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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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anderen Seite des Tisches. Damit schuf er eine körperliche Verbindung, versuchte, ihn zurück in den Augenblick zu ziehen. »Peter? Wissen Sie, wer Jillian wirklich umgebracht hat?«
    »Ihre Freundin«, sagte er mit dünner, erschöpfter Stimme, sein Mund verzog sich ironisch. »Ihre einzige Freundin, Michele Fine.«
    »Wie kommen Sie da drauf?«
    »Sie hat versucht, mich zu erpressen.«
    »Hat?«
    »Bis gestern abend.«
    »Was ist gestern abend passiert?« fragte Quinn.
    »Ich hab sie umgebracht.«
    Edwyn Noble stürzte sich auf Quinn in der Sekunde, in der er aus der Tür des Vernehmungsraumes trat.
    »Kein Wort davon wird vor Gericht zulässig sein, Quinn«, versprach er.
    »Er hat auf seine Rechte verzichtet, Mr. Noble.«
    »Er ist offensichtlich nicht zurechnungsfähig genug, um diese Entscheidungen zu treffen.«
    »Klären Sie das mit dem Richter«, sagte Sabin.
    Die Anwälte gingen aufeinander los wie zwei Kobras.
    Yurek zog den stellvertretenden Ankläger Logan beiseite, um mit ihm über einen Durchsuchungsbefehl für Michele Fines Wohnung zu reden. Kovác stand dreieinhalb Meter entfernt, lehnte an einer Wand, mit einer Zigarette, die er nicht rauchte. Der einsame Kojote.
    »Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit, GQ?« fragte er mit hoffnungslosem Blick.
    Quinn schnitt eine Kovác-Grimasse. »Ich bin jetzt definitiv ein amtlich zugelassener Masochist. Ich kann es nicht glauben, daß ich das sage, aber ja, lassen Sie uns fahren.«

    Sie mußten beim Verlassen des Gebäudes das Spießrutenlaufen durch die Medien über sich ergehen lassen. Quinn quittierte jede Frage mit steinerner Miene und ›kein Kommentar‹. Kovác hatte seinen Wagen an der Fourth Avenue Seite des Gebäudes abgestellt. Ein halbes Dutzend Reporter folgte ihnen den ganzen Weg. Quinn sagte kein Wort bis Kovác den Gang eingelegt hatte und vom Randstein losgeprescht war.
    »Bondurant sagt, er hat Michele Fine erschossen und ihre Leiche im Minneapolis Sculpture Garden gelassen.
    Sie hat versucht, ihn mit einigen von Jillians belastenderen Musikstücken zu erpressen und mit dem, was Jillian ihr angeblich gestanden hat. Gestern nacht sollte der große Zahltag sein. Er würde das Geld bringen, sie würde ihm die Musik übergeben, die Bänder etcetera.
    Zu diesem Zeitpunkt wußte er nicht, daß sie an Jillians Mord beteiligt gewesen war. Er sagte, er wäre bereit zu zahlen, um die Geschichte geheimzuhalten, aber er nahm eine Pistole mit.«
    »Für mich hört sich das nach Vorsatz an«, sagte Kovác und klatschte das Blaulicht in eine Armaturenbretthalterung.
    »Richtig. Dann taucht Michele auf mit dem Zeug in einer schwarzen Tasche. Sie zeigt ihm ein paar Notenblätter, ein paar Kassetten, macht den Reißverschluß der Tasche zu. Sie machen den Austausch. Sie will losgehen, ist sich sicher, daß er nicht noch einmal in die Tasche schauen wird.«
    »Setz nie etwas voraus.«
    Quinn stemmte sich in den Boden und klammerte sich an die Tür, als der Lumina an einer roten Ampel hart nach rechts abbog. Hupen plärrten.
    »Er hat nachgesehen. Er hat ihr in den Rücken geschossen und sie da, wo sie gefallen ist, liegengelassen.«
    »Was zum Teufel hat sie sich dabei gedacht, ihm den Kopf zu geben?«
    »Sie hat sich gedacht, sie wäre längst weg, wenn er die Bullen ruft«, überlegte Quinn. »Ich hab Reisemagazine in ihrer Wohnung gesehen, als Liska und ich neulich dort waren. Ich wette, sie wäre direkt zum Flughafen gefahren und dort in eine Maschine gestiegen.«
    »Was ist mit Vanlees? Hat er irgend etwas über Vanlees gesagt?«
    Quinn hielt den Atem an, als Kovác zwischen einem städtischen Bus und einem Snap-On Tool Van durchzischte. »Nichts.«
    »Sie glauben nicht, daß sie alleine gearbeitet hat?«
    »Wir wissen, daß sie nicht alleine getötet hat. Sie hätte auch nicht allein versucht zu erpressen. Willige Opfer von sexuellen Sadisten sind praktisch Marionetten. Ihr Partner hat die Macht, er kontrolliert sie durch körperlichen Mißbrauch, psychologischen Mißbrauch, sexuellen Mißbrauch. Niemals hat sie das allein gemacht.«
    »Und Vanlees war bereits in Gewahrsam, als es passiert ist.«
    »Sie hatten den Plan wahrscheinlich fertig, und sie hat ihn durchgezogen, ohne zu wissen, wo er war. Sie hätte Angst gehabt, es nicht zu tun. Wenn er der Kerl ist.«
    »Sie kannten sich.«
    »Wir beide kennen uns auch. Wir haben niemanden getötet. Ich habe Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie Vanlees irgend jemand auf diesem Niveau manipulieren könnte. Er

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