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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Sonnenlicht huschte noch flinker über die Menschenmenge, und der Wind trug ein leises Rasseln heran. Auf dem Befehlsstand sprach niemand ein Wort. Jeder der Männer blickte durch sein Fernrohr oder blinzelte in die Sonne und versuchte herauszubekommen, was unten im Tal geschah. Sie alle wagten kaum zu atmen.
    Nach einer scheinbar schrecklich langen Zeit senkte Burr sein Fernrohr wieder. »Gut. Sie halten stand. Es sieht so aus, als hätten Ihre Nordmänner recht gehabt, West, und wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen, sogar ohne Poulder. Wenn er zu uns stößt, sollte es ein schnelles …«
    »Da oben«, murmelte West, »auf dem südlichen Hügelkamm.« Zwischen den Bäumen glänzte kurz etwas auf, dann ein zweites Mal. Metall. »Kavallerie, Herr Marschall. Darauf verwette ich mein Leben. Offenbar hatte Bethod dieselbe Idee wie wir, nur auf der anderen Seite.«
    »Verdammt noch mal!«, zischte Burr. »Schicken Sie eine Nachricht zu General Kroy, dass der Feind Reiter auf dem südlichen Abhang hat! Sagen Sie ihm, dass er diese Flanke stärken und sich von rechts auf einen Angriff vorbereiten muss!« Einer der Adjutanten sprang sofort in den Sattel und galoppierte auf Kroys Hauptquartier zu. Die Hufe seines Pferdes warfen kalte, nasse Erde auf.
    »Wieder versucht er, uns hereinzulegen, und ich wette, das war nicht das letzte Mal.« Burr schob das Fernrohr mit einem Klacken zusammen und stieß es gegen seine Handfläche. »Wir dürfen hier nicht scheitern, Oberst West. Nichts darf sich uns in den Weg stellen. Weder Poulders Hochmut oder Kroys Stolz noch die Winkelzüge des Feindes, nichts. Wir müssen hier und heute den Sieg davontragen. Wir dürfen nicht scheitern!«
    »Nein, Herr Marschall.« Aber West hatte keine rechte Vorstellung davon, was er tun könnte, um das zu verhindern.
     
    Die Unionssoldaten versuchten sich ruhig zu verhalten, was bedeutete, dass sie ungefähr so viel Lärm machten wie eine große Schafherde, die man zur Schur in einen Stall pferchte. Sie keuchten und schnauften, rutschten auf dem nassen Boden aus, ihre Rüstungen rasselten, und die Waffen schlugen gegen die niedrigen Zweige. Der Hundsmann schüttelte den Kopf, als er ihnen zusah.
    »Glücklicherweise ist hier draußen niemand, sonst hätte man uns schon längst gehört«, zischte Dow. »Diese Trottel könnten sich nicht mal an eine Leiche anschleichen.«
    »Das heißt nicht, dass du genauso viel Krach machen musst«, raunte Dreibaum, der ihnen vorausging, und dann winkte er sie alle zu sich heran.
    Es war ein seltsames Gefühl, wieder in so einer großen Gruppe unterwegs zu sein. Sie hatten die vierzig Carls von Espe bei sich, und zwar die verschiedensten Gestalten. Große und kleine Männer, Junge und alte, mit den unterschiedlichsten Waffen und Rüstungen, aber alle recht erfahren, soweit der Hundsmann das beurteilen konnte.
    »Halt!« Die Unionssoldaten kamen mit Klappern, Rasseln und Murmeln zum Stehen und begannen sich in einer Reihe aufzustellen, die sich über den höchsten Grat des Höhenrückens zog. Eine ziemlich lange Reihe, fand der Hundsmann, jedenfalls nach den vielen Männern zu urteilen, die er in den Wäldern verschwinden sah. Sie blieben am äußersten Ende. Er sah in den leeren Wald zu seiner Linken und runzelte die Stirn. Es war ein ziemlich einsamer Platz, das äußerste Ende einer Reihe.
    »Aber der sicherste«, murmelte er vor sich hin.
    »Was meinst du?«, fragte Cathil, die sich auf einen großen, umgekippten Baumstamm setzte.
    »Hier ist es sicher«, sagte er in ihrer Sprache und brachte ein Grinsen zustande. Er hatte immer noch nicht die geringste Ahnung, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Bei Tag gähnte zwischen ihnen eine riesige Kluft, was Herkunft, Alter und Sprache anging, eine Kluft, von der er sich nicht sicher war, ob man sie je überbrücken konnte. Seltsamerweise jedoch schwand diese Kluft in der Nacht völlig. Im Dunkeln verstanden sie sich blendend. Vielleicht würde es irgendwann einmal zwischen ihnen leichter werden, wenn die Zeit reif war, vielleicht auch nicht, dann war das eben so. Aber er war auf alle Fälle froh, dass sie da war. In ihrer Gegenwart fühlte er sich wieder wie ein richtiger Mensch, nicht nur wie ein Tier, das sich durch die Büsche schlug und versuchte, irgendwie aus einer Klemme herauszukommen, ohne gleich in die nächste zu schliddern.
    Er sah einen Unionsoffizier, der sich aus dem Kreise seiner Leute löste, auf sie zukam und sich vor Dreibaum aufbaute, einen

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