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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zur Wand da, die Haut war schwarz vor Blutergüssen, beide Beine waren gebrochen. Ein weiterer war an den Handgelenken an der Decke angekettet worden, seine Knie berührten den Boden, sein Kopf hing matt herunter, und sein Rücken war blutrot von Peitschenstriemen. Vitari bückte sich und stupste einen der beiden mit dem Finger an. »Tot«, sagte sie schlicht. Sie wandte sich dem anderen zu. »Genau wie der hier. Die sind schon eine ganze Weile tot.«
    Das zuckende Licht fiel auf eine dritte Gefangene. Sie lebte noch.
Gerade eben.
Man hatte sie an Händen und Füßen in Eisen gelegt, ihr Gesicht war eingefallen vor Hunger, die Lippen vor Durst gesprungen, und sie hielt einige dreckige, Blut verkrustete Lumpen an die Brust gepresst. Ihre Hacken schrammten über den Boden, als sie versuchte, sich in die hinterste Ecke der Zelle zu drängen, während sie kaum wahrnehmbar auf Kantesisch vor sich hin brabbelte und sich eine Hand vors Gesicht hielt, um sich vor dem Licht zu schützen.
Ich erinnere mich. Es gibt nur eines, das schlimmer ist als die Dunkelheit – wenn das Licht kommt. Denn mit dem Licht kommen stets neue Fragen.
    Glokta runzelte die Stirn, während seine Augen von den zwei übel zugerichteten Leichen zu dem zusammengekauerten Mädchen glitten, und ihm wurde beinahe schwindlig von der Anstrengung, der Hitze, dem Gestank. »Das ist ja sehr hübsch. Was haben sie Ihnen erzählt?«
    Harker hielt sich die Hand vor Mund und Nase, als er einen zögernden Schritt in die Zelle hinein tat. Frost blieb direkt hinter ihm. »Noch nichts, aber ich …«
    »Aus diesen beiden werden Sie nun wohl nichts mehr herausholen, fürchte ich. Ich hoffe, sie hatten bereits ihre Geständnisse unterzeichnet.«
    »Ähm … nicht direkt. Superior Davoust hat sich nie so sehr für die Geständnisse dieser Braunhäute interessiert, wir haben eher nur, wissen Sie …«
    »Es war Ihnen nicht möglich, sie so lange am Leben zu halten, bis sie unterschrieben hätten?«
    Harker machte ein beleidigtes Gesicht.
Wie ein Kind, das grundlos von seinem Lehrer gezüchtigt wird.
»Das Mädchen ist ja noch da«, gab er schnippisch zurück.
    Glokta sah auf die Gefangene und leckte sich über die Stelle, wo einmal seine Vorderzähne gewesen waren.
Hier wurde ohne jegliche Methode vorgegangen. Ohne Ziel. Brutalität als Selbstzweck. Mir könnte fast schlecht werden, wenn ich denn heute schon etwas gegessen hätte.
»Wie alt ist sie?«
    »Vierzehn vielleicht, Herr Superior, aber ich verstehe nicht, wieso das von Bedeutung ist.«
    »Es ist deshalb von Bedeutung, Herr Inquisitor Harker, weil Verschwörungen in den seltensten Fällen von vierzehnjährigen Mädchen angeführt werden.«
    »Ich hielt es für das Beste, möglichst gründlich zu sein.«
    »Gründlich? Haben Sie ihnen überhaupt irgendwelche Fragen gestellt?«
    »Nun ja, ich …«
    Gloktas Stock fuhr Harker glatt über das Gesicht. Die plötzliche Bewegung bereitete dem Superior einen stechenden Schmerz in der Seite, und er verlor auf seinem schwachen Bein das Gleichgewicht und musste sich an Frosts Arm festhalten, um nicht zu stürzen. Der Inquisitor schrie vor Schmerz und Schreck auf, prallte gegen die Wand und rutschte in den Unrat auf dem Zellenboden.
    »Sie sind kein Inquisitor!«, zischte Glokta. »Sie sind ein verdammter Schlächter! Sehen Sie sich einmal den Zustand dieser Zelle an! Und Sie haben zwei unserer Zeugen getötet! Was nützen sie uns denn jetzt, Sie Narr?« Glokta beugte sich vor. »Es sei denn, dass genau dies in Ihrer Absicht lag! Vielleicht wurde Davoust ja auch von einem eifersüchtigen Untergebenen aus dem Weg geräumt? Einem Untergebenen, der dann die Zeugen zum Schweigen bringen wollte, wie, Harker? Vielleicht sollte ich mit meinen Untersuchungen direkt bei der Inquisition selbst beginnen!«
    Praktikal Frost überragte Harker drohend, als jener aufzustehen versuchte, und der Inquisitor drückte sich verängstigt wieder gegen die Wand, während etwas Blut aus seiner Nase tropfte. »Nein, nein! Bitte! Es war ein Unfall! Ich wollte sie nicht töten! Ich wollte nur herausfinden, was geschehen war!«
    »Ein Unfall? Sie sind entweder ein Verräter oder aber völlig unfähig, und ich habe für Menschen beider Art keinerlei Verwendung!« Glokta beugte sich noch weiter hinunter und ignorierte den Schmerz, der seinen Rücken hinaufschoss. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das seine breiten Zahnlücken zeigte. »Ich habe gehört, dass eine harte Hand besonders

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