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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Zeit auch nichts
dabei gedacht. Nur irgendwann stand der Toyota schon ungewöhnlich lange da. Da
hab ich in der Verwaltung nachgefragt, und die wussten nichts von der Karre.«
    »Wissen
Sie, wie lange er da jetzt steht, wenigstens ungefähr?«
    »Das
wissen wir sogar genau! Wir haben nachgeschaut, welche Abrechnung offen steht.
Der Toyota ist am 17. September um 17.24 Uhr abgestellt worden, hab ich mir
extra aufgeschrieben.«
    Der
Mann hebt einen Zettel vom Tisch und hält ihn Swensen entgegen. Der zieht
seinen Notizblock aus der Tasche, legt den Zettel hinein und verstaut ihn
wieder in der Jacke.
    »Vielen
Dank«, sagt er und ist schon fast aus der Tür, als ihm noch etwas einfällt.
»Sagen Sie mal, haben Sie hier eigentlich Videoüberwachung?«
    »Gott
bewahre, nein! Was soll hier schon passieren! Husum ist keine Großstadt!«
    »Schade«,
bedauert der Kommissar. »Das hätte uns vielleicht weitergeholfen.«
    Der
Montag nach dem 11. September, denkt Swensen und geht wieder in Richtung
Treppenhaus. Das sagte auch der Mann im Internetcafé.
    Fünf
Minuten später steht er neben Hollmann auf dem Parkdeck. Der angelt gerade mit
Latexhandschuhen den Koran vom Armaturenbrett.
    »Eine
deutsche Taschenbuchausgabe von Goldmann «, stellt Swensen erstaunt fest.
»Sieht ziemlich alt aus.«
    »Da
steckt was drin, ziemlich weit hinten«, sagt Hollmann. »Ein Zettel mit
arabischen Schriftzeichen. Sieht nach Lesezeichen aus.«
    Der
Spurensicherer legt das Buch auf der Kühlerhaube ab und öffnet es an der
markierten Stelle mit der Spitze eines Kugelschreibers. Es ist die Seite 464.
Auf den oberen Rand ist mit Bleistift eine achtstellige Nummer gekritzelt:
66521001. Gleich darunter beginnt die neunundsechzigste Sure. Der Abschnitt ist
mit Bleistift markiert:
    ›Wenn
in die Posaune gestoßen wird, so werden sich beim ersten Posaunenschall die
Erde und die Berge emporheben und mit einem Schlage zerschmettert werden, und
an diesem Tage wird die unvermeidliche Stunde hereinbrechen, und die Himmel
werden sich an diesem Tage spalten und herabfallen, zu seiner Seite stehen die
Engel, und deren acht tragen an diesem Tage den Thron deines Herrn über sich.
An diesem Tage werdet ihr vor Gericht gestellt, und nicht das Verborgenste
euerer Handlungen bleibt verborgen.‹
    »Das
Jüngste Gericht«, meint Hollmann trocken. »Hört sich jedenfalls für mich so
an.«
     
    *
     
    »Da unterstütze ich die Einschätzung von Hauptkommissar Swensen voll und
ganz«, predigt Oberst Obermayr mit pathetischer Stimme. »Bei Ihren beiden
Fällen geht es sicher nicht um Erpressung von Geld. Der internationale
Terrorismus verfügt über ein ausgefeiltes, breit angelegtes Finanzsystem. Es
gibt unzählige Vermittler, die beispielsweise Geld von superreichen Spendern
aus der Golfregion sammeln. Die größte Unterstützung erhält der Terror durch
eine Bank in Saudi-Arabien. Diese Drahtzieher benutzen das islamische Gebot,
Almosen zu geben, gnadenlos aus. Natürlich wissen die meisten Geldgeber genau,
wozu ihr Geld in Wirklichkeit bestimmt ist. Es ist kein Geheimnis, dass ein
Geschäftsmann namens Yasin Al-Qadi aus Jidda als einer der Finanziers solch
radikaler Gruppen wie Al-Qaida oder der Hamas gilt.«
    »Wenn
man das alles weiß, warum ergreift man diese Personen nicht?«, ereifert sich
Silvia. »Wer dem Terror den Geldhahn abdreht, beendet den Spuk.«
    »Das
wurde ununterbrochen versucht. Als bin Laden 1996 den Sudan verlassen musste
und zurück nach Afghanistan ging, hatte er keinen Zugang mehr zu den
internationalen Finanzmärkten. Es brauchte nicht lange, bis der Fuchs wieder
genügend Al-Qaida -Leute an den wichtigsten Bankenplätzen platzieren und
das gesammelte Geld gewinnbringend in den internationalen Geldkreislauf
einfließen lassen konnte. Zusätzlich nutzte bin Laden den in muslimischen
Ländern üblichen Hawala -Geldtransfer, bei dem es keine
Überweisungsbelege gibt.«
    »Wie
soll das funktionieren?«, fragt Colditz.
    »Das
System arbeitet informell. Es stützt sich einzig auf das Vertrauen unter den
Vertragspartnern, Hawala gleich Vertrauen.«
    »Klingt
ein bisschen wie Viehmarkt, oder?«, meint Swensen trocken. »Da wurden die
Geschäfte auch per Handschlag gemacht.«
    »Wohl
eher wie ein Kamelmarkt«, grinst der Fischmund. »Beim Hawala wird gegen
Provision das Geld unter der Verwendung eines Codes eingezahlt und dann an einem
anderen Ort, zum Beispiel hier in Husum, nach Anruf oder Fax wieder ausgezahlt.
Wer anonym den Code vorweist,

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