Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
wollte, und da stand sie nackt vor mir. ›Willst du mich denn nicht, Daddy?‹ sagte sie.
    ›Liebst du mich denn nicht?‹«
    Selbst die Erinnerung erstaunte ihn, machte ihn krank.
    Er beugte sich über den Papierkorb, den man neben seinen Stuhl gestellt hatte, und würgte, aber er hatte nichts mehr im Magen. Quinn wartete ruhig, emotionslos, betont distanziert.
    »Hatten Sie Sex mit ihr?« fragte Yurek.
    Quinn fixierte ihn wütend.
    »Nein! Mein Gott!« sagte Peter, empört von dieser Unterstellung.
    »Was ist passiert?« fragte Quinn. »Sie haben sich gestritten. Sie ist schließlich davongelaufen.«
    »Ja«, sagte er und wurde wieder ruhiger. »Wir haben gestritten. Ich hab einige Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Sie war so zerbrechlich. Aber ich war so schockiert, so wütend. Sie ist rausgerannt, hat sich angezogen und ist dann gegangen. Das war das letzte Mal, das ich sie lebend gesehen habe.«
    Yurek sah verwirrt und enttäuscht aus. »Aber Sie sagten, Sie hätten sie getötet.«
    »Sehen Sie es denn nicht? Ich hätte sie retten können, hab es aber nicht. Das erste Mal habe ich sie gehen lassen, um mich zu retten, mein Geschäft, mein Vermögen. Es ist meine Schuld, daß sie das geworden ist, was sie ist. Ich hab sie Freitag nacht gehen lassen, weil ich mich nicht damit auseinandersetzen wollte, und jetzt ist sie tot. Ich hab sie getötet, Detective, genau so sicher als hätte ich ihr den Dolch ins Herz gestoßen.«
    Yurek stieß seinen Stuhl zurück, stand auf und begann, hin und her zu laufen. Er sah aus wie jemand, dem gerade klar wurde, daß man ihn beim Murmelspiel betrogen hat.
    »Kommen Sie, Mr. Bondurant. Erwarten Sie etwa, daß wir Ihnen das glauben?«
    Er hatte weder die Stimme noch den Schliff, um den bösen Bullen zu spielen, selbst wenn er sich Mühe gab.
    »Sie haben den Kopf Ihrer Tochter in einer Tasche herumgetragen. Was sollte das? Ein kleines Andenken, das Ihnen der wahre Mörder geschickt hat?«
    Bondurant sagte nichts. Die Erwähnung von Jillians Kopf regte ihn auf, und er zog sich wieder in sich zurück.
    Quinn sah, wie er ihnen entglitt, wie er zuließ, daß sein Verstand an irgendeinen anderen Ort gelockt wurde, nur weg von dieser häßlichen Realität. Er könnte dorthin abgleiten, und lange Zeit nicht zurückkommen.
    »Peter, was haben Sie Sonntag morgen in Jillians Haus gemacht?«
    »Ich wollte sie besuchen. Um zu sehen, ob sie in Ordnung ist.«
    »Mitten in der Nacht?« fragte Yurek zweifelnd.
    »Sie hat sich geweigert, mich zurückzurufen. Samstag habe ich sie auf Lucas Brandts Rat in Ruhe gelassen. Aber Sonntag nacht… mußte ich etwas tun.«
    »Also sind Sie hingefahren und haben sich selbst aufgesperrt«, sagte Quinn.
    Bondurant sah zu einem Fleck auf seinem Pullover
    hinunter und kratzte gedankenverloren mit dem Daumennagel darauf herum. »Ich dachte, sie wäre im Bett… dann habe ich mich gefragt, in wessen Bett sie war. Ich hab auf sie gewartet.«
    »Was haben Sie gemacht, während Sie gewartet haben?«
    »Geputzt«, sagte er, als wäre es völlig logisch und in keiner Weise seltsam. »Die Wohnung hat ausgesehen wie – wie – ein Schweinestall«, sagte er, und sein Mund verzog sich angewidert. »Verdreckt, schmutzig, voller Müll und Chaos.«
    »Wie Jillians Leben?« fragte Quinn mit sanfter Stimme.
    Tränen quollen aus Bondurants Augen. Das Putzen war eher symbolisch gewesen als zu hygienischen Zwecken.
    Er hatte es nicht geschafft, das Leben seiner Tochter zu ändern, aber er konnte ihre Umgebung ordnen. Ein Akt der Kontrolle und vielleicht der Zuneigung, dachte Quinn.
    »Sie haben die Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter gelöscht?« fragte er.
    Bondurant nickte. Die Tränen wurden heftiger. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, legte seine Hände vor die Augen.
    »Gab es eine von LeBlanc?« versuchte Quinn.
    »Dieses Dreckschwein! Er hat sie genauso umgebracht wie ich!«
    Er krümmte sich über die Tischplatte, heftig schluchzend, ein schreckliches wieherndes Geräusch, das aus der Mitte seiner Brust durch seine Kehle hochfetzte. Quinn wartete ab, dachte daran, wie Peter Jillians Musik gefunden hatte, während er ordnete und aufräumte. Die Musik war möglicherweise sogar der Hauptgrund für seinen Besuch dort gewesen, nach dem Vorfall in seinem Arbeitszimmer Freitag abend. Aber Peter würde aus Schuldbewußtsein behaupten, das Jillians Wohlbefinden seine Priorität war.
    Quinn beugte sich vor und legte seine Hand auf Peters Handgelenk, auf der

Weitere Kostenlose Bücher