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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sich. West folgte in respektvollem Abstand und schob sich hinter Burr durch die Zelttür, gefolgt von Jalenhorm.
    Marschall Burr lehnte sich über den Tisch, zog hastig eine Feder aus einem Tintenfass und ließ schwarze Tropfen auf das Holz regnen. »Reiten Sie hinauf in den Wald und suchen Sie General Poulder! Finden Sie heraus, was, zur Hölle, er da oben treibt, und melden Sie sich sofort wieder bei mir!«
    »Jawohl, Herr Marschall!«, quäkte der Offizier und nahm bebend Haltung an.
    Burrs Feder kritzelte Befehle auf das Papier. »Setzen Sie ihn davon in Kenntnis, dass er
unverzüglich
angreifen soll!« Er unterschrieb mit einem zornigen Handstreich und schob dem Adjutanten das Papier entgegen.
    »Natürlich, Herr Marschall!« Der junge Offizier eilte geschäftig aus dem Zelt.
    Burr wandte sich wieder den Landkarten zu, verzog jedoch das Gesicht, während eine Hand an seinem Bart zupfte und die andere auf den Bauch gepresst war. »Wo, verdammt noch mal, ist Poulder!«
    »Vielleicht ist er selbst angegriffen worden, Herr Marschall …«
    Burr rülpste, zog eine Grimasse, rülpste wieder und schlug so hart auf den Tisch, dass das Tintenfass einen Satz machte. »Verdammte, lästige Magengeschichte.« Sein dicker Finger tippte auf die Landkarte. »Wenn Poulder nicht bald kommt, müssen wir die Reserve einsetzen, hören Sie, West? Die Kavallerie hinunterschicken.«
    »Ja, Herr Marschall, natürlich.«
    »Wir dürfen einfach nicht scheitern.« Der Marschall runzelte die Stirn und schluckte. West hatte den Eindruck, als sei er plötzlich sehr blass geworden. »Wir dürfen nicht … dürfen nicht …« Er schwankte leicht und blinzelte.
    »Herr Marschall, geht es Ihnen …«
    »Buaaaah!« Und Marschall Burr beugte sich krampfartig vor und spuckte schwarzes Erbrochenes über den Tisch. Es klatschte gegen die Karten und färbte das Papier zornesrot. West stand wie gelähmt da, und ihm sackte das Kinn nach unten. Burr gurgelte, die Fäuste fest geballt auf den Tisch gestützt, zitterte am ganzen Körper, dann krampfte er sich erneut zusammen, und wieder floss Kotze auf den Tisch. »Guuurgh!« Damit sackte er zur Seite, roter Geifer troff von seiner Lippe, die Augen standen groß und geweitet im blassen Gesicht, und er taumelte rückwärts, wobei er eine blutige Karte mit sich riss.
    Endlich begriff West, was geschah, gerade rechtzeitig, um vorzuspringen und den schlaffen Körper des Lord Marschalls aufzufangen. Er stolperte durch das Zelt und bemühte sich nach Kräften, seinen Vorgesetzten zu stützen.
    »Scheiße!«, keuchte Jalenhorm.
    »Helfen Sie mir, verdammt noch mal!«, fauchte West. Der massige Mann eilte zu ihm und nahm Burrs anderen Arm. Gemeinsam zogen und hoben sie ihn auf sein Bett. West knöpfte dem Marschall die Jacke auf und lockerte seinen Kragen. »Eine Magenkrankheit«, murmelte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Er klagt schon seit Wochen darüber …«
    »Ich hole den Arzt!«, krächzte Jalenhorm.
    Bevor er sich zum Gehen wenden konnte, hielt West ihn fest. »Nein.«
    Der Hauptmann starrte ihn an. »Was?«
    »Wenn bekannt wird, dass er krank ist, bricht hier Panik aus. Dann machen Poulder und Kroy, was sie wollen. Das ganze Heer könnte auseinanderbrechen. Niemand darf davon erfahren, bis die Schlacht vorüber ist.«
    »Aber …«
    West stand auf, legte Jalenhorm die Hand auf die Schulter und sah ihm fest in die Augen. Er wusste bereits, was zu tun war. Er würde nicht wieder zusehen, während eine Katastrophe ihren Lauf nahm. »Hören Sie mir zu. Wir müssen den Plan weiter verfolgen. Wir müssen einfach.«
    »Wer muss das?« Jalenhorm sah sich mit wildem Blick im Zelt um. »Sie und ich, ganz allein?«
    »Wenn es nicht anders geht, ja.«
    »Aber hier geht es um das Leben eines Menschen!«
    »Hier geht es um das Leben Tausender Menschen«, zischte West. »Wir dürfen nicht scheitern, Sie haben ihn gehört.«
    Jalenhorm war beinahe so blass geworden wie Burr. »Aber ich glaube nicht, dass er meinte …«
    »Vergessen Sie nicht, dass Sie mir noch etwas schulden.« West beugte sich noch weiter zu Jalenhorm. »Ohne mich lägen Sie unter einem Haufen Leichen und würden nördlich des Cumnur verrotten.« Ihm fiel es nicht leicht, aber es musste sein, und für Nettigkeiten war keine Zeit. »Haben wir uns verstanden, Herr Hauptmann?«
    Jalenhorm schluckte. »Ja, Herr Oberst, ich glaube.«
    »Gut. Sie behalten Marschall Burr im Auge, ich kümmere mich um die Lage dort draußen.« West stand auf und ging

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