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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinen Mantel. »Meine Kollegen und ich werden Dagoska heute Abend verlassen.«
Da wird ja sehr viel Geld in ein Unternehmen investiert, in das man gleichzeitig offenbar nur wenig Vertrauen setzt.
»Valint und Balk schließen ihr Kontor in der Stadt, aber vielleicht werden wir uns in Adua wieder sehen, wenn diese unangenehme Sache mit den Gurkhisen bereinigt ist.« Der Bankier zeigte noch einmal sein mechanisches Lächeln. »Geben Sie nicht alles auf einmal aus.« Damit wandte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Glokta blieb mit dem überwältigenden Vermögen zurück, das ihm so unerwartet zugefallen war.
    Er schlurfte schwer atmend zu den Truhen und sah auf sie hinab. Das viele Geld hatte etwas Unanständiges an sich. Etwas Ekliges. Und beinahe etwas Beängstigendes. Er ließ die Deckel zufallen und schloss mit zitternden Händen ab. Dann schob er den Schlüssel in seine Innentasche. Mit den Fingerspitzen strich er über die Metallbänder der beiden Kisten. Seine Handflächen waren schweißnass.
Ich bin reich.
    Er nahm einen durchsichtigen, geschliffenen Stein von der Größe einer Eichel zur Hand und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger dem Fenster entgegen. Das schwache Licht funkelte in vielen Facetten zurück, in Tausenden von leuchtenden Feuerfunken – blau, grün, rot, weiß. Glokta wusste nicht viel über Edelsteine, aber er war sich einigermaßen sicher, dass es sich hier um einen Diamanten handelte.
Ich bin sehr, sehr reich.
    Er sah auf die übrigen Steine, die auf dem flachen Leder funkelten. Einige von ihnen waren klein, aber durchaus nicht alle. Es waren Steine darunter, die größer waren als jener, den er in seiner Hand hielt.
Ich bin unermesslich, sagenhaft reich. Man stelle sich nur vor, was man mit so viel Geld alles tun könnte. Man stelle sich nur vor, was man damit alles steuern könnte … vielleicht kann ich mit dieser Summe wirklich die Stadt retten. Bessere Stadtmauern, mehr Vorräte, mehr Waffen und Ausrüstung, mehr Söldner, und wir schlagen die Gurkhisen zurück und zwingen sie zum Abzug. Eine herbe Schlappe für den Imperator von Gurkhul. Wer hätte das gedacht? Sand dan Glokta, erneut als Held gefeiert.
    Er rollte die schimmernden kleinen Steinchen mit der Fingerspitze gedankenverloren hin und her.
Aber wenn man so viel Geld in so kurzer Zeit ausgibt, könnte das Verdacht erregen. Meine treue Dienerin Vitari würde misstrauisch, und sie würde meinen edlen Meister, den Erzlektor, ebenfalls misstrauisch machen. Erst bettele ich um Geld, und dann schöpfe ich plötzlich aus dem Vollen? Ich habe mir eben Geld geborgt, Euer Eminenz. Tatsächlich? Wie viel? Nur eine kleine Million Mark. Ach ja? Und wer würde eine solche Summe zur Verfügung stellen? Tja, unsere alten Freunde vom Bankhaus Valint und Balk, Euer Eminenz, die im Gegenzug bisher einen nicht näher bezeichneten Gefallen verlangen, den sie zu jeder Zeit einfordern können. Meine Loyalität bleibt davon selbstverständlich völlig unberührt. Das verstehen Sie doch, nicht wahr? Ich meine, es ist doch nur ein kleines Vermögen in Edelsteinen. Wasserleiche unten am Kai gefunden …
    Er grub die Finger geistesabwesend in die kalten, harten, glänzenden Steinchen, und sie kitzelten die Haut seiner Finger auf angenehme Weise.
Angenehm, aber gefährlich. Wir müssen immer noch sehr vorsichtig vorgehen. Vorsichtiger denn je …

ANGST
    Es war ein langer Weg bis zum Rand der Welt, daran war kein Zweifel mehr. Ein langer, einsamer, angespannter Weg. Der Anblick der Toten auf der Ebene hatte sie alle nervös gemacht. Die Gruppe von Reitern, die an ihnen vorbeigezogen war, hatte dieses Gefühl noch verstärkt. Die Unbequemlichkeiten dieser Reise hatten zudem auch nicht abgenommen. Jezal hatte immer noch ständig Hunger, die meiste Zeit fror er oder war völlig durchnässt, und vermutlich würde er für den Rest seines Lebens wund geritten sein. Jede Nacht streckte er sich auf dem harten und unebenen Boden aus, döste ein und träumte von zu Hause, nur um am Morgen noch müder und zerschlagener aufzuwachen, als er es beim Einschlafen gewesen war. Seine Haut juckte, schälte sich und brannte, weil er es nicht gewöhnt war, sich nicht zu waschen, und er musste zugeben, dass er inzwischen beinahe ebenso übel roch wie die anderen. All das reichte schon, um einen zivilisierten Menschen verrückt zu machen, und nun kam auch noch das nagende Gefühl ständig drohender Gefahr hinzu.
    Gerade in dieser Hinsicht war das Gelände

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