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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ihre Fragen ärgerten ihn. Das war gut. Es bedeutete, dass es die richtigen waren.
    »Du wirst schon merken, wenn ich mit ihnen aufhöre. Wer ist Khalul?«
    »Khalul gehörte zum Orden der Magi«, knurrte Bayaz. »Er war einer meines Ordens, der zweite von Juvens’ zwölf Lehrlingen. Er neidete mir meinen Platz und dürstete stets nach Macht. Er brach das Zweite Gebot, um sie zu erlangen. Er verzehrte das Fleisch von Menschen und brachte andere dazu, es ihm gleichzutun. Er erhob sich zum falschen Propheten und brachte die Gurkhisen mit List und Tücke dazu, ihm zu dienen. Das ist Khalul. Dein Feind – und der meine.«
    »Was ist der Samen?«
    Ein Zucken lief plötzlich über das Gesicht des Magus. Wut, und vielleicht auch ein winziger Hauch von Angst. Dann wurde sein Gesicht sanft. »Was das ist?« Er lächelte sie an, und sein Lächeln beunruhigte sie mehr, als all sein Zorn es zuvor getan hatte. Er beugte sich zu ihr hinüber, bis niemand außer ihr ihn hören konnte. »Er ist das Werkzeug deiner Rache. Unserer Rache. Aber er ist gefährlich. Schon allein davon zu sprechen ist gefährlich. Da sind jene, die immer zuhören. Es wäre klug, wenn du deinen Fragen Einhalt gebieten würdest, bevor die Antworten uns alle verbrennen.« Wieder gab er seinem Pferd die Sporen und ritt nun der Gemeinschaft allein voran.
    Ferro blieb zurück. Sie hatte für den Moment genug erfahren. Genug, um dem Ersten der Magi noch weniger zu trauen als zuvor.
     
    Eine Mulde im Boden, nicht mehr als vier Schritt im Durchmesser. Eine Bodensenke, umgeben von einem niedrigen Wall feuchter, dunkler Erde voller knotiger Graswurzeln. Das war der beste Platz, den sie für ein Nachtlager hatten finden können, und sie konnten von Glück sagen, dass sie überhaupt darauf gestoßen waren.
    Es war das größte Merkmal der Landschaft, das Ferro den ganzen Tag zu Gesicht bekommen hatte.
    Das Feuer, das Langfuß in Gang gebracht hatte, brannte inzwischen recht gut, die Flammen leckten hell und hungrig am Holz, knisterten und zuckten zur Seite, wenn ein Windstoß die Senke hinunterfegte. Die fünf Rosigs hatten sich darum herumgeschart und saßen zusammengekauert und aneinandergedrängt da, um möglichst warm zu bleiben. Das Licht schien hell auf ihre verbissenen Gesichter.
    Langfuß war der Einzige, der sprach. Sein Gerede drehte sich nur um seine eigenen großen Taten. Dass er hier oder dort gewesen war. Dass er dieses oder jenes wusste. Dass er ein bemerkenswertes Talent für dieses oder jenes besaß. Ferro hing sein Gerede bereits gründlich zum Hals heraus, und das hatte sie ihm auch schon zweimal gesagt. Das erste Mal hatte sie eigentlich gedacht, sie hätte sich klar und deutlich ausgedrückt. Beim zweiten Mal hatte sie dafür gesorgt, dass das tatsächlich so war. Ihr würde er von seinen blöden Reisen nichts mehr erzählen, aber die anderen ertrugen das Geschwätz weiterhin schweigend.
    Es war noch Platz für sie dort unten am Feuer, aber sie wollte nicht. Sie wollte oberhalb der anderen im Gras sitzen, im Schneidersitz am Rand der Senke. Es war kalt hier oben im Wind, und sie zog sich die Decke fester um die frierenden Schultern. Es war eine seltsame und beängstigende Erfahrung zu frieren. Sie hasste es.
    Aber ihr war lieber kalt, als dass sie Gesellschaft ertrug.
    Und so saß sie abseits, schmollend und schweigsam, und sah zu, wie das Licht aus dem drohenden Himmel wich und die Dunkelheit über das Land kroch. Von der Sonne war jetzt nur noch ein ganz schwaches Schimmern am weit entfernten Horizont zu sehen. Der letzte Glanz fasste nach den Rändern der schweren Wolken.
    Der große Rosig stand auf und sah sie an. »Wird dunkel«, sagte er.
    »Hm.«
    »Das ist wohl immer so, wenn die Sonne untergeht, was?«
    »Hm.«
    Er kratzte sich am Hals. »Wir müssen Wachen aufstellen. Nachts könnte es hier gefährlich werden. Wir sollten abwechselnd aufpassen. Ich übernehme die erste Wache, dann Luthar …«
    »Ich halte Wache«, knurrte sie.
    »Mach dir keine Sorgen. Du kannst schlafen, ich wecke dich später.«
    »Ich schlafe nicht.«
    Er starrte sie an. »Was, niemals?«
    »Nicht oft.«
    »Das erklärt vielleicht ihre Laune«, brummte Langfuß.
    Er hatte es nur leise sagen wollen, aber Ferro hörte ihn doch. »Meine Laune geht niemanden was an, du Narr.«
    Der Wegkundige entgegnete nichts, als er sich in seine Decke wickelte und neben dem Feuer ausstreckte.
    »Willst du als Erste?«, fragte Neunfinger. »Dann tu das, aber weck mich nach ein paar

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