Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Ausgezeichnet! Was treiben sie denn jetzt?«
    »Ich habe sie nördlich des Flusses auf Kundschaftergang geschickt, Euer Hoheit.« West wünschte sich sehnlichst, jetzt bei ihnen sein zu können. »Der Feind ist zwar vermutlich weit entfernt, aber falls nicht, sollten wir rechtzeitig davon erfahren.«
    »Natürlich, das sollten wir. Hervorragende Idee. So könnten wir dann unseren Angriff vorbereiten!«
    West hatte für diesen Fall eher einen zeitigen Rückzug und einen schnellen Boten an Marschall Burr geplant, aber es hatte keinen Sinn, das jetzt zu erwähnen. Ladislas Vorstellung von Krieg erschöpfte sich darin, einen ruhmreichen Ausfall zu veranlassen und dann zu Bett zu gehen. Strategie und Rückzug waren Ausdrücke, die nicht zu seinem Wortschatz zählten.
    »Ja«, murmelte der Prinz vor sich hin, während seine Augen über die Bäume auf der anderen Seite des Flusses huschten. »Einen Angriff vorbereiten und sie bis hinter die Grenze zurückdrängen …«
    Die Grenze war gute hundert Längen entfernt. West nutzte den Augenblick, in dem der Prinz kurz schwieg. »Euer Hoheit, wenn Sie mich entschuldigen würden, ich habe noch sehr viel zu tun.«
    Das war keine Lüge. Das Lager war errichtet worden, ohne dass man besonderes Augenmerk auf praktische Gegebenheiten oder eine gute Verteidigung gerichtet hatte. Ein unordentliches Labyrinth flatternder Leinwandzelte erstreckte sich über eine große Lichtung nahe des Flusses, obwohl der Boden dazu eigentlich zu weich war und schon bald von den Versorgungskarren in Matsch und Schlamm verwandelt werden würde. Zuerst hatte es gar keine Latrinen gegeben, dann hatte man sie nicht tief genug ausgehoben und viel zu nahe am Lager errichtet, nicht weit von der Stelle, wo die Lebensmittel gelagert wurden. Lebensmittel, die zudem schlecht verpackt und ungenügend haltbar gemacht worden waren und nun bereits verdarben, sodass sie alle Ratten Anglands anlockten. Wäre es nicht so kalt gewesen, dann hätten längst Krankheiten im Lager gewütet, daran hatte West keine Zweifel.
    Prinz Ladisla machte eine lässige Handbewegung. »Natürlich, viel zu tun. Sie können mir morgen mehr von Ihren Geschichten erzählen, was, West? Von Oberst Glokta und so. Eine verdammte Schande, dass er tot ist!«, rief er noch über seine Schulter hinweg, als er auf sein riesiges purpurnes Zelt zuritt, das hoch oben auf einem Hügel weit oberhalb des Gestanks und der Unordnung lag.
    West wandte erleichtert sein Pferd und ließ es den Abhang zum Lager hinuntertraben. Er kam an Männern vorbei, die mit dampfendem Atem durch den halb gefrorenen Morast stolperten und ihre Hände mit dreckigen Lumpen umwickelt hatten. Andere saßen zitternd in kleinen Grüppchen vor ihren geflickten Zelten, wobei nicht zwei von ihnen die gleiche Kleidung trugen. Sie drängten sich so nahe an die kleinen Feuer, wie sie es nur wagten, hantierten mit Kochgeschirr, spielten traurige Runden mit feuchten Karten, tranken und starrten in die kalte Luft.
    Die besser ausgebildeten Einberufenen waren mit Poulder und Kroy dem Feind entgegengezogen. Ladisla hatte man den Rest überlassen: jene, die zu schwach waren, um zügig zu marschieren, zu schlecht ausgerüstet, um gut zu kämpfen, und zu niedergeschlagen, um überhaupt irgendetwas mit großer Überzeugung zu tun. Männer, die ihr Zuhause ihr ganzes Leben lang nicht verlassen hatten und die man nun gezwungen hatte, übers Meer in ein Land zu fahren, über das sie nichts wussten, um einen Feind zu bekriegen, mit dem sie keinen Streit hatten, aus Gründen, die sie nicht verstanden.
    Einige von ihnen hatten vielleicht bei ihrem Aufbruch einen Hauch patriotischen Pflichtgefühls empfunden, eine Art männlichen Stolz, aber die harten Märsche, das schlechte Essen und das kalte Wetter hatten inzwischen jegliche Begeisterung aus ihnen herausgetrieben. Prinz Ladisla war auch nicht der mitreißende Anführer, der neues Feuer in ihnen hätte entfachen können, wenn er denn überhaupt die geringste Anstrengung dazu unternommen hätte.
    West sah in die grimmigen, müden, ausgemergelten Gesichter, als er an ihnen vorbeiritt, und sie blickten zurück, mit jetzt schon besiegter Miene. Sie wollten nur noch nach Hause, und West konnte ihnen das nicht verübeln. Ihm ging es nicht anders.
    »Oberst West!«
    Ein massiger Mann lachte ihm entgegen, ein Mann mit dichtem Bart, der die Uniform eines Offiziers der Königstreuen trug. Nach kurzem Zögern erkannte West mit einem Ruck, dass es Jalenhorm war. Er

Weitere Kostenlose Bücher