Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
Frau Teske. Wenn sich was
Neues ergibt, erfahren Sie’s als Erste! Moin.«
Der
Kommissar beendet das Gespräch mit einem Tastendruck. Sofort klingelt das Handy
erneut. Er überlegt kurz, welche Taste zu drücken ist. Grüner Hörer, bestätigt
er sich, und drückt die Taste.
»Hollmann!
Kannst du bitte zum Parkhaus am Hafen kommen, Jan! Wir haben hier etwas
sichergestellt, das du dir sofort ansehen solltest!«
*
Parallel zur Gaswerkstraße führt die Eisenbahnstrecke zur Ferieninsel
Sylt entlang. Das Hafenparkhaus steht direkt gegenüber am Rande der Innenstadt,
abseits des Fußgängertrubels. Von dort kommt Swensen über die Fußgängerbrücke
am Binnenhafen. Der Weg führt durch einen kleinen Tunnelgang in einer
Wohnanlage und endet auf einem angrenzenden Parkplatz. Ab da kann der Kommissar
bereits das blaue Plastikgeländer sehen, das sich um die beiden Parkdecks des
tristen, zweistöckigen Betonbaus zieht. Er marschiert an den beiden gelben
Schlagbäumen vorbei durch das leere Erdgeschoss. Hier ist es selbst bei
Tageslicht ziemlich düster. Das Treppenhaus zu den oberen Parkdecks ist ein
gelb gestrichener Vorbau. Swensen steigt die grauen Betonstufen hinauf in den
ersten Stock. In der offenen Tür zum Parkdeck steht ein Schutzpolizist und hebt
das rot-weiße Plastikband in die Höhe, als er Swensen kommen sieht. Der zieht
kurz den Kopf ein und schlüpft drunter durch.
»Gleich
hier, Herr Swensen«, weist ihn der Beamte ein und deutet mit der Hand nach
rechts. Neben dem Eingang steht ein silbermetallicfarbener Toyota Avensis. Zwei
Männer der Spurensicherung stehen am Kofferraum. Einer trägt mit dem Pinsel
Rußpulver auf, während der andere die sichtbar gemachten Fingerabdrücke mit
durchsichtigem Klebefilm abnimmt. Einer davon ist Hollmann. Im engen Overall
wirkt sein rundlicher Körper wie eine bayrische Weißwurst mit Schnauzer.
Swensen hebt die Hand und der Spurensicherer unterbricht sofort seine Arbeit,
winkt den Kommissar zu sich und führt ihn zur Wagentür.
»Hier
oben, das sieht nach Blut aus«, sagt Hollmann und deutet auf den Rahmen.
»Dann
muss da ’ne Menge Blut geflossen sein«, bemerkt Swensen und betrachtet die lang
gezogenen schwarzen Fäden aus der Nähe, die sich über das Seitenfenster und die
Fahrertür abwärts ziehen. Auf dem Beton ist ein noch größerer Fleck zu sehen.
Das Blut scheint schon vor langer Zeit eingetrocknet zu sein. Das Autodach ist
mit feinen Spritzern übersät.
»Ich
tipp mal auf ’ne Platzwunde am Kopf«, bestätigt Hollmann. »Das blutet
grundsätzlich wie Sau. Aber die Mengen halten sich im Rahmen. Es ist nicht so
viel, dass man dran stirbt.«
»Und
weswegen bist du der Meinung, dass ich mir das hier ansehen sollte?«
»Guck
mal aufs Armaturenbrett, was da liegt.«
Swensen
versucht durch die Frontscheibe zu schauen, doch der Himmel spiegelt sich so
sehr im Glas, dass er nichts erkennen kann.
»Mach
es nicht so spannend. Sag schon«, grinst er Hollmann an.
»Da
liegt ein Koran!«
»Ein
Koran?«
»Ich
wusste, dass es dich umhauen würde. Du kannst ihn leider noch nicht rausnehmen,
wir müssen hier erst durch sein.«
»Wie
seid ihr denn auf den Wagen gestoßen?«
»Die
Kollegen von der Schutzpolizei haben uns benachrichtigt.«
»Und
wie kommen die auf den Wagen?«
»Einer
der Mitarbeiter hat die Polizei informiert. Der Toyota soll schon länger hier
rumstehen und wird offensichtlich nicht mehr abgeholt.«
»Okay,
wo ist dieser Mitarbeiter, ich red mit ihm.«
»Im
Büro, gleich unten neben der Ausfahrt.«
»Weiß
Bescheid! Bin gerade dran vorbeigekommen«, sagt Swensen und geht zurück zum
Treppenhaus. Der Polizist hebt grinsend das Absperrband. Swensen schlüpft unten
durch, geht die Treppen hinab, durch das düstere Erdgeschoss bis zum Glaskasten
neben den Schranken. Er klopft an die Tür und tritt, ohne auf eine Antwort zu warten,
ein. Hinter dem Schreibtisch hockt ein kleiner Mann mit zerzausten
Haarsträhnen, auf der Nase sitzt eine Bifokalbrille. Unter der dunkelblauen
Strickjacke trägt er ein hellblaues Hemd.
»Swensen,
Kripo Husum! Sie haben das mit dem Wagen gemeldet?«
»Nein,
das war die Verwaltung! Aber mir ist der Wagen aufgefallen, bei meinen
Rundgängen.«
»Weil
der Wagen da zu lange stand oder weshalb?«
»Erst
mal nicht. Es gibt viele Fahrzeuge, die länger abgestellt werden. Meistens
Urlauber, die stellen ihr Auto oft die ganze Urlaubszeit hier rein. Die
informieren aber die Verwaltung. Deswegen hab ich mir längere
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