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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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den
Marktplatz erreicht. Dort geht sie direkt zum Tine-Brunnen hinüber. Ihr Blick
streift einmal rundherum. Die von ihr gesuchte Clique hängt meistens um die
Mittagszeit beim Softeis- und Waffelstand vor Karstadt ab. Doch seit drei Tagen
hat Maria weder das Mädchen noch einen der Jungen dort gesehen. Sie tippt
beschwörend mit der Schuhspitze aufs Pflaster. Irgendwie scheint ihr
journalistischer Jagdinstinkt erwacht. Sie will den Erfolg. Als sie die
Handtasche öffnet, bemerkt sie, dass ihr das Zigarillo noch immer unangezündet
im Mund steckt.
    »Hat
jemand Feuer?«, fleht sie mit lauter Stimme die Vorbeieilenden an.
    Ein
junger Mann eilt auf sie zu, entflammt sein Feuerzeug und hält es unter das
Zigarillo. Der inhalierte Rauch lässt sie schlagartig ruhiger werden. Dankbar
zwinkert sie dem jungen Mann zu, der grinst bedeutungsvoll zurück und eilt mit
leuchtenden Augen davon. Die Glocke der Marienkirche schlägt ein Uhr. Maria
zieht genussvoll am Zigarillo und beobachtet das Treiben vor den historischen
Herrenhäusern. Gleich neben dem alten Rathaus, in dem sich heute die
Touristeninformation befindet, steht ein Gebäude mit drei Blendbögen. Ihre
Augen bleiben am unteren Giebel hängen, an dem mehrere Steinköpfe gleichmütig
auf die Stadt herabschauen. Die Gesichter sollen Porträts von aufmüpfigen
Husumern sein, die im Mittelalter nach der Niederschlagung eines Aufstands
hingerichtet wurden. Das entbehrt zwar jeder seriösen Grundlage, aber sie werden
noch heute im Volksmund als die Rebellenköpfe bezeichnet.
    Dagegen
bist du doch eher angepasst, denkt die Journalistin. Nicht anecken und
vorankommen! Karrieregeil! Wahrscheinlich fasziniert dich diese junge Griechin
deshalb so sehr, diese Jeanne d’Arc im Puma Sweater, die selbst unter
rüpelhaften Jungen den Ton angibt.
    Maria
schaut zur Kirchturmuhr. 13.13 Uhr. Irgendwie ist sie mit sich selbst
unzufrieden. Sie hatte Think Big großspurig eine Story über eine obskure
Fremdenfeindlichkeit angekündigt und jetzt kommt sie nicht zu Potte.
    Vielleicht
hätte ich das Mädchen doch vor der Schule abfangen sollen, zermartert sie sich
den Kopf. Aber wenn es mir gelingen würde, sie dort anzusprechen, wohin dann?
Im Umkreis der Schule gibt’s kein Café und keine Eisdiele.
    Wie
in einer Gedankenübertragung sieht sie im selben Moment das griechische Mädchen
im Torbogen des Alten Rathauses stehen. Sie trägt Jeans und einen gelb-schwarz
gestreiften Sweater. Ein kräftiger Junge mit feingeschnittenem Gesicht hat sich
ihr in den Weg gestellt, fuchtelt wild mit den Armen und redet laut auf sie
ein. Sie hält trotzig dagegen. Maria befürchtet, dass es jeden Moment zu
handfesten Tätigkeiten kommen kann und überlegt, was sie machen soll. Doch
bevor sie aktiv wird, lässt der Junge das Mädchen abrupt los und eilt in den
Schlossgang davon. Das Mädchen zieht die Kapuze ihres Sweaters tief ins Gesicht
und geht mit schlaksigen Schritten in Richtung Karstadt. Die Journalistin wirft
ihr Zigarillo auf den Boden und tritt es aus. Ohne Hast überquert sie den
Marktplatz. In genügendem Abstand folgt sie dem Mädchen. An der Bushaltestelle
geht dieses schnurstracks auf eine Gruppe Schülerinnen zu und schwatzt sie mit
lässigen Handbewegungen an. Eines der Mädchen zieht darauf eine
Zigarettenpackung aus dem Anorak und hält sie der Griechin hin. Die zieht sich
eine Zigarette hinaus und verstaut sie in ihrem Sweater. Der Bus kommt. Lärmend
verschwindet die Gruppe im Inneren. Maria stellt erleichtert fest, dass die
Griechin allein zurückbleibt. Die streift ihre Kapuze ab und ihre langen
schwarzen Haare fallen heraus. Die Journalistin sucht nach der zündenden Idee,
wie sie weiter vorgehen könnte.
    Es
muss unbedingt zufällig aussehen, denkt sie und geht durch den Vorbau des
Kaufhauses, in dem sich mehrere kleine Läden befinden. So kommt sie in den
Rücken des Mädchens. Ein kurzes Zögern und dann gibt es kein Zurück mehr.
    »Hallo,
bist du nicht Alexandra? Alexandra Anthemos?«
    Das
Mädchen fährt herum. Die großen, braunen Augen mustern Maria argwöhnisch. Der
Körper signalisiert Abwehr.
    »Ich
kenn Sie nicht!«
    »Mein
Name ist Maria Teske. Journalistin bei der Husumer Rundschau .«
    »Ja
und! Was wollen Sie?«
    »Ich
wollte nur nachfragen, ob meine Hilfe etwas genützt hat?«
    »Ihre
Hilfe?«
    »Ja,
euer Streich hier hinter uns im Kaufhaus. Du warst doch dabei! Ich hab mich für
euch bei der Polizei eingesetzt, dass sie die Sache nicht so bierernst

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