Feuerklingen (First Law - Band 2)
Ellenbogen. »Lassen Sie mich Ihnen die Herrschaften vorstellen.«
Glokta ließ sich jedoch nicht von ihr führen. »Ich danke Ihnen, Frau Magisterin, aber ich glaube, das kann ich selbst erledigen.« Er schlurfte ohne Hilfe zum Tisch hinüber. »Sie sind sicherlich General Vissbruck, dem die Verteidigung der Stadt übertragen ist.« Der General war Mitte vierzig, mit leicht zurückgehendem Haarwuchs, und schwitzte stark in einer reich verzierten Uniform, die trotz der Hitze bis zum Kinn zugeknöpft war.
Ich erinnere mich an Sie. Sie waren in Gurkhul, im Krieg. Ein Major der Königstreuen, der allgemein als Trottel galt. Offenbar haben Sie sich erfolgreich hochgearbeitet, wie Trottel es in der Regel tun.
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte Vissbruck, der kaum von seinen Papieren aufblickte.
»Es ist stets ein Vergnügen, eine alte Bekanntschaft zu erneuern.«
»Sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Wir haben in Gurkhul zusammen gekämpft.«
»Haben wir?« Ein erschrecktes Zucken lief über Vissbrucks Gesicht. »Sie sind …
der
Glokta?«
»Ja, ich bin wohl tatsächlich, wie Sie sagen, genau
der.
«
Der General blinzelte. »Äh, ja, nun … Wie ist es Ihnen ergangen?«
»Sehr schmerzvoll im Ganzen, danke der Nachfrage, aber ich sehe, dass es für Sie sehr gut gelaufen ist, und das ist mir ein großer Trost.« Vissbrucks Lider zuckten, aber Glokta ließ ihm keine Zeit für eine Entgegnung. »Und das ist sicherlich Lord Statthalter Vurms. Es ist mir eine wahre Ehre, Euer Ehren.«
Der alte Mann erinnerte an ein Spottbild der Altersschwäche. Er wirkte in seinen Staatsgewändern eingefallen wie eine eingeschrumpelte Rosine mit pelziger Haut. Seine Hände schienen trotz der Hitze zu zittern, und sein Kopf war, abgesehen von einigen weißen Haarbüscheln, völlig kahl. Aus zusammengekniffenen, schwachen und entzündeten Augen blickte er zu Glokta auf.
»Was hat er gesagt?«, fragte der Lord Statthalter verwirrt. »Wer ist dieser Mann?«
General Vissbruck beugte sich vor, bis seine Lippen beinahe das Ohr des Alten berührten. »Superior Glokta, Euer Ehren! Der Nachfolger von Davoust!«
»Glokta? Glokta? Wo zur Hölle steckt denn dieser Davoust überhaupt?« Es machte sich niemand die Mühe zu antworten.
»Ich bin Korsten dan Vurms.« Der Sohn des Lord Statthalters nannte seinen Namen, als sei er ein Zauberwort, und bot Glokta seine Hand wie ein unbezahlbar kostbares Geschenk. Er war blond und gut aussehend, hatte sich lässig auf seinen Stuhl gefläzt, verströmte mit seinem leicht gebräunten Äußeren beste Gesundheit und war so geschmeidig und athletisch, wie sein Vater alt und hinfällig wirkte.
Ich verabscheue ihn schon jetzt.
»Wie ich erfahren habe, führten Sie einmal einen recht ordentlichen Degen.« Vurms sah mit spöttischem Lächeln an Glokta herunter. »Ich fechte selbst ein wenig, aber es gibt hier kaum jemanden, der mich herausfordern könnte. Vielleicht könnten wir einmal gegeneinander antreten?«
Ich würde ja nur zu gern, du kleiner Drecksack. Wenn ich noch so auf meinen Beinen wäre wie früher, würde ich dich in Grund und Boden rammen.
»Ich habe tatsächlich einmal gefochten, aber leider musste ich aufhören. Aus gesundheitlichen Gründen.« Glokta zeigte sein zahnloses Grinsen. »Aber ich kann Ihnen sicher einige gute Ratschläge geben, wenn Sie sich noch ein wenig verbessern wollen.« Vurms verzog das Gesicht, aber Glokta hatte sich schon dem nächsten Mann am Tisch zugewandt. »Sie müssen Haddisch Kahdia sein.«
Der Haddisch war ein hoch gewachsener, schlanker Mann mit langem Hals und müden Augen. Er trug eine weiße, schlichte Robe und hatte sich einen ebenso schlichten weißen Turban um den Kopf gewunden.
Er sieht keinen Deut wohler aus als die anderen Einheimischen in der Unterstadt, und dennoch umgibt ihn eine gewisse Würde.
»Ich bin Kahdia, und die Menschen von Dagoska haben mich gewählt, um hier für sie zu sprechen. Aber ich nenne mich nicht länger einen Haddisch. Ein Priester ohne Tempel ist kein Priester.«
»Müssen wir uns diese Tempelgeschichte schon wieder anhören?«, seufzte Vurms.
»Ich fürchte ja, solange ich Mitglied dieses Rats bin.« Wieder sah er Glokta an. »Also haben wir einen neuen Inquisitor in der Stadt? Einen neuen Teufel. Einen neuen Todesbringer. Ihr Kommen und Gehen interessiert mich nicht, Folterknecht.«
Glokta lächelte.
Er bekennt seinen Hass gegenüber der Inquisition, noch bevor er meine Instrumente sieht. Aber man kann kaum
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