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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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erwartet habe. Dann ist das schon mal ein Punkt weniger, über den ich mir in dieser verworrenen Lage Sorgen machen muss.
»Es sei denn, Sie rechnen die Einheimischen mit«, fügte Vurms hinzu, als sei dies nicht von Bedeutung.
    Glokta hielt kurz den Atem an. »Und wovon werden sie leben, wenn die Gurkhisen die Stadt belagern?«
    Vurms zuckte die Achseln. »Darüber habe ich eigentlich bisher noch nicht nachgedacht.«
    »Tatsächlich nicht? Was wird denn wohl passieren, Ihrer Meinung nach, wenn sie zu hungern beginnen?«
    »Nun ja …«
    »Dann bricht das Chaos aus! Wir können die Stadt nicht halten, wenn vier Fünftel der Einwohner gegen uns stehen!« Glokta saugte voller Verachtung an seinem leeren Zahnfleisch. »Sie werden zu den Kaufleuten gehen und Verpflegung für sechs Monate sichern! Für alle! Ich will jeden hier für ein halbes Jahr versorgt sehen, bis hinunter zu den Ratten in den Abwasserkanälen!«
    »Wer bin ich denn?«, gab Vurms hochnäsig zurück. »Ihr Laufbursche?«
    »Ich würde sagen, Sie sind, was immer ich Ihnen sage.«
    Nun war jeder Hauch von Freundlichkeit aus Vurms’ Gesicht verschwunden. »Ich bin der Sohn eines Lord Statthalters! Ich verbitte es mir, dass in diesem Ton mit mir gesprochen wird!« Die Beine seines Stuhls kreischten wütend über den Fußboden, als er aufsprang und auf die Tür zumarschierte.
    »Schön«, machte Glokta, »es geht jeden Tag ein Schiff nach Adua. Ein schnelles Schiff, das seine Ladung direkt zum Haus der Befragungen bringt. Dort wird man tatsächlich einen ganz anderen Ton Ihnen gegenüber anschlagen, glauben Sie mir. Ich reserviere gern eine Koje für die Überfahrt für Sie.«
    Vurms blieb wie angewurzelt stehen. »Das würden Sie nicht wagen!«
    Glokta lächelte. Sein Ekel erregendstes, gehässigstes, zahnlückigstes Lächeln. »Sie müssten sehr mutig sein, um wirklich Ihr Leben darauf zu wetten, was ich wage oder nicht. Wie mutig sind Sie denn?« Der junge Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, konnte Gloktas starrem Blick aber nicht lange standhalten.
Das dachte ich mir. Er erinnert mich an meinen Freund, Hauptmann Luthar. Alles nur schöner Schein und viel Arroganz, aber ohne wahre Charakterstärke, die sie von innen stützt. Wenn man ihn mit einer Nadel anpiekst, dann sinkt er in sich zusammen wie ein undichter Weinschlauch.
    »Nahrungsmittel für sechs Monate. Sechs Monate für alle Einwohner. Und sorgen Sie dafür, dass das schnell geschieht.«
    »Natürlich«, knurrte Vurms, der noch immer grimmig zur Tür blickte.
    »Dann können wir mit dem Wasser weitermachen. Mit den Brunnen, den Zisternen, den Pumpen. Die Menschen werden ja etwas brauchen, mit dem sie all die harte Arbeit hinunterspülen können, nicht wahr? Sie werden mir jeden Morgen Bericht erstatten.«
    Vurms ballte die Fäuste und lockerte sie wieder, seine Kiefermuskeln mahlten. »Natürlich«, brachte er heraus.
    »Natürlich. Sie können gehen.«
    Glokta sah ihm nach, als er davonstolzierte.
Jetzt habe ich mit zweien von vieren gesprochen. Mit zweien von vieren, und ich habe mir zwei Feinde gemacht. Ich werde Verbündete brauchen, wenn ich hier Erfolg haben will. Ohne Verbündete werde ich nicht überleben, ganz gleich, welche Dokumente ich mit mir führe. Ohne Verbündete werde ich die Gurkhisen nicht aufhalten können, wenn sie beschließen, die Stadt zu erobern. Und schlimmer noch, ich weiß immer noch nicht, was mit Davoust geschah. Ein Superior der Inquisition, der sich einfach in Luft aufgelöst hat. Hoffen wir mal, dass der Erzlektor Geduld haben wird.
    Hoffen. Erzlektor. Geduld.
Glokta verzog das Gesicht.
Das waren drei Begriffe, die überhaupt nicht zusammenpassten.

TRAU KEINEM
    Das Rad des Karrens drehte sich einmal um die Achse und quietschte. Es machte eine neuerliche Umdrehung und quietschte wieder. Verdammtes Rad. Verdammter Karren. Sie richtete ihre Verachtung vom Karren selbst auf seinen Lenker.
    Verdammter Lehrling. Sie traute ihm nicht so weit, wie sie ihn werfen konnte. Seine Augen tanzten unruhig zu ihr hinüber, ruhten einen beleidigend langen Moment auf ihr und tanzten dann weiter. Als ob er etwas über Ferro wusste, von dem sie selbst keine Ahnung hatte. Das machte sie wütend. Sie wandte den Blick von ihm ab, sah hinüber zu dem Pferd ganz vorn und zu seinem Reiter.
    Verdammtes Unionistenbürschchen. Allein wie er im Sattel saß, kerzengerade aufgerichtet, wie ein König auf seinem Thron. Als ob die Tatsache, dass er mit einem hübschen Gesicht geboren

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