Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
weil Sie sie kannten. Ich werde aus der linguistischen Perspektive zuhören. Wir treffen uns in fünf Minuten in meinem Büro.«
    Kate sah ihm nach, wie er davonwatschelte und dachte, daß sie ihn fast genau so haßte wie diese neue Aufgabe.
    »Warum kann ich mir nicht einfach einen Eispickel in die Stirn hauen?« murmelte sie und folgte ihm dann.

    »Dieses Band ist eine Kopie«, erklärte der BCA Techniker.
    Kovác, Quinn, Liska und ein hagerer Typ, den Kovác Ears nannte -, drängten sich um eine Ansammlung
    schwarzgekleideter elektronischer Geräte, die mit einer erstaunlichen Vielfalt von Knöpfen, Hebeln, Lichtern und Anzeigen versehen waren.
    »Die Tonqualität ist wesentlich besser, als man sie von einem Diktiergerät kriegt«, sagte Ears. »Ich würde sogar sagen, der Mörder hat dem Opfer tatsächlich ein Mikrofon angeklippt, oder dicht bei ihr plaziert. Das würde die Verzerrung der Schreie erklären. Es würde außerdem erklären, daß die anderen Stimmen so undeutlich sind.«
    »Sind Sie sicher, daß es zwei Stimmen sind?« fragte Quinn. Sein Kopf war erfüllt von den Auswirkungen dieser Möglichkeit.
    »Ja. Hier, hören Sie.«
    Der Techniker drückte einen Schalter und justierte einen Drehknopf. Ein Schrei erfüllte den kleinen Raum, alle vier verkrampften sich dagegen, wie gegen einen körperlichen Angriff.
    Quinn kämpfte darum, sich nicht auf die Emotionen innerhalb des Schreis zu konzentrieren, sondern auf die individuellen Komponenten des Geräusches, versuchte, den menschlichen Faktor zu eliminieren und seine menschliche Reaktion darauf. Die Verbrechen noch einmal zu durchleben stellte eine unverzichtbare Komponente im Lebenszyklus eines Serienmörders dar – Fantasie, gewalttätige Fantasie, Erleichterung durch Mord, Mord, Fantasie, gewalttätige Fantasie und so weiter und so fort, immer im Kreis.
    Billige Technologie machte es ihnen so leicht, wie einen Schalter zu drücken oder eine Linse scharf einzustellen, etwas Perfekteres als eine Erinnerung wiederzugeben.
    Billige Technologie kombiniert mit dem egoistischen Bedürfnis des Killers hatte auch in vergangenen Jahren viel belastendes Beweismaterial geliefert. Der Trick für Cops und Ankläger dabei war, es zu ertragen, es sich anzuhören, anzusehen. Schlimm genug, sich die Nachwehen von Verbrechen wie diesen anzutun. Im nachhinein noch zu Zeugen davon zu werden, wie sie begangen wurden, konnte schrecklich belasten.
    Quinn hatte sich einen nach dem anderen angehört, einen nach dem anderen, nach dem anderen…
    Ears drehte einen Knopf herunter und schob zwei kleine Hebel nach oben. »Hier kommt es. Ich hab die Stimme des Opfers isoliert und leiser gemacht und die anderen rausgezogen. Hören Sie genau hin.«
    Keiner wagte auch nur zu atmen. Die Schreie verblaßten im Hintergrund und die Stimme eines Mannes sagte, leise und undeutlich, »… Drehen… tu’s…« gefolgt von Statik, gefolgt von einer noch undeutlicheren Stimme, die sagte, »… Möchte… von mir…«
    »Besser wird es nicht«, sagte Ears, drückte Knöpfe, spulte das Band zurück. »Ich kann es lauter machen, aber die Stimmen werden nicht deutlicher. Sie waren zu weit weg vom Mikrofon. Aber den Werten der Anzeigen nach würde ich sagen, das erste ist ein Mann und das zweite eine Frau.«
    Quinn dachte an die Stichwunden in der Brust jedes Opfers, das unverkennbare Muster: lange Wunde, kurze Wunde, lange Wunde, kurze Wunde… Cross my heart and hope to die… Ein Pakt, ein Versprechen, ein Vertrag.
    Zwei Messer – wie sich das Licht in einem spiegelte und dann im anderen, als sie sich in makabrem Rhythmus senkten.
    Jetzt ergaben diese Wunden einen Sinn. Er hätte selbst drauf kommen müssen. Dabei hatte er das schon öfter erlebt. Aber ganz sicher wollte er das nicht noch einmal sehen, das wurde ihm klar, als ihn die Panik erfaßte.
    Düsterer oder perverser konnte Mord nicht sein, als wenn die Mörder ein Paar waren. Die Dynamik dieser Art von Beziehung war typisch für die kränksten Extreme menschlichen Verhaltens. Die Zwänge und Besessenheiten, die Ängste und sadistischen Fantasien von zwei gleichermaßen gestörten Menschen ineinander verstrickt, wie zwei Vipern, die versuchten, einander zu verschlingen.
    »Spielst du noch ein bißchen weiter mit dem Band, Ears?« fragte Kovác. »Vielleicht kannst du von einem oder beiden noch ein paar Worte rausziehen? Ich wüßte gerne, worüber sie reden.«
    Der Techniker zog die Schultern hoch. »Ich werd’s versuchen, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher