wie ein halb abgestochenes Schwein quiekte und nach Wasser schrie, während die Bürger, die er ja eigentlich in Angst und Schrecken versetzen sollte, ihn mit ungläubigen Blicken bedachten
…«
    Er verzog die Lippen, presste die verbliebenen Zähne auf das leere Zahnfleisch und zwang sich, mit den anderen Schritt zu halten. Der Griff seines Stocks bohrte sich in seine Handfläche, und sein Rückgrat gab bei jedem Schritt ein schmerzhaftes Klacken von sich.
    »Dies ist die Unterstadt«, brummte ihm Harker über die Schulter hinweg zu, »wo die Einheimischen leben.«
    Ein riesiger, kochender, staubiger, stinkender Elendsbezirk. Die Gebäude waren armselig und verkommen:

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