Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
erinnerte ihn aber jetzt eher an einen gutmütigen Affen als an einen durchgedrehten Mörder. »Das hätte ich vielleicht.«
    Jezal dachte einen Augenblick nach. Er wollte nicht schwach erscheinen, aber möglicherweise konnte er durch Ehrlichkeit am ehesten das Vertrauen eines schlichten Gemüts gewinnen. Was sich bei Hunden bewährt hatte, funktionierte vielleicht auch bei Nordmännern. »Ich selbst«, begann er also, »habe noch nie in einer echten Schlacht gekämpft.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Nein, wirklich nicht. Meine Freunde sind alle in Angland und kämpfen gegen Bethod und seine Wilden.« Neunfingers Augen glitten zur Seite. »Ich meine … ich wollte sagen … sie kämpfen gegen Bethod. Ich wäre ja bei ihnen, wenn Bayaz mich nicht gebeten hätte, auf diese … Abenteuerfahrt mitzukommen.«
    »Da haben wir ja Glück gehabt.«
    Jezal warf ihm einen scharfen Blick zu. Bei einem klügeren Gesprächspartner hätte man fast Sarkasmus vermuten können. »Es war ja nun einmal Bethod, der diesen Krieg begonnen hat – ein höchst ehrloser Überfall, dem keinerlei Provokation seitens der Union vorausging.«
    »In diesem Punkt werde ich Euch sicher nicht widersprechen. Bethod hat ein besonderes Talent dafür, Kriege anzufangen. Es gibt nur noch eines, was er besser kann, und zwar, Kriege zu beenden.«
    Jezal lachte. »Ihr glaubt doch nicht etwa, er könnte die Union besiegen?«
    »Er hat schon Kriege gewonnen, bei denen es zu Beginn für ihn noch schlechter aussah, aber Ihr wisst sicherlich besser Bescheid. Schließlich haben wir alle nicht Eure Erfahrung.«
    Das Lachen blieb Jezal im Hals stecken. Er war beinahe sicher, dass diese Bemerkung ironisch gemeint gewesen war, und das ließ ihn einen Augenblick nachdenken. Sah Neunfinger ihn jetzt an und dachte hinter dieser vernarbten, schwerfälligen, kampferprobten Maske:
Was für ein Narr?
Hatte Bayaz vielleicht recht gehabt, als er gemeint hatte, dass man von diesem Nordmann tatsächlich etwas lernen konnte? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    »Wie ist denn eine Schlacht eigentlich so?«, erkundigte er sich.
    »Schlachten sind wie Menschen. Nicht eine gleicht der anderen.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Stellt Euch vor, Ihr wacht nachts auf und hört lautes Getöse und Gebrüll, stolpert aus dem Zelt in den Schnee, während Euch die Hosen runterrutschen, und Ihr seht lauter Männer, die sich gegenseitig totschlagen. Das einzige Licht ist der Mond, Ihr könnt kaum etwas erkennen und wisst nicht, wer Freund und wer Feind ist, und Ihr habt keine Waffe zur Hand.«
    »Das ist sicher sehr verwirrend«, sagte Jezal.
    »Ganz bestimmt. Oder stellt Euch vor, Ihr kraucht auf dem Boden zwischen lauter trampelnden Stiefeln herum, versucht abzuhauen, wisst aber nicht, wohin, mit einem Pfeil im Rücken und einem Schwertstreich quer über den Hintern, und Ihr quiekt wie ein abgestochenes Schwein und erwartet jeden Augenblick, von einem Speer durchbohrt zu werden, den Ihr nicht einmal kommen sehen werdet.«
    »Das ist sicher sehr schmerzhaft.«
    »Und wie. Oder stellt Euch vor, Ihr steht in einem Kreis von nicht einmal zehn Schritt im Durchmesser, umgeben von lauter Schilden, hinter denen Männer stehen, die aus Leibeskräften brüllen. Und es ist noch ein anderer Mann in diesem Kreis, ein Mann, der in dem Ruf steht, der härteste Drecksack im ganzen Norden zu sein, und man weiß, dass nur einer überleben kann.«
    »Hmmm«, machte Jezal.
    »Ganz genau. Gefällt Euch eine dieser Vorstellungen?« Das taten sie nicht, und Neunfinger lächelte. »Hätte ich auch nicht erwartet, und soll ich ehrlich sein? Mir auch nicht. Ich habe alle möglichen Schlachten, Scharmützel und Kämpfe erlebt. Die meisten begannen in völligem Durcheinander, sie alle endeten auch so, und es gab keine Auseinandersetzung, bei der ich mir nicht irgendwann einmal beinahe in die Hosen gemacht hätte.«
    »Ihr?«
    Der Nordmann lachte wieder leise. »Nur ein Narr prahlt mit seiner Furchtlosigkeit, wenn Ihr mich fragt. Die einzigen Männer ohne Angst sind die Toten, oder vielleicht auch jene, die es bald sein werden. Furcht lehrt Euch die Vorsicht, den Respekt vor Eurem Feind, und wie man scharfen Gegenständen, die im Zorn geschwungen werden, aus dem Weg geht. Das alles ist zur rechten Zeit sehr förderlich, das könnt Ihr mir glauben. Furcht kann Euch überleben lassen, und das ist das Beste, was man sich bei jedem Kampf erhoffen kann. Jeder Mann, der etwas taugt, fühlt Angst. Es kommt darauf an,

Weitere Kostenlose Bücher