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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Fußspuren den Berg hinauf zu den Zelten. Die Pfeife machte sich bereits bei ihm bemerkbar. Sein Kopf fühlte sich ganz leicht an, und seine Füße schwebten dahin. Seine Nase kam ihm nicht mehr kalt vor, sondern prickelte nur noch angenehm. Er hörte eine Frauenstimme sanft lachen. Er grinste und näherte sich den Zelten mit weiteren knirschenden Schritten. Warmes Licht drang durch eine schmale Lücke in den Planen des vordersten heraus. Das Gelächter wurde lauter.
    »Uh … uh … uh …«
    West runzelte die Stirn. Das klang gar nicht wie Lachen. Er kam näher, so leise er konnte. Ein anderes Geräusch drängte sich in seine verwirrten Gedanken. Ein sporadisches Knurren, wie von einem Tier. Er kam noch näher, beugte sich hinunter, um durch die Lücke zu spähen, und wagte dabei kaum zu atmen.
    »Uh … uh … uh …«
    Er sah den nackten Rücken einer Frau, der sich auf und nieder bewegte. Einen schmalen Rücken, und er sah, wie sich die Sehnen und die Erhebungen ihrer Wirbelsäule unter der Haut bewegten. Als er sich noch weiter vorbeugte, sah er auch ihr Haar, schmutzig braun und wirr. Cathil. Ein Paar sehniger Beine ragte unter ihr zu West hinüber, beinahe nahe genug, dass er sie hätte berühren können. Die breiten Zehen zuckten.
    »Uh … uh … uh …«
    Eine Hand glitt unter ihrer Achselhöhle durch, eine andere hinter ihrem Knie. Es gab ein lautes Stöhnen, und die Liebenden, wenn man sie denn so nennen wollte, tauschten geschmeidig die Plätze, sodass sie nun unten lag. West klappte der Mund auf. Jetzt konnte er seitlich den Kopf des Mannes sehen, und er starrte ihn an. Das kantige, stopplige Kinn war unverkennbar. Der Hundsmann. Sein Hintern streckte sich West entgegen und schob sich vor und zurück. Cathils Hand krallte sich um eine haarige Hinterbacke, und ihre Finger zogen sich im Gleichklang mit den Bewegungen zusammen.
    »Uh … uh … uh!«
    West hielt sich die Hand vor den Mund, während ihm die Augen aus den Höhlen traten, halb entsetzt, halb seltsam erregt. Er war hoffnungslos hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, zuzusehen oder aber davonzulaufen, und er entschied sich ohne nachzudenken für Letzteres. Hastig machte er einen Schritt zurück, verfing sich mit der Hacke in einer Zeltleine und fiel mit unterdrücktem Schrei der Länge nach hin.
    »Was, zur Hölle …?«, hörte er aus dem Zelt. Schnell richtete er sich wieder auf und wandte sich ab, dann begann er in der Dunkelheit durch den Schnee zu stolpern, als er hörte, wie der Zeltstoff zurückgeschlagen wurde. »Wer von euch Arschlöchern ist das?«, bellte die Stimme des Hundsmanns auf Nordisch. »Bist du das, Dow? Ich bring dich verdammt noch mal um!«

IM GEBIRGE
    »Die Geborstenen Höhen«, hauchte Bruder Langfuß mit vor Ehrfurcht bebender Stimme. »Wahrlich, ein überwältigender Anblick.«
    »Mir würden sie wahrscheinlich besser gefallen, wenn ich sie nicht überqueren müsste«, knurrte Logen.
    Dem wollte Jezal nicht im Geringsten widersprechen. Das Land hatte sich an jedem Tag ihres Ritts weiter verändert. Allmählich ansteigendes Grasland war einer sanft hügeligen Prärie gewichen, dann steilen Hügeln voller nackter Felsen und düsteren Grüppchen krüppliger Bäumchen. In der Ferne war der dunkelgraue Schatten des Gebirges zu erahnen, der mit jedem Morgen deutlicher und größer wurde, bis sich die Gipfel selbst in die düsteren Wolken zu bohren schienen.
    Und jetzt hatten sie den Schatten der Berge erreicht. Das lange Tal mit seinen windzerzausten Bäumen und dem gewundenen Bach, dem sie gefolgt waren, endete in einem Labyrinth verfallener Mauern. Dahinter lag der steile Anstieg zum rauen Vorgebirge, hinter dem sich die erste wahre Höhe der Berge erhob, der kantige Umriss zerklüfteter Felsen, stolz und großartig, die fernen Gipfel mit weißem Schnee bedeckt. Die schwindelerregende Vorstellung eines Kindes davon, wie ein Gebirge aussehen sollte.
    Bayaz ließ die harten grünen Augen über die verfallenen Mauerreste gleiten. »Hier stand einst eine starke Festung. Sie bezeichnete die westliche Grenze des Kaiserreichs, bevor sich erste Siedler über den Pass trauten und sich in den Tälern auf der anderen Seite niederließen.« Jetzt war dieser Ort die Heimstatt stachliger Unkräuter und kratziger Brombeeren. Der Magus kletterte vom Karren und setzte sich auf den Boden, streckte den Rücken und lockerte die Beine, das Gesicht dabei schmerzhaft verzogen. Er wirkte noch immer alt und krank, aber seit sie Aulcus

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