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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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nervös oder sich der Menschen um ihn herum zu sehr bewußt. Haltet die Ohren offen, falls jemand zu viele Fakten über den Fall weiß, irgend jemand, der mit Polizeiarbeit ungewöhnlich vertraut scheint. Oder ihr könnt Detective Tippens Methode übernehmen und darauf warten, daß euch jemand erzählt, wie er seine Mutter gefickt hat.«
    »G, weißt du, was du mit diesem cleveren Mundwerk machen kannst?« sagte Tippen und erhob sich erneut.
    Kovác stellte sich zwischen sie. »Schwing deines rüber zu Patrick’s und steck ein Sandwich rein, Tippen. Geh jetzt, bevor ich sauer werde und dir sage, daß du nicht wiederkommen sollst.«
    Wut verzerrte Tippens Gesicht. »Ach, scheiß drauf«, murmelte er, packte seinen Mantel und ging.
    Kovác warf einen scheelen Blick auf Quinn. Ein Telefon klingelte in einem der Räume am Ende des Korridors. Der Rest der Soko löste sich auf, jeder wollte noch schnell was essen oder trinken vor dem großen Event.
    »Ein guter Cop und ein Arschloch sein sind keine Exklusivrechte«, sagte Liska und zog sich ihren Mantel an.
    »Reden Sie von mir oder von ihm?« fragte Quinn erbost.
    »He, Sam!« rief Elwood. »Komm her und schau dir das an.«
    »Tippen ist ein Wichser, aber ein guter Polizist«, sagte Liska.
    »Ist schon in Ordnung.«
    Quinn lächelte abwesend, als er seinen Trenchcoat überstreifte. »Skepsis macht einen guten Ermittler.«
    »Finden Sie?«
    Sie kniff die Augen zu und sah ihn von der Seite an, dann lachte sie und gab ihm einen Klaps auf den Arm.
    »Nur ein bißchen Bullenhumor. Also, wir haben etwas mehr Hintergrundinformationen über Jillian und die beiden Huren. Möchten Sie die bei einem Abendessen durchgehen? Oder vielleicht könnten wir heute abend nach dem Treffen einen trinken gehen…«
    »He, Tinks«, bellte Kovác, als er mit einer Faust voller Faxpapier zurück in den Raum kam. »Die Feds anmachen ist nicht erlaubt.«
    Liska errötete. »Geh, beiß dich selber, Kojak.«
    »Du würdest zahlen, um das zu sehen.«
    »Ich würde Pennys auf deinen häßlichen Hintern werfen.«
    Er grinste Quinn an, als sie wegging. »Sie ist verrückt nach mir.«
    Liska machte eine abfällige Handbewegung.
    Kovác zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder der Arbeit zu. »Wie war’s mit einer Mitfahrgelegenheit, GQ? Ich brauch einen extra Hammer in meiner Werkzeugkiste.«
    »Zu welchem Anlaß?«
    Seine Augen glänzten wie die eines Zeloten, als er das Fax hochhielt. »Jillian Bondurants Handyaufzeichnungen.
    Sie hat zwei Anrufe nach Mitternacht, Samstag morgen, gemacht – nachdem sie den heimatlichen Herd verlassen hatte. Einen bei dem Seelenklempner und einen beim lieben Papi.«
    Er sah sie kommen. Er stand in dem makellosen Musikzimmer neben dem Flügel, auf dem eine kleine Galerie gerahmter Fotos von Jillian als Kind aufgereiht war, und sah den Wagen am Tor vorfahren. Ein dreckig brauner Schrotthaufen. Kovác.
    Die Gegensprechanlage summte. Helen war noch nicht gegangen. Sie würde zur Anlage gehen, und sie würde Kovác hereinlassen, weil er bei der Polizei war, und genau wie jede andere ältere Amerikanerin der ländlichen Mittelklasse würde sie der Polizei nicht trotzen.
    Nicht zum ersten Mal dachte er, er hätte seinen persönlichen Assistenten von Paragon mitbringen sollen, damit er Tore sowohl bildlich als auch buchstäblich bewachen würde, aber er wollte jetzt keinen anderen Menschen in seiner Nähe. Schlimm genug, Edwyn Noble auf den Fersen zu haben, jedesmal, wenn er sich umdrehte. Er hatte mit Absicht seinen Pressesprecher von sich weg postiert, damit er die Nachrichten und die Sensationslüsternen abwimmelte, die trotzdem darauf bestanden, sein Tor zu belagern.
    Autotüren. Quinn ging von der Beifahrerseite los, eine elegante Gestalt mit erhobenem Kopf, geraden Schultern.
    Kovác, zerknittert, Haare, die hinten hochstanden, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und warf sie in die Einfahrt.
    Sein Trenchcoat flatterte offen im Wind.
    Peter starrte noch eine Minute die Fotos an. Jillian, zu ernst an ihrem Keyboard. Immer etwas Düsteres, Turbulentes, Trauriges in ihren Augen. Ihr erster Auftritt. Und ihr zweiter und dritter. Aufgetakelt in gerüschten Kleidern, die ihr nie gestanden hatten – zu unschuldig und prüde, ein Symbol sorgloser Mädchenhaftigkeit, die seine Tochter nie besessen hatte.
    Er verließ den Raum, als die Türglocke ertönte, schloß die Tür zu diesem Segment seiner Reue, als Stimmen in der Eingangshalle ertönten.
    »Ist er zu Hause?«

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