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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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»Wie Sie wollen, Sie befehlen hier.« Er stieß, sich von der speckigen Wand ab und schlenderte den Korridor hinunter. »Ein Ritter der Wacht, kommt sofort.«

DIE STELLUNG HALTEN
    »Haben Sie geschlafen?«, fragte Pike und kratzte sich die weniger verbrannte Seite seines Gesichts.
    »Nein. Sie?«
    Der zum Korporal erhobene Sträfling schüttelte den Kopf.
    »Seit Tagen schon nicht mehr«, murmelte Jalenhorm sehnsüchtig. Er beschattete die Augen mit der Hand und spähte zum nördlichen Hügelkamm hinüber, der sich unter dem eisengrauen Himmel als zackige, baumbestandene Linie abhob. »Ist Poulders Division bereits durch die Wälder abgerückt?«
    »Schon vorm Morgengrauen«, sagte West. »Wir sollten bald die Bestätigung erhalten, dass er seine Position erreicht hat. Und jetzt sieht es so aus, als würde auch Kroy abziehen. Zumindest seine Pünktlichkeit muss man lobend hervorheben.«
    Unterhalb von Burrs Befehlsstand, unten im Tal, nahm General Kroys Division die Schlachtordnung ein. Drei Regimenter der Königstreuen bildeten dabei die Mitte, flankiert von je einem Regiment aus Einberufenen, die auf erhöhtem Boden aufgestellt wurden, während die Kavallerie dahinter lauerte. Das Heer bot einen völlig anderen Anblick als Ladislas schlampig zusammengestellte Truppen. Die Bataillone bewegten sich fließend und in Reih und Glied marschierend nach vorn und trampelten durch Schlammlöcher, hohes Gras und die Schneeflecken in den Senken. Sie hielten sich auf den ihnen zugewiesenen Positionen und bildeten schließlich gut durchdachte Linien, die das Tal mit einer Art Netz aus Soldaten durchzogen. Die kühle Luft bebte vor entferntem Fußgetrappel, dem Schlagen der Trommeln und den kurz angebundenen Rufen der Offiziere. Alles verlief sauber und nach Plan.
    Lord Marschall Burr schlug die Zelttür beiseite, schritt nach draußen und erwiderte den vorschriftsmäßigen Gruß der verschiedenen Wachposten und Offiziere, die sich vor dem Zelt tummelten, mit einer kurzen Handbewegung.
    »Herr Oberst!«, knurrte er und sah finster zum Himmel empor. »Noch immer trockenes Wetter?«
    Die Sonne war ein wässriger heller Fleck über dem Horizont, der Himmel dick mit weißen Wolken verhangen, die an einigen Stellen eine dunkelgraue Tönung annahmen und sich über dem Hügel sogar bedrohlich schwarz färbten. »Im Augenblick ja«, sagte West.
    »Haben wir schon eine Meldung von Poulder?«
    »Nein, Herr Marschall. Aber sie kommen vielleicht auch nicht so leicht voran, das Gelände dort ist recht widerspenstig.« Nicht so widerspenstig wie Poulder selbst, dachte West, aber das laut zu sagen erschien ihm nicht angebracht.
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«
    »Ja, Herr Marschall, vielen Dank.« Zwar hatte West seit dem letzten Abend nichts mehr zu sich genommen, und selbst da nicht viel. Aber schon allein der Gedanke an Essen bereitete ihm Übelkeit.
    »Wenigstens einer von uns.« Burr legte sich die Hand mit griesgrämiger Miene auf den Bauch. »Verdammte Magengeschichte. Ich kriege einfach nichts hinunter.« Er verzog das Gesicht und stieß einen langen Rülpser aus. »Verzeihung. Und da geht es auch schon los.«
    General Kroy war offenbar endlich damit zufrieden, dass jeder Mann seiner Division genau die vorgeschriebene Position erreicht hatte, denn jetzt rückten die Soldaten unten im Tal allmählich vor. Eine kühle Brise kam auf und ließ die Standarten der Regimenter, die Flaggen der Bataillone, die Fähnchen der Kompanien schnalzen und flattern. Die wässrige Sonne blinkte auf geschärften Klingen und geschliffenen Rüstungen, schien auf goldene Borten und poliertes Holz, glitzerte auf Schnallen und Harnischen. Alle marschierten sie ordentlich im Verbund voran, eine stolze Zuschaustellung militärischer Macht, wie man sie sich schöner nicht hätte wünschen können. Hinter ihnen, weiter östlich im Tal, war eine hohe schwarze Steinwand hinter den Bäumen zu erkennen. Der am nächsten gelegene Turm der Festung von Dunbrec.
    »Was für ein Anblick«, raunte Burr. »Fünfzehntausend kampfbereite Männer, alle zusammengenommen, und noch einmal so viele da oben auf dem Abhang.« Er nickte zu der Reserve hinüber, den zwei Kavallerieregimentern, die abgesessen waren und unruhig unterhalb des Befehlsstands Aufstellung genommen hatten. »Hier oben noch einmal zweitausend, die auf ihren Einsatz warten.« Er sah zum Lager hinüber, das sich hinter ihnen befand: eine Stadt aus Zeltplanen, Karren, aufgetürmten Kisten und Fässern, die

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