Feuerklingen (First Law - Band 2)
worden war, eine Leistung sei, auf die man ununterbrochen stolz sein konnte. Er war anziehend, nett anzusehen und zickig wie eine Prinzessin. Ferro lächelte grimmig in sich hinein. Die Prinzessin der Union, das war er. Sie hasste gut aussehende Menschen noch mehr als die hässlichen. Schönheit war nie zu trauen.
Man hätte allerdings die ganze Welt nach einem Kerl absuchen können, der weniger schön war als dieser neunfingrige Drecksack. Er hing zusammengesunken im Sattel wie ein großer Sack Reis. Seine Bewegungen waren langsam, wenn er sich kratzte, schnüffelte oder wie eine große Kuh kaute. Er versuchte so zu wirken, als ob er nichts Mörderisches in sich hatte, keine wilde Wut, keinen Teufel. Sie wusste es besser. Er nickte ihr zu, und sie antwortete darauf mit einem finsteren Blick. Er war ein Teufel, der sich unter einer Kuhhaut verbarg, aber sie ließ sich davon nicht täuschen.
Aber immer noch besser als der verdammte Wegkundige. Der ununterbrochen redete, ununterbrochen lächelte und ununterbrochen lachte. Ferro hasste Reden und Lächeln und Lachen, eins mehr als das andere. Ein blöder kleiner Kerl mit seinen Geschichten. Hinter all seinen Lügen schmiedete er irgendwelche Ränke und beobachtete sie alle, das spürte sie.
Dann blieb noch der Erste der Magi, und ihm traute sie am allerwenigsten. Sie sah, wie seine Augen zum Karren hinüberglitten. Zu dem Sack, in den er die Kiste gesteckt hatte. Diese viereckige, graue, schmucklose, schwere Kiste. Er dachte wohl, dass niemand das Ding gesehen hatte, aber sie hatte aufgepasst. Der und seine Geheimnisse. Kahler Drecksack, mit seinem dicken Hals und dem hölzernen Stab, der immer so tat, als habe er sein ganzes Leben lang nur Gutes gewirkt, als ob er gar nicht wüsste, wie man einen Menschen in Stücke zerspringen lassen konnte.
»Verdammte Scheiß-Rosigs«, murmelte sie leise vor sich hin. Dann beugte sie sich vor und spuckte auf den Weg, und ihre Augen brannten beinahe Löcher in die fünf Rücken, die vor ihr her ritten. Wieso hatte sie sich von Yulwei zu diesem Irrsinn überreden lassen? Zu einer Reise in den kalten Westen, wo sie nichts verloren hatte. Sie hätte im Süden bleiben und gegen die Gurkhisen kämpfen sollen.
Um sie für das bezahlen zu lassen, was sie ihr angetan hatten.
Während sie leise Yulweis Namen verfluchte, folgte sie den anderen hinauf zur Brücke. Sie wirkte uralt – narbige Steine, mit Flechten bewachsen und mit tiefen Furchen an den Stellen, wo die Räder eines Karrens normalerweise rollten. Tausende von Jahren waren hier wohl Wagen gefahren, hin und zurück. Der Strom gurgelte unter dem einzigen Brückenbogen dahin, bitterkaltes Wasser, das schnell floss. Neben der Brücke stand eine niedrige Hütte, die über die langen Jahre in die Landschaft hineingewachsen zu sein schien. Aus ihrem Schornstein stieg ein kleiner Rauchfaden auf, den der schneidende Wind über das Land blies. Ein einzelner Soldat stand davor. Hatte wahrscheinlich irgendwann mal Pech gehabt. Er hatte sich gegen die Mauer gelehnt und war in einen schweren Mantel gehüllt, der Wind riss an dem Pferdeschweif auf seinem Helm, und neben ihm lehnte unbeachtet sein Speer.
»Wir reiten hinaus auf die Ebene und ziehen in Richtung Darmium.«
»Kann ich nicht empfehlen. Ist gefährlich da oben.«
Bayaz lächelte. »Gefahren bergen auch Gewinne.«
»Gewinne halten keinen Pfeil auf, mein Freund.« Der Soldat sah sie alle einen nach dem anderen von oben bis unten an und schniefte. »Ihr seid aber ein ziemlich gemischter Haufen, was?«
»Ich nehme alle guten Kämpfer, die ich finde.«
»Klar.« Er sah zu Ferro hinüber, und sie blickte böse zurück. »Ihr seid sicher alle ziemlich hart, aber dennoch lauern auf der Ebene tödliche Gefahren, heute mehr denn je. Einige Kauffahrer wagen sich immer noch hinaus, aber sie kehren nicht zurück. Dieser Verrückte, Cabrian, hat dort Räubertruppen, die auf Plünderung aus sind. Scario und Goltus auch, sie sind keinen Deut besser. Wir versuchen, auf dieser Seite des Flusses zumindest ein wenig für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen, aber da oben seid Ihr ganz allein auf Euch gestellt. Für Euch wird es keine Hilfe geben, wenn man Euch da draußen erwischt.« Er schniefte wieder. »Überhaupt keine Hilfe.«
Bayaz nickte grimmig. »Wir werden auch nicht darum bitten.« Er spornte sein Pferd an, und es trabte über die Brücke und auf den Pfad, der auf der anderen Seite begann. Die anderen folgten ihm, erst Langfuß,
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