Feuerklingen (First Law - Band 2)
wie man sie einsetzt.«
»Man sollte also Angst haben? Ist das Euer Rat?«
»Mein Rat wäre: Sucht Euch eine gute Frau und haltet Euch möglichst fern von diesem blutigen Geschäft. Es ist ein Jammer, dass mir das vor zwanzig Jahren niemand gesagt hat.« Er sah Jezal von der Seite an. »Aber wenn man, sagen wir mal, auf einer weiten, großen Ebene mitten im großen Nichts in einen Kampf gerät, der sich nicht vermeiden lässt, dann versuche ich, drei Regeln zu folgen. Erstens: Tut Euer Bestes, wie ein Feigling, ein Schwächling und ein Narr zu wirken. Schweigen ist die beste Rüstung eines Kriegers, heißt es. Ein hartes Äußeres und schlagkräftige Worte haben noch nie eine Schlacht gewonnen, aber einige verloren.«
»Wie ein Narr aussehen, wie? Ich verstehe.« Jezal hatte sein ganzes Leben darauf aufgebaut, immer wie der Schlauste, Stärkste und Edelste daherzukommen. Es war eine faszinierende Idee, dass ein Mann versuchen könnte, geringer zu erscheinen, als er eigentlich war.
»Zweitens: Betrachtet niemanden als einen leichten Gegner, ganz gleich, wie ungeschlacht er wirken mag. Behandelt jeden Mann, als sei er zweimal so klug, so stark und so schnell wie Ihr, und dann werdet Ihr möglicherweise angenehm überrascht. Respekt kostet nichts, und nichts bringt einen Mann schneller um als Selbstbewusstsein.«
»Niemals einen Feind unterschätzen. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme.« Jezal begann zu begreifen, dass er diesen Nordmann unterschätzt hatte. Er war nicht halb so dämlich, wie er aussah.
»Drittens: Beobachtet Euren Gegner so genau, wie Ihr könnt, und hört auf die Meinung anderer, aber wenn Ihr einmal einen Plan gefasst habt, dann haltet an ihm fest und lasst Euch durch nichts davon abbringen. Wenn die Zeit kommt, um zuzuschlagen, dann solltet Ihr das tun, ohne zurückzublicken. Verzögerung ist aller Katastrophen Anfang, pflegte mein Vater immer zu sagen, und glaubt mir, ich habe ein paar Katastrophen miterlebt.«
»Nicht zurückblicken«, murmelte Jezal und nickte langsam. »Natürlich.«
Neunfinger blies die vernarbten Backen auf. »Es ist kein Ersatz dafür, so etwas wirklich einmal gesehen und miterlebt zu haben, aber wenn Ihr Euch daran halten könnt, dann habt Ihr den Sieg schon zur Hälfte in der Tasche.«
»Zur Hälfte? Und was braucht man für die andere Hälfte?«
Der Nordmann zuckte die Achseln. »Glück.«
»Mir gefällt das nicht«, knurrte Ferro und bedachte die steilen Wände der Schlucht mit einem finsteren Blick. Jezal fragte sich, ob es überhaupt etwas gab, das ihr gefiel.
»Glaubst du, wir werden verfolgt?«, fragte Bayaz. »Hast du jemanden gesehen?«
»Wie könnte ich das wohl von hier unten? Das ist es ja gerade!«
»Dieses Gelände ist ideal für einen Hinterhalt«, brummte auch Neunfinger. Jezal sah sich nervös um. Felsbrocken, Büsche, niedrige Bäumchen, überall gab es zahllose Verstecke.
»Nun, dies ist der Weg, den Langfuß uns vorgegeben hat«, grollte Bayaz, »und es hat ja keinen Sinn, jemanden zum Saubermachen anzustellen und dann die Latrinen selbst zu putzen. Wo zur Hölle ist der verdammte Wegkundige überhaupt? Nie ist er da, wenn man ihn braucht, er erscheint nur zum Essen und prahlt dann stundenlang von seinen Taten! Wenn ihr wüsstet, was mich dieser Dreckskerl kostet …«
»Verdammt.« Neunfinger zügelte sein Pferd und stieg steif aus dem Sattel. Ein umgestürzter Baum, das Holz grau und gesprungen, lag quer über der Schlucht und versperrte die Straße.
»Das gefällt mir nicht.« Ferro ließ ihren Bogen von der Schulter gleiten.
»Mir auch nicht«, knurrte Neunfinger und ging einen Schritt auf den Baumstamm zu. »Aber man muss real …«
»Keinen Schritt weiter!« Die Stimme hallte frech und selbstbewusst durch das Tal. Quai zog die Zügel an und brachte den Karren zum Stehen. Jezal sah am Rand der Schlucht entlang, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jetzt sah er den Sprecher. Ein breitschultriger Mann, der einen altmodischen Lederpanzer trug, saß direkt an der Abbruchkante und ließ nachlässig ein Bein baumeln, während sein langes Haar sanft im Wind flatterte. Soweit Jezal auf die Entfernung feststellen konnte, machte er einen netten und freundlichen Eindruck und hatte ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.
»Mein Name ist Finnius, bescheidener Diener des Kaisers Cabrian!«
»Cabrian?«, brüllte Bayaz. »Nach dem, was ich hörte, hat er den Verstand verloren!«
»Er hat einige sehr interessante Einfälle.« Finnius zuckte
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