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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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das wußte. Sie hatte einmal geglaubt, es zu wissen.
    Körperlich hatte er sich in den fünf Jahren ein wenig verändert. Das dichte, dunkle Haar war von Grau durchsetzt und fast militärisch kurz geschoren. Er sah hagerer aus, von seinem Job ausgezehrt. Er war immer schon gut gekleidet gewesen, seine Anzüge italienisch und teuer.
    Aber der Mantel hing ein bißchen sehr locker auf den breiten Schultern, und die Hosen beulten auch ein bißchen schlaff. Aber es wirkte elegant, statt seine körperliche Präsenz zu untergraben. Die Flächen und Kanten seines Gesichts waren scharf. Er hatte Ringe unter den braunen Augen. Ungeduld ließ die Luft um ihn herum vibrieren, und sie fragte sich, ob das im Augenblick echt oder aufgesetzt war.
    Sabin drehte sich plötzlich zu ihr. »Und, Kate, was denken Sie?«
    »Ich?«
    »Sie haben doch für dieselbe Einheit wie Special Agent Quinn gearbeitet. Was denken Sie?«
    Sie spürte Quinns Blick und auch die aller anderen im Raum jetzt auf sich. »Nein, ich bin hier nur der Betreuer.
    Ich weiß gar nicht, was ich hier bei diesem Treffen zu suchen habe. John ist der Experte –«
    »Nein, er hat recht, Kate«, sagte Quinn. Er stützte die Hände auf die Tischplatte und beugte sich zu ihr, die dunklen Augen wie Kohlen – sie hatte das Gefühl, ihre Hitze auf ihrem Gesicht zu spüren. »Sie waren ein Teil der alten Behavioral Sciences Unit. Sie haben mehr Erfahrung mit dieser Art von Fall als jeder andere an diesem Tisch, außer mir. Was halten Sie davon?«
    Kate starrte ihn an, wohlwissend, daß ihr Haß klar in ihren Augen zu sehen sein mußte. Schlimm genug, daß Sabin sie so in die Bredouille gebracht hatte, aber daß Quinn es tat, war Verrat für sie. Aber wieso sie das überraschte, wußte sie auch nicht.
    »Im Hinblick auf diesen Fall habe ich keine Grundlage, um mir eine gelehrte Meinung zu bilden«, begann sie hölzern. »Ich bin mir aber sehr wohl Special Agent Quinns Qualifikation und Erfahrung bewußt. Meine persönliche Meinung ist, daß Sie einen Fehler machen würden, wenn Sie seinen Rat nicht befolgen.«
    Quinn sah zur Bürgermeisterin und dem Polizeichef.
    »Man kann das Läuten einer Glocke nicht ungeschehen machen«, sagte er leise. »Wenn Sie jetzt zuviele Informationen da rausgeben, können Sie nichts mehr zurücknehmen. Sie können morgen noch eine Pressekonferenz einberufen, falls das nötig wird. Geben Sie nur dieser Soko die Chance, ihre Ressourcen zu sammeln und aus den Startlöchern zu kommen.«
    Edwyn Noble kam mit ernster Miene von seinem Anruf zurück. »Mr. Bondurant sagt, er wird tun, was immer Agent Quinn vorschlägt. Wir werden die Belohnung auf fünfzigtausend festsetzen.«

    Die Konferenz vertagte sich um sechzehn Uhr achtundvierzig. Die Politiker gingen ins Büro der Bürgermeisterin zu letzten Vorbereitungen, bevor sie sich der Presse stellten. Die Polizisten scharten sich am hinteren Ende des Konferenzraumes zusammen, um die Aufstellung der Soko zu besprechen.
    »Sabin ist nicht glücklich mit Ihnen, Kate«, sagte Rob in vertraulichem Ton, als ob das irgend jemand anderen im Raum interessieren würde.
    »Ich würde sagen, Sabin kann mich am Arsch lecken, aber er würde ja sofort auf die Knie fallen.«
    Rob errötete und setzte ein strenges Gesicht auf. »Kate –  «
    »Er hat mich in die Sache reingezerrt, also muß er auch mit den Konsequenzen leben«, sagte sie und bewegte sich zur Tür. »Ich schau mal nach Angie. Ich will sehen, ob sie schon etwas in den Verbrecheralben gefunden hat. Gehen Sie zur Pressekonferenz?«
    »Ja.«
    Gut. Sie mußte eine Zeugin verschwinden lassen, während alle anderen wegsahen. Das nächste Problem war, wohin mit dem Mädchen. Sie gehörte in eine Einrichtung für Jugendliche, aber bis jetzt hatten sie noch nicht beweisen können, daß sie eine Jugendliche war.
    »Sie haben also mit Quinn gearbeitet«, sagte Rob, immer noch mit Verschwörerstimme, als er ihr zur Tür folgte.
    »Ich habe ihn einmal bei einer Konferenz reden hören. Er ist sehr beeindruckend. Ich glaube, sein Schwerpunkt Opferkunde trifft genau ins Schwarze.«
    »Das ist John, wie er leibt und lebt. Beeindruckend ist sein zweiter Vorname.«
    Auf der anderen Seite des Raums wandte sich Quinn von seinem Gespräch mit dem Lieutenant ab und ihr zu, als hätte er ihre Bemerkung auf seinem Radar empfangen.
    Marshall’s Piepser ging in diesem Moment los, und er entschuldigte sich, um zu telefonieren, mit sehr enttäuschter Miene angesichts der verlorenen

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