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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Seiner Hoheit Prinz Ladisla, und ich muss mit dem Kommandanten dieses Lagers sprechen.«
    »Weshalb?«
    West machte ein grimmiges Gesicht und gab sein Bestes, um einen wichtigen Eindruck zu machen, obwohl ihm das Haar vor Nässe am Kopf klebte und ihm der Regen vom Kinn tropfte. »Wir sind im Krieg, und ich habe keine Zeit, mit Ihnen hier Nettigkeiten auszutauschen! Ich muss dringend mit dem Kommandanten sprechen!«
    Die Augen verengten sich. Sie ruhten eine Weile auf West und sahen dann zu dem Dutzend heruntergekommener Soldaten hinter ihm.
    »Na schön«, sagte der Praktikal. »Sie dürfen hinein, aber nur Sie allein. Die anderen müssen warten.«
    Die Hauptstraße bestand aus einem Streifen aufgeweichten Morasts, der sich zwischen windschiefen Hütten dahinzog. Wasser plätscherte aus den Regenrinnen in den Dreck. Zwei Männer und eine Frau, völlig durchnässt, versuchten, einen mit Steinen beladenen Karren auf der Straße voranzubewegen. Die Räder steckten bis zu den Naben im Schmutz. Alle drei trugen schwere Eisen um die Knöchel, und in ihren ausgezehrten, knochigen, hohlwangigen Gesichtern stand der Mangel an Hoffnung ebenso geschrieben wie der Mangel an Essen.
    »Bewegt endlich diesen verfluchten Wagen«, herrschte der Praktikal sie an, und sie machten sich erneut mit gesenkten Köpfen an ihre wenig beneidenswerte Aufgabe.
    West kämpfte sich durch den Morast auf ein gemauertes Gebäude am Ende des Lagers zu und versuchte dabei erfolglos, von einem halbwegs trockenen Fleckchen zum nächsten zu springen. An der Schwelle des Hauses wartete ein weiterer mürrischer Praktikal in dreckigem Ölzeug, von dessen Schultern das Wasser tropfte. Seine harten Augen folgten West mit einer Mischung aus Misstrauen und Gleichgültigkeit. Der Oberst und sein Führer gingen wortlos an ihm vorbei und traten in eine düstere Halle, die vom Prasseln des Regens widerhallte. Der Praktikal klopfte an eine schiefe Tür.
    »Herein.«
    Sie kamen in einen kleinen, nackten Raum mit grauen Wänden, der kalt war und ein wenig feucht roch. Ein winziges Feuer flackerte im Kamin, und auf einem durchhängenden Regal waren Bücher aufgereiht. Von einer Wand sah ein Porträt des Königs der Union majestätisch auf sie hinunter. An einem billig zusammengezimmerten Schreibtisch saß ein hagerer Mann in einem schwarzen Mantel und schrieb. Er sah West eine Weile an, dann legte er seine Feder bedächtig hin und rieb sich mit tintenbeflecktem Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.
    »Wir haben Besuch«, knurrte der Praktikal.
    »Das sehe ich. Ich bin Inquisitor Lorsen, der Kommandant unseres kleinen Lagers.«
    West drückte die knochige Hand so oberflächlich wie möglich. »Oberst West. Ich bin mit Prinz Ladislas Streitkräften unterwegs. Wir haben ein Dutzend Meilen weiter nördlich unser Lager aufgeschlagen.«
    »Aber ja. Wie kann ich Seiner Hoheit zu Diensten sein?«
    »Wir brauchen unbedingt einige gut ausgebildete Arbeiter, die sich mit Metall auskennen. Sie haben hier eine Eisengießerei, nicht wahr?«
    »Eine Mine, eine Gießerei, eine Schmiede zur Herstellung von Ackergeräten, aber ich verstehe nicht, was das …«
    »Hervorragend. Ich werde etwa ein Dutzend Männer mit mir nehmen, die fähigsten, die Sie hier haben.«
    Der Kommandant runzelte die Stirn. »Das kommt nicht in Frage. Die Gefangenen hier haben sich der schwersten Verbrechen schuldig gemacht. Ohne einen vom Erzlektor persönlich unterzeichneten Befehl dürfen sie nicht entlassen werden.«
    »Dann haben wir ein Problem, Herr Inquisitor Lorsen. Ich habe zehntausend Männer, deren Waffen geschärft, deren Rüstungen in Stand gesetzt und deren Pferde beschlagen werden müssen. Wir können jeden Augenblick in einen Kampf verwickelt werden. Auf Befehle vom Erzlektor oder sonst jemandem kann ich nicht warten. Ich muss einige Schmiede mit mir nehmen. Punkt.«
    »Aber Sie müssen begreifen, dass ich es nicht zulassen kann …«
    »Sie erkennen nicht den Ernst der Lage!«, bellte West, der seinen Jähzorn kaum noch zügeln konnte. »Senden Sie von mir aus einen Brief an den Erzlektor! Ich schicke einen Mann ins Lager, damit er mit einer Kompanie Soldaten zurückkommt, und dann werden wir ja sehen, wessen Verstärkung schneller vor Ort ist!«
    Der Kommandant dachte einen Augenblick darüber nach. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Folgen Sie mir.«
    Zwei dreckige Kinder sahen West von der Eingangstreppe einer Hütte zu, als er aus der Kommandantur heraustrat, zurück in den

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