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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ließ sich aus dem Sattel gleiten und ergriff die Rechte des Leutnants mit beiden Händen. Es tat gut, ihn hier zu sehen. Ein aufrechtes, ehrliches, vertrauenswürdiges Gesicht. Eine Erinnerung an ein früheres Leben, als West sich noch nicht unter die Großen der Welt gemischt hatte und alles noch viel einfacher gewesen war. »Wie geht es Ihnen. Jalenhorm?«
    »Ganz gut, Herr Oberst, danke der Nachfrage. Ich habe nur mal eine Runde durchs Lager gedreht, um die Warterei ein bisschen abzukürzen.« Der große Mann formte die Hände zu einer Schüssel und blies hinein, dann rieb er die Flächen aneinander. »Nur, um warm zu bleiben.«
    »So ist der Krieg, meiner Erfahrung nach. Viel Warterei unter unangenehmen Bedingungen. Sehr viel Warterei, unterbrochen von Augenblicken größten Entsetzens.«
    Jalenhorm grinste trocken. »Dann können wir uns ja noch auf etwas freuen. Wie läuft es im Stab des Prinzen?«
    West schüttelte den Kopf. »Als gäbe es einen Wettbewerb darin, wer in Arroganz, Unwissenheit und Verschwendungssucht die anderen übertreffen kann. Wie geht es Ihnen? Wie gefällt Ihnen das Lagerleben?«
    »Wir sind gar nicht so übel dran. Aber einige der Einberufenen tun mir leid. Sie sind nicht in der Verfassung, um zu kämpfen. Wie ich hörte, sind einige der Älteren in der letzten Nacht erfroren.«
    »Das kommt vor. Hoffen wir, dass man sie tief genug begräbt, und in ausreichender Entfernung von uns anderen.« West konnte seinem Gegenüber ansehen, dass er ihn für herzlos hielt, aber es war nun einmal so. In Gurkhul waren nur wenige der Toten tatsächlich den großen Schlachten zum Opfer gefallen, vielmehr Unfällen, Krankheiten oder Wundbrand nach kleinen Verletzungen. Irgendwann nahm man das hin. Und bei der schlechten Ausrüstung einiger Einberufener? Sie würden jeden Tag einige Männer begraben. »Wie sieht es mit Ihnen aus? Brauchen Sie irgendetwas?«
    »Da gäbe es wirklich etwas. Mein Pferd hat in diesem Morast ein Hufeisen verloren, und ich habe versucht, jemanden zu finden, der es neu beschlagen kann.« Jalenhorm breitete die Hände aus. »Ich mag mich irren, aber ich glaube, im ganzen Lager haben wir nicht einen Hufschmied.«
    West starrte ihn an. »Keinen einzigen?«
    »Ich konnte jedenfalls keinen finden. Es gibt Schmieden, Ambosse, Hämmer und alles, aber … niemanden, der mit ihnen umzugehen weiß. Einer der Quartiermeister sagte mir, General Poulder habe sich geweigert, uns einen seiner Schmiede zu überlassen, ebenso wie General Kroy. Und so«, Jalenhorm zuckte die Achseln, »haben wir eben keinen.«
    »Und niemand hat sich die Mühe gemacht, das zu überprüfen?«
    »Wer denn?«
    West spürte den vertrauten Kopfschmerz hinter seinen Augäpfeln einsetzen. Pfeile brauchen Spitzen, Klingen müssen geschärft werden, Waffen und Sättel und die Versorgungskarren erfordern gelegentlich eine Reparatur. Ein Heer ohne einen Schmied ist genauso gut oder schlecht wie ein Heer ohne Waffen. Und jetzt saßen sie hier in diesem eiskalten Land, meilenweit entfernt von jeder Siedlung. Es sei denn …
    »Wir sind doch auf dem Weg hierher an einer Strafkolonie vorbeigekommen.«
    Jalenhorm kniff die Augen zusammen, während er sich zu erinnern suchte. »Ja, eine Eisengießerei, glaube ich. Hinter den Bäumen habe ich Rauch gesehen.«
    »Dort sollte es doch wohl einige geschickte Arbeiter geben, die mit Metall umzugehen wissen.« Jalenhorm hob die Augenbrauen. »Einige verbrecherische Arbeiter.«
    »Ich nehme, was ich bekommen kann. Heute fehlt Ihrem Pferd ein Hufeisen, und morgen haben wir vielleicht keine Waffen zum Kämpfen! Trommeln Sie ein Dutzend Leute zusammen und holen Sie einen Wagen. Wir brechen sofort auf.«
     
    Das Gefängnis ragte im kalten Regen zwischen den umstehenden Bäumen auf. Es war von einer Palisade aus dicken, moosbewachsenen Stämmen umgeben, die von gebogenen und verrosteten Spitzen gekrönt war. Ein düster wirkender Ort, der einem düsteren Zweck diente. West schwang sich aus dem Sattel, während Jalenhorm und seine Männer ihre Pferde zügelten, und ging mit schmatzenden Schritten über den aufgeweichten Weg zum Tor, wo er mit dem Knauf seines Degens gegen das verwitterte Holz schlug.
    Es dauerte eine Weile, bis sich eine kleine Luke öffnete. Ein graues Augenpaar sah ihm misstrauisch durch die Öffnung entgegen. Graue Augen über einer schwarzen Maske. Ein Praktikal der Inquisition.
    »Mein Name ist Oberst West.«
    Die Augen musterten ihn kalt. »Und?«
    »Ich stehe im Dienst

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