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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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die Eltern von dem Tod ihres Sohnes Habib unterrichten
mussten, haben wir erfahren, dass sein Vater ein wohlhabender Mann auf Djerba ist und ein Riesenhotel in Houmt-Souk besitzt. Das potentielle
Erpressungsopfer! Vielleicht wollten die Terroristen nur an sein Geld!«
    »Geld
als Motiv? Scheint mir abwegig«, sagt Swensen überzeugt. »Hab noch nie was
davon gehört, dass islamische Terroristen Geld erpressen. Das wäre doch nur
eine lächerliche Summe, die sie bei so einer Erpressung rausschlagen könnten.
Soweit ich gelesen hab, wurde von der Terror-Gruppe Al-Qaida bereits vor
dem 11. September jährlich um die 30 Millionen Dollar für den Terror
ausgegeben. Der größte Teil davon ist freiwillig von Muslimen gespendet
worden.«
    »Und,
hast du sonst noch eine Idee, Jan?«
    »Einer
der Kommilitonen von Hafside sagte aus, dass dieser Ramin Behzad ihn wegen
seiner Arbeit bei der KDW angemacht hat. Der Mann ärgerte sich über den Bau von
U-Booten für Israel. Das stinkt nach radikaler Gesinnung!«
    »Meinst
du, das könnte ein Hinweis sein?«
    »Ich
weiß nicht, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht, hätte aber große Lust,
diesem Gibeon Kabir nochmal auf den Zahn zu fühlen. Ich bin überzeugt, die
beiden Männer, die damals in Witzwort ausgestiegen sind, waren Ramin Behzad und
unser Bombenbastler Sabet. Dummerweise hat die Lokführerin die beiden auf den
Fotos nicht wiedererkannt. Aber sie kannten Hafside aus ihrer Studentenzeit.
Hafside war in der Entwicklungsabteilung der KDW tätig, da herrscht höchste
Geheimstufe. Vielleicht wollten sie an sein Insider-Wissen rankommen? Auch das
sollten wir nochmal vor Ort abchecken.«
    »Ein
Anschlag auf die KDW? Nach dem 11. September kann ich mir einiges vorstellen.
Dazu das Hochhaus, in dem die Bombe explodierte. Du sagtest, es liegt direkt
gegenüber von der KDW, oder?«
    »Stimmt«,
bestätigt Swensen. »Von da oben hat man bestimmt einen freien Blick auf das
gesamte Gelände.«
    »Die
Sache wird verdammt heiß! Okay, ich bohr bei unserem BND-Mann nach! Die
Besprechung heute verschieben wir auf den Nachmittag, es gibt genug zu
ermitteln!«
    Während
Colditz einige Zettel von seinem Schreibtisch sammelt und in eine Mappe steckt,
klingelt Swensens Telefon. Er nimmt den Hörer von der Station.
    »Swensen,
Kripo Husum!«
    »Teske
hier!«
    »Oh,
Frau Teske, das ist gerade sehr ungünstig. Kann ich Sie zurückrufen.«
    »Sicher!
Aber vergessen Sie es nicht. Ich glaube, es ist ziemlich wichtig.«
     
    *
     
    Neustadt 59 ist ein schmuckloser Ziegelbau mit einer gescheckten Fassade
aus ockergelben und rotbraunen Steinen. Die Seitenwand an der Einfahrt zum
Hinterhof muss schon vor langer Zeit mit einer undefinierbaren Farbe
überstrichen worden sein. Quer über die Hausfront zieht sich ein schmales
Vordach aus grauem Beton, darüber ein Lichtreklameschild, auf dem mit
geschwungenen Buchstaben Internet-Café steht. Swensen kann sich nicht
erinnern, diesen Laden vorher schon einmal gesehen zu haben, obwohl er hier
regelmäßig vorbeikommt. So lange er zurückdenken kann, war in diesem Haus immer
eine dieser heruntergekommenen Bierkneipen.
    Alles,
was unbeständig ist, macht uns frei, denkt er. Leben ist ein steter Wandel.
    Die
Eingangstür liegt in einem kleinen Erker. Er nimmt die drei Stufen mit zwei
Schritten, geht hinein und tritt in einen dunklen Raum. Das feine Brummen
laufender Computer liegt in der Luft. Seine Augen brauchen einen Moment, um im
schummrigen Licht etwas auszumachen. Links an der Wand flimmern eine Hand voll
Monitore, auf denen unförmige, rotschuppige Monster hinter Häuserwänden
auftauchen. Ununterbrochen zerplatzen sie getroffen in tausend Stücke. Mit
Kopfhörern bewaffnete Jugendliche sitzen davor, ihre Mäuse scheinen ihnen
förmlich an den Händen festgewachsen zu sein. Mit kurzen ruckartigen Bewegungen
hetzen sie damit ihre virtuellen Waffen durch die Labyrinthe ihrer
Parallelwelten, feuern mit vollen Megabytes, töten fast wie in Trance und töten
und töten.
    So
hab ich mir den steten Wandel nicht vorgestellt, denkt Swensen, während er an
den breiten Holztresen tritt. Dahinter döst ein hagerer Mann mit schmalem
Gesicht und auffällig grazilen Händen.
    »Ich
suche einen Herrn Kelek, Musa Kelek«, sagt Swensen mit gedämpfter Stimme. Er
schätzt sein Gegenüber auf Mitte zwanzig. Das äußere Erscheinungsbild deutet auf
einen Südländer hin.
    »Das
bin ich!«
    »Swensen,
Kripo Husum!«, sagt der Kommissar und legt das ausgeschnittene Bild

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