Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
Verkäuferin steckt den bauchigen Flakon in einen
goldverzierten Karton und verpackt ihn in Seidenpapier. Maria schiebt ihre
Kreditkarte über den Glastresen und lässt die horrende Summe von ihrem Konto
abbuchen. Sie nimmt das Geschenk wie einen Goldklumpen entgegen, dreht sich in
Richtung Ausgang und will gerade loseilen …
    »Hallo,
hallo, gnädige Frau!«, flattert die elfenhafte Stimme der Verkäuferin ihr
hinterher. »Sie haben Ihr Päckchen hier liegen gelassen.«
    Erstaunt
dreht sich die Journalistin um und sieht, wie die Frau nach einem kleinen, braunen
Päckchen greift und es hochhebt. Im selben Moment weiten sich die großen
Rehaugen der Verkäuferin. Sie erbleicht unter ihrer Schminke. Sie steht wie
versteinert da, hält das Päckchen am ausgestreckten Arm von sich weg, Sekunden
später folgt ihr spitzer Schrei. Die Hand öffnet sich, das Päckchen fällt auf
den Glastresen, rutscht über die Kante und purzelt Maria direkt vor die Füße.
Ein gelber Zettel klebt auf der Seite, die nach oben zeigt. Druckbuchstaben,
mit schwarzem Filzstift darauf gekritzelt, springen der Journalistin ins Auge.
    › Anthrax.
    Alle
werden sterben.
    Ihr
könnt uns nicht aufhalten.
    Allah
ist groß‹ .
    Die
Verkäuferin hat sich ihren rosa Seidenschal vom Hals gerissen und reibt damit
hektisch über ihre Handflächen. Neugierige Kunden bleiben stehen, fragen was
passiert ist. In wenigen Minuten steht eine Menschentraube um den
Verkaufstresen der Kosmetikabteilung. Ein breitschultriger Mann im
Nadelstreifenanzug und einem Handy in der Hand versucht sich einen Weg durch
die Menschen zu bahnen.
    »Seien
Sie doch vernünftig!«, ruft er immer wieder. »Bitte gehen Sie weiter!«
    Maria
hat sich aus dem Gewühl befreit. Sie zieht ihr Handy aus der Jackentasche,
wählt die Nummer von Think Big und steckt den linken Zeigefinger ins
freie Ohr. Im selben Moment löst sich die Ansammlung neben ihr auf. Mit
Schubsen und Drängeln hasten Männer und Frauen an ihr vorbei auf den Ausgang
zu. Als sie durch die Tür stürmen, dringt von draußen der Ton schriller
Martinshörner herein.
    »Theodor?
Teske hier! Bei Karstadt läuft eine irre Nummer ab! Milzbrandalarm! Schick mir
sofort einen Fotografen her. Ich warte vor dem alten Kaufmannshaus gegenüber
von Karstadt.«
    Mittlerweile
scheint sich die Panik auf die anderen Menschen im Kaufhaus übertragen zu
haben. Obwohl kaum jeder wissen kann, um was es geht, rennen alle kopflos in
Richtung Ausgang und stauen sich davor. Von der anderen Seite arbeiten sich
gleichzeitig mehrere Beamte gegen den Strom nach innen. Maria drückt sich an
einen Pfeiler und wartet angespannt ab. Sie sieht, wie die Beamten mit den
Verkäuferinnen der Kosmetikabteilung reden. Der breitschultrige Nadelstreifen
sichert anscheinend das kleine Päckchen am Boden und ein anderer Mann in einem
gut geschnittenen Sommeranzug, höchstwahrscheinlich der Geschäftsführer,
stolziert armefuchtelnd vor ihm auf und ab. Langsam löst sich das Gedrängel vor
der Eingangstür. Die Journalistin schlüpft hinaus. Auf der Straße vor dem
Kaufhaus zucken mehrere Blaulichter. Soeben stoppt ein Feuerwehrzug, weitere
Einsatzfahrzeuge kündigen sich aus der Ferne mit Sirenengeheul an.
Polizeibeamte räumen den gesamten Eingangsbereich von Neugierigen, selbst die
Verkäufer der kleinen Geschäfte werden aufgefordert, ihre Läden sofort zu
verlassen. Maria schlängelt sich durch die Fahrzeuge auf die andere Straßenseite
zum historischen Kaufmannshaus mit dem Treppengiebel. Dort stellt sie sich
direkt neben den Bogeneingang zum Arko -Laden. Der Bürgersteig füllt sich
langsam mit schaulustigen Einwohnern und Touristen. Zirka zehn Minuten später
sieht sie endlich Fritz Harms, der sich mit seinem hochgehaltenen Presseausweis
durch die Menge bohrt. Nicht gerade zimperlich setzt der stämmige Fotograf mit
dem Milchbubigesicht dabei beide Ellbogen ein.
    »Schieß
ohne zu fragen drauflos«, flüstert sie ihm zu, damit die neben ihr stehenden
Passanten nichts mitbekommen. »Bei Karstadt läuft eine Milzbrand-Attacke.«
    Harms
nickt kurz und arbeitet sich sofort mit der Kamera um die Absperrung herum. Aus
einem Kleinbus klettern vier Männer in gelben Schutzanzügen, Gummistiefeln und
blauen Handschuhen, die Kapuzen über den Kopf gezogen. Die Gesichter werden von
Atemmasken verdeckt, auf dem Rücken tragen sie Sauerstoffflaschen. Wie
Außerirdische tapsen sie mit ihren Silberkoffern über die Straße und
verschwinden im Kaufhausgebäude.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher