Feuerklingen (First Law - Band 2)
Fingernägeln auf die Tischplatte und sah auf ihre Hand. Kurz schien sie zu überlegen, dann zog sie sich die Ringe von den Fingern. Als sie alle vor sich liegen hatte, warf sie die Schmuckstücke in die Schatulle zu den Geldstücken.
Glokta runzelte die Stirn. »Eine großzügige Geste, Frau Magisterin, aber ich kann unmöglich …«
»Ich bestehe darauf«, sagte sie, nahm ihre schwere Halskette ab und legte sie ebenfalls dazu. »Ich kann mir ja immer wieder neue Sachen kaufen, nachdem Sie die Stadt gerettet haben. Sie werden mir ja auch nichts nützen, wenn die Gurkhisen sie eines Tages von meinem Leichnam reißen, oder?« Sie schob sich die schweren Armreifen über die Handgelenke, gelbes Gold mit grünen Edelsteinen. Sie fielen klappernd zwischen die übrigen Juwelen. »Nehmen Sie den Schmuck, bevor ich es mir anders überlege. Ein Mann, der sich in der Wüste verirrt, sollte alles Wasser annehmen …«
»Das man ihm anbietet, ganz gleich, wer es ihm gibt. Kahdia hat mir dasselbe gesagt.«
»Kahdia ist ein sehr kluger Mann.«
»Das stimmt. Ich danke Ihnen für Ihre Großzügigkeit, Frau Magisterin.« Glokta schloss den Deckel der Schatulle mit einem Klicken.
»Es ist das Mindeste, was ich tun kann.« Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging zur Tür; ihre Sandalen glitten mit zischendem Geräusch über den Teppich. »Ich werde mich bald wieder an Sie wenden.«
»Er sagt, er muss sofort mit Ihnen sprechen.«
»Wie heißt er, Schickel?«
»Mauthis. Er ist Bankier.«
Noch ein Geldgeber, der lauthals eine Rückzahlung verlangt. Früher oder später werde ich das ganze Pack verhaften lassen müssen. Das wäre dann zwar das Ende meiner kleinen Verschwendungsarie, aber sicherlich die Sache wert – schon allein, um ihre Gesichter zu sehen. Glokta zuckte resigniert die Achseln.
»Bitte ihn herein.«
Es war ein hoch gewachsener Mann in den Fünfzigern, so hager, hohlwangig und tiefäugig, dass er fast krank wirkte. Seine Bewegungen hatten etwas Strenges und Genaues an sich, und sein Blick war fest und kalt.
Als ob er alles, was er sieht, auf seinen Wert in Silbermark abschätzt, mich eingeschlossen.
»Mein Name ist Mauthis.«
»Das hat man mir gesagt, aber ich fürchte, dass ich im Moment nicht über Mittel für eine Rückzahlung verfüge.«
Es sei denn, wir wollten Severards zwölf Bruch bemühen.
»Ganz gleich, welche Schulden die Stadt bei Ihrer Bank haben mag, Sie werden sich gedulden müssen. Es wird nicht mehr lange dauern, das kann ich Ihnen versichern.«
Nur so lange, bis das Meer austrocknet, der Himmel einbricht und die Teufel über die Erde strömen.
Mauthis lächelte ein wenig.
Wenn man es denn so nennen kann. Ein ordentliches, präzises und völlig freudloses Heben der Mundwinkel.
»Sie missverstehen mich, Superior Glokta. Ich bin nicht hier, um Schulden einzutreiben. Seit sieben Jahren habe ich das Privileg, in Dagoska als Hauptvertreter für das Bankhaus Valint und Balk zu agieren.«
Glokta hielt inne und versuchte dann, möglichst unbefangen zu klingen. »Valint und Balk, sagen Sie? Ihre Bank hat die Tuchhändlergilde finanziert, wenn ich mich nicht irre.«
»Wir hatten einige Geschäfte mit dieser Gilde, bevor sie auf so unglückliche Weise in Ungnade fiel.«
Das kann man wohl so sagen. Ihnen gehörte doch die ganze Gilde vom dünnsten Faden bis zum dicksten Tuchballen.
»Aber wir hatten Geschäfte mit vielen Gilden und Unternehmen, auch mit anderen Banken, mit Privatpersonen, großen und kleinen Kunden. Heute ist mir an einem Geschäft mit Ihnen gelegen.«
»Ein Geschäft welcher Art?«
Mauthis wandte sich zur Tür und schnippte mit den Fingern. Zwei muskelbepackte Einheimische traten ein, die unter dem Gewicht einer großen Kiste keuchten und schnauften: eine Kiste aus poliertem schwarzem Holz, die mit Bändern aus hellem Stahl beschlagen und mit einem schweren Schloss gesichert war. Sie setzten sie vorsichtig auf dem schönen Teppich ab, wischten sich den Schweiß von der Stirn und gingen schwerfällig wieder hinaus, während Glokta ihnen grübelnd hinterhersah.
Was ist das?
Mauthis zog einen Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn im Schloss. Er beugte sich vor und hob den Deckel der Kiste. Dann ging er zur Seite, bedächtig und kontrolliert, sodass Glokta den Inhalt sehen konnte.
»Einhundertundfünfzigtausend Mark in Silber.«
Glokta blinzelte.
Tatsächlich.
Die Münzen schimmerten und glitzerten im Abendlicht. Flache, runde, silberne Fünfmarkstücke. Nicht wild
Weitere Kostenlose Bücher