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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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natürlich schade.«
    Quai zuckte nur die Achseln, als ob er jeden Morgen irgendeinem Kerl eine Bratpfanne über den Schädel schlüge. Jezal vermutete, dass er dem kränklichen Narren dafür danken sollte, dass er ihm das Leben gerettet hatte, aber er fühlte sich gar nicht so sehr gerettet. Stattdessen versuchte er, die Laute so deutlich herauszubringen, wie es ging, ohne dass es zu sehr wehtat, und fragte fast noch flüsternd: »Wie schwimm iffeff?«
    »Mich hat es schon schlimmer erwischt.« Das war allerdings nur ein kleiner Trost. »Das wirst du ganz gut überstehen. Du bist noch jung. Arm und Bein werden schnell heilen.« Was so viel heißen sollte, schloss Jezal daraus, dass sein Gesicht das nicht tun würde. »Es ist immer hart, wenn man verletzt wird, und die erste Wunde ist die allerschlimmste. Ich habe bei jeder von diesen hier wie ein Wickelkind geheult.« Neunfinger deutete mit einer Handbewegung auf sein zernarbtes Gesicht. »Fast alle heulen, das ist Tatsache. Falls dir das ein bisschen hilft.«
    Tat es nicht. »Wie schwimm?«
    Neunfinger kratzte sich die dicken Bartstoppeln an der Wange. »Dein Kiefer ist gebrochen, du hast ein paar Zähne verloren, sie haben dir den Mund aufgerissen, aber wir haben dich ziemlich gut zusammengeflickt.« Jezal schluckte, er konnte kaum denken. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. »Es ist eine böse Verletzung, die du da abbekommen hast, noch dazu an einer üblen Stelle. Da es den Mund erwischt hat, kannst du nicht essen, nicht trinken, kaum ohne Schmerzen sprechen. Natürlich auch nicht küssen, aber das sollte hier draußen wohl nicht das große Problem sein, was?« Der Nordmann grinste, aber Jezal war nicht in der Stimmung, sich von seiner Heiterkeit anstecken zu lassen. »Eine ziemlich böse Verletzung. Eine Namenswunde nennt man es da, wo ich herkomme.«
    »Eine waff?«, machte Jezal und bedauerte das sofort, als der Schmerz seinen Kiefer hinaufleckte.
    »Eine Namenswunde, du weißt schon.« Neunfinger wackelte mit dem Stumpf seines Fingers hin und her. »Eine Wunde, nach der man seinen Namen erhält. Wahrscheinlich würde man dich Bruchkinn nennen, oder Schiefkopp oder Fehlzahn oder so was.« Er lächelte wieder, aber Jezal hatte seinen Humor auf dem Hügel zwischen den Steinen verloren, zusammen mit seinen ausgeschlagenen Zähnen. Am liebsten hätte er losgeheult, aber dabei verzog sich sein Mund, und die Stiche zerrten an seinen geschwollenen Lippen unter dem Verband.
    Neunfinger versuchte es noch einmal. »Du musst es von der guten Seite sehen. Die Wunde wird dich jetzt wahrscheinlich nicht umbringen. Wenn sich da Wundbrand entwickeln wollte, dann wäre das schon längst passiert, glaube ich.« Jezal glotzte mit entsetztem Blick, und seine Augen weiteten sich noch, als ihm klar wurde, was diese Bemerkung eigentlich bedeutete. Ihm wäre die Kinnlade heruntergeklappt, wenn sie nicht in ihrem zerschmetterten Zustand so straff bandagiert gewesen wäre. Würde ihn wahrscheinlich nicht umbringen? Der Gedanke, dass die Wunde sich entzünden könnte, war ihm noch überhaupt nicht gekommen. Wundbrand? In seinem
Mund
?
    »Ich mache dir die Sache gerade nicht leichter, was?«, murmelte Logen.
    Jezal bedeckte die Augen mit seiner gesunden Hand und versuchte zu weinen, ohne dass es ihn schmerzte. Stille Schluchzer ließen seine Schultern erbeben.
     
    Sie rasteten am Ufer eines großen Sees. Unruhiges graues Wasser unter einem dunklen Himmel, schwer wie voller blauer Flecken. Dräuendes Wasser, dräuender Himmel, alles scheinbar voller Geheimnisse, voller Bedrohungen. Trotzige Wellen schmatzten an den kalten Kieseln. Trotzige Vögel krächzten einander etwas über das Wasser zu. Trotziger Schmerz pulsierte durch jeden Winkel von Jezals Körper und wollte einfach nicht aufhören.
    Ferro hatte sich vor ihm hingehockt und zog wie immer ein finsteres Gesicht, als sie die Verbände löste, während Bayaz hinter ihr stand und ihr dabei zusah. Der Erste der Magi war aus seiner lähmenden Starre erwacht, wie es schien. Er hatte keinerlei Erklärung dafür gegeben, was sie ausgelöst hatte oder wieso er so plötzlich gesundet war, aber er sah noch immer krank aus. Älter denn je, wesentlich knochiger, die Augen waren eingesunken, die Haut wirkte irgendwie dünn, blass, beinahe durchscheinend. Aber Jezal hatte kein Mitgefühl für andere übrig, schon gar nicht für jenen, den er als Drahtzieher hinter seinem Unglück ansah.
    »Wo sind wir?«, murmelte er

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