Feuerklingen (First Law - Band 2)
Ihre Aufgabe, das herauszufinden? Ich hatte hier zu tun. Saufen.«
Es fällt nicht schwer, das zu glauben.
»Was halten Sie von unserem gemeinsamen Freund, General Vissbruck?«
Cosca zog die Schultern hoch und rutschte noch ein bisschen tiefer. »Der Kerl ist ein Kind. Der spielt Soldat. Spielt mit seiner kleinen Burg und seiner kleinen Befestigung, wo doch die große Mauer wirklich entscheidend sein wird. Wenn die verloren geht, ist das Spiel vorbei, würde ich sagen.«
»Dasselbe habe ich auch gedacht.«
Vielleicht könnte die Verteidigung der Stadt doch in schlechteren Händen sein.
»Die Arbeit an der Landmauer hat bereits begonnen, ebenso an dem Graben, der dahinter liegt. Ich möchte ihn gegebenenfalls fluten.«
Cosca hob eine Augenbraue. »Gut. Fluten Sie ihn. Die Gurkhisen haben für Wasser nicht viel übrig. Sind auch schlechte Seeleute. Fluten Sie ihn. Sehr gut.« Er legte den Kopf in den Nacken und saugte die letzten Tropfen aus der Flasche, warf sie dann auf den schmutzigen Fußboden und wischte sich den Mund mit einer schmierigen Hand ab, die er dann wiederum an seinem schweißfleckigen Hemd abrieb. »Wenigstens einer scheint zu wissen, was getan werden muss. Vielleicht werden wir, wenn die Gurkhisen angreifen, doch länger als ein paar Tage gegen sie bestehen können?«
Vorausgesetzt, dass wir nicht zuvor verraten werden.
»Man weiß nie, vielleicht greifen die Gurkhisen auch gar nicht an.«
»Oh, ich hoffe doch.« Cosca griff unter seinen Stuhl und zog eine weitere Flasche hervor. Seine Augen glänzten, als er den Korken mit den Zähnen herauszog und ihn quer durch den Raum spuckte. »Ich bekomme das Doppelte, sobald die Kämpfe beginnen.«
Der Abend brach an, und eine gnädige Brise wehte durch den Audienzsaal. Glokta lehnte an der Wand neben dem Fenster und sah zu, wie die Schatten über der Stadt unter ihm immer länger wurden.
Der Lord Schatzkanzler ließ ihn warten.
Er möchte mir wohl zeigen, dass er immer noch das Sagen hat, egal, was der Geschlossene Rat auch verfügt haben mag.
Aber Glokta machte es nichts aus, eine Weile zur Untätigkeit gezwungen zu sein. Der Tag war anstrengend gewesen, mit dem Rundgang durch die Stadt in der brütenden Hitze und der Inspektion der Mauern, der Tore, der Truppen. Mit all den Fragen, die er gestellt hatte.
Fragen, auf die niemand eine befriedigende Antwort wusste.
Sein Bein pochte, sein Rücken schmerzte, seine Hand war wund, nachdem sie den ganzen Tag den Stock umklammert hatte.
Aber es ist nicht schlimmer als gewöhnlich. Ich stehe noch aufrecht. Insgesamt war es ein guter Tag.
Die glühende Sonne wurde durch schmale Streifen einer orangefarbenen Wolke verhüllt. Darunter glitzerte ein langer Streifen Meer silbern im letzten Tageslicht. Die Landmauern hatten die wackligen Behausungen der Unterstadt bereits in Düsternis gehüllt, die Schatten der hohen Türmchen des großen Tempels legten sich über die Dächer der Oberstadt und krochen über die Felsschulter auf die Zitadelle zu. Die Hügel auf dem Festland waren nur noch andeutungsweise zu sehen und voller Schatten.
Vermutlich wimmelt es dort vor gurkhisischen Soldaten. Die uns sicherlich ebenso beobachten wie wir sie. Die zusehen, wie wir unsere Gräben ausheben, unsere Mauern ausbessern und unsere Tore erneuern. Wie lange werden sie sich damit zufrieden geben? Wie lange noch, bis für uns alle die Sonne untergeht?
Die Tür öffnete sich. Glokta wandte den Kopf und zuckte zusammen, als die Bewegung ein vernehmliches Knacken in seinem Genick verursachte. Es war der Sohn des Lord Statthalters, Korsten dan Vurms. Bedächtig schloss er die Tür hinter sich und spazierte wichtigtuerisch durchs Zimmer, wobei die Metallbeschläge seiner Absätze auf dem Mosaikboden klackten.
Ah, die Blume der jungen Edlen unserer Union. Ein Hauch von Ehrenhaftigkeit umweht uns. Oder hat nur gerade jemand gefurzt?
»Herr Superior Glokta! Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen.«
»Doch, das haben Sie«, sagte Glokta, während er zum Tisch hinüberschlurfte. »Das passiert nun einmal, wenn jemand zu einem Treffen zu spät erscheint.«
Ein leichter Schatten zog über Vurms’ Gesicht. »Dann entschuldige ich mich«, sagte er in möglichst unentschuldigendem Ton. »Wie gefällt Ihnen unsere Stadt?«
»Sie ist heiß und voller Stufen.« Glokta ließ sich auf einen der reich verzierten Stühle sinken. »Wo ist der Lord Statthalter?«
Vurms’ Miene verdüsterte sich noch mehr. »Ich bedauere, aber meinem Vater
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