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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Weiße, die am nassen Abhang zu kleben schien. Hundsmann schluckte. Sein Mund war trocken. Er fühlte sich plötzlich unwohl, und das lag nicht allein an den Schanka, die dort unten warteten. Es war noch etwas anderes. Der Nebel kroch durch den Wald, ringelte sich um die Baumstämme und breitete sich vor ihren Augen immer weiter aus. Die Plattköpfe näherten sich allmählich, dunkle Schatten, die sich im Dämmerlicht bewegten.
    »Das gefällt mir nicht«, hörte er Dow sagen. »Das ist nicht normal.«
    »Ganz ruhig bleiben, Jungs!« Dreibaums tiefe Stimme. »Ganz ruhig!« Hundsmann fasste daraufhin wieder ein wenig Mut, aber das hielt nicht lange. Bald wiegte er den Oberkörper vor und zurück, und ihm war übel.
    »Nein, nein«, flüsterte Espe, dessen Augen plötzlich von einer Seite zur anderen glitten, als ob er einen Fluchtweg suchte. Hundsmann spürte, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten, wie seine Haut prickelte und sich seine Kehle zuschnürte. Eine namenlose Angst ergriff ihn, schwebte mit dem Nebel den Abhang hinauf – sie kroch durch den Wald, wirbelte um die Bäume, glitt unter dem Stamm hindurch, den sie als Deckung benutzten.
    »Er ist es«, hauchte Espe, die Augen so weit aufgerissen wie ein paar Stiefelschäfte, und er kauerte sich auf den Boden, als ob er Angst hätte, gehört zu werden. »Er ist es!«
    »Wer?«, krächzte der Hundsmann.
    Espe schüttelte nur den Kopf und drückte sich auf den kalten Boden. Der Hundsmann fühlte den überwältigenden Drang, dasselbe zu tun, aber er zwang sich aufzustehen, zwang sich, über den Stamm zu blicken. Ein Namhafter Mann, der sich wie ein Kind im Dunkeln fürchtete, ohne zu wissen, warum? Besser, man sah der Sache ins Gesicht, dachte er. Ein großer Fehler.
    Es war ein Schatten im Nebel, zu groß und zu aufrecht für einen Schanka. Ein großer, riesenhafter Mann, so groß wie Tul. Sogar noch größer. Ein Riese. Hundsmann rieb sich die wunden Augen und dachte, dass ihm vielleicht das Licht in der Dämmerung dort einen Streich spielte, aber das war nicht so. Er kam näher, dieser Schatten, und er nahm mehr und mehr Gestalt an, und je klarer er zu sehen war, desto schlimmer wurde die Angst.
    Er war viel herumgekommen, der Hundsmann, im ganzen Norden, aber er hatte noch nie etwas so Seltsames und Unnatürliches gesehen wie diesen Riesen. Die eine Hälfte seines Körpers war mit großen Platten einer schwarzen Rüstung bedeckt, voller Nieten und Bolzen, gehämmertes, geschärftes, getriebenes, mit Nägeln besetztes Metall. Die andere Hälfte war größtenteils nackt, abgesehen von den Gurten und Schnallen, die die Rüstung festhielten. Nackter Fuß, nackter Arm, nackte Brust, und überall traten hässlich dick die Muskelstränge hervor. Über seinem Gesicht saß eine Maske, eine Maske aus vernarbtem, schwarzem Eisen.
    Er näherte sich, er stieg aus dem Nebel auf, und der Hundsmann sah, dass die Haut des Riesen bemalt war. Blau gezeichnet mit winzigen Buchstaben. Jeder Zoll seiner Haut war mit Schriftzeichen bedeckt. Er trug keine Waffe, aber deswegen wirkte er dennoch schrecklich. Vielleicht sogar umso mehr. Für Waffen zeigte er Verachtung, selbst auf dem Schlachtfeld.
    »Bei den verdammten Toten«, hauchte der Hundsmann, und sein Mund stand ihm vor Entsetzen weit offen.
    »Ganz ruhig, Jungs«, knurrte Dreibaum. »Ganz ruhig.« Die Stimme des alten Kriegers war das Einzige, das den Hundsmann davon abhielt, einfach loszurennen und nie wieder zurückzukehren.
    »Er ist es!«, kreischte einer der Carls mit einer Stimme, so schrill und hoch wie ein Mädchen. »Es ist der Gefürchtete!«
    »Halt dein verdammtes Maul!«, war nun Espe zu hören. »Wir wissen, wer das ist!«
    »Pfeile!«, brüllte Dreibaum.
    Hundsmann zitterten die Hände, als er auf den Riesen anlegte. Irgendwie war es schwer, das zu tun, selbst aus dieser Entfernung. Er musste seine Hand dazu zwingen, die Sehne loszulassen, und dann prallte der Pfeil von der Rüstung ab und schwirrte in die Bäume, ohne Schaden anzurichten. Grimms Schuss war besser. Sein Pfeil bohrte sich sauber in die Seite des Riesen, verschwand tief in dem bemalten Fleisch. Er schien es nicht einmal zu bemerken. Noch mehr Pfeile schwirrten von den Bogen der Carls. Einer traf ihn in der Schulter, ein anderer durchschlug sein monströses Wadenbein. Der Riese gab keinen Ton von sich. Er kam weiter auf sie zu, so stetig wie das wachsende Gras und der Nebel und die Plattköpfe, und die Angst ging mit

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