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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Eiderstedt«,
ergänzt Mielke.
    »Dann
müssen wir auch Berlin dazunehmen. Berliner gibt es hier auch wie Sand am
Meer«, zischt Silvia in Richtung Mielke. Doch der reagiert gelassen.
    »Stimmt!
Berlin hab ich vergessen.«
    »Okay,
die Routinearbeit verteilen wir nach der Sitzung. Jetzt möchte ich weitere
Ideen hören, was in der Bahn passiert sein könnte!«
    »Was
wissen wir?«, beginnt Jacobsen. »Der tote Ausländer hatte nichts bei sich,
keine Tasche, keine Papiere, kein Geld. Zwei von diesen Knoblauchs haben ihn
erstochen und ausgeraubt.«
    »Herr
Jacobsen! Ich muss doch bitten!«, unterbricht Colditz mit scharfer Stimme. »Ich
sagte zwar, sagt alles, was ihr denkt. Ihre persönliche Überzeugung behalten
Sie aber bitte in Zukunft für sich. Danke!«
    Jacobsen
verzieht demonstrativ sein Gesicht, sagt aber nichts. Eine beklemmende Stille
entsteht.
    »Die
Lokführerin hat ausgesagt, dass auch die mutmaßlichen Täter nichts dabei
hatten«, füllt Swensen die peinliche Lücke.
    »Zeugen!«,
heizt Jacobsen die allgemeine Ablehnung gegen ihn weiter an. »Zeugen sehen
alles und nichts!«
    »Die
Hauptfrage bleibt doch, was wollten drei Südländer ohne Gepäck mitten in der
Nacht in Harblek?«, fragt Silvia, ohne auf die Provokation des Kollegen
einzugehen.
    »Jemand
wird sie hingefahren haben«, wirft Pretzer ein.
    »Damit
die nach einer Station wieder aussteigen?« Silvia schaut ungläubig in die
Runde. »Da hätte der jemand sie doch gleich nach Witzwort fahren können.
Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass die in Witzwort wohnen.«
    »Vielleicht
wollte der Tote nach Witzwort und nicht nach Husum«, stichelt Mielke mit
unterschwelligem Spott in der Stimme.
    »Ich
glaub nicht an einen zufälligen Raubmord«, sagt Colditz.
    »Ich
auch nicht«, bestätigt Swensen. »Die beiden Männer haben dem Opfer in Harblek
aufgelauert.«
    »Das
hieße, dass sie gewusst haben, dass der Mann so spät noch mit der Bahn fahren wollte«,
überlegt Colditz.
    »Richtig«,
bestätigt Swensen, »das würde für Bandenkriminalität unter Ausländern sprechen,
Rache untereinander, Einschüchterung. Mit unserer abgeschlagenen Hand im
Hintergrund könnte es sich vielleicht um den Beginn eines Drogenkrieges
handeln.«
    »Wir
sind nicht in Sizilien«, widerspricht Silvia. »Die Drogendealer in Husum sind
doch kleine Fische. Ein bisschen Gras , Speed , Ecstasy ,
wenns hochkommt ’ne Prise Kokain .«
    »Das
ist keine harmlose Szene, liebe Silvia«, ereifert sich Jacobsen, »das ist hohe
kriminelle Energie, und gewaltbereit sind die doch sowieso alle!«
    »Das
ist Rumstochern im Nebel, nicht gerade effektiv«, nörgelt Mielke. »Ich halte
mich lieber an die Praxis, schnappe mir das Foto des Toten und höre mich in
Witzwort um, ob sie den Mann kennen. Außerdem sollten wir die Bauernhäuser um
Harblek abklappern.«
     
    *
     
    ›KILLER-VIRUS in den USA!‹
Die großen, schwarzen Buchstaben springen Swensen aus dem Zeitungsständer vor
einem Lottoladen ins Auge. Sofort setzt sich ein beklemmendes Gefühl in seiner
Brust fest. Er geht in den Laden und kauft sich eine Husumer Rundschau .
Da wird der gleiche Aufmacher auf der ersten Seite nicht ganz so reißerisch
präsentiert. An der Marienkirche setzt er sich auf eine kniehohe Mauer. Er
nimmt sein Brillenetui aus der Jackentasche und setzt die Lesebrille auf. Damit
kann er die kleine Schrift des Artikels problemlos lesen.
    ›Der
63-jährige US-Amerikaner Bob Stevens ist am gefährlichen Lungenmilzbrand
erkrankt. Der Mann, der in der Nähe der Flugschule lebt, an der die
mutmaßlichen Terroristen von New York Flugunterricht genommen haben, ist ins
Krankenhaus eingeliefert worden. Er schwebt in Lebensgefahr. Das ist der erste
Fall von Anthrax seit fünfundzwanzig Jahren in den USA. Die Behörden gehen aber
davon aus, dass es keinen terroristischen Hintergrund gibt.‹
    Neben
dem Artikel wirbt eine Anzeige für einen Tauch-
    urlaub im Roten Meer. Das Bild einer Meeresschildkröte vor einem Taucher
soll ihn dem Leser schmackhaft machen. Swensen sieht plötzlich wieder das Urviech
vor der türkischen Küste auf sich zufliegen. Der gelbe Hakenschnabel kommt
seinem Gesicht bedrohlich nah.
    Keine
vier Wochen ist das erst her, denkt er, und ich hab das Gefühl, alles läge es
schon Jahrzehnte zurück.
    Wieder
erscheint dieses penetrante Bild vom World Trade Center, das Swensen seit dem
Urlaub mit sich herumschleppt. Der Südturm sackt geräuschlos durch seinen Kopf.
Er sieht die Staubwolke auf sich

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