Feuermale
Wehwehchen und der steifen Glieder von ihrem morgendlichen Ringkampf, die sich immer mehr breitmachten. Zeit ging den Bach hinunter. Wenn die Politiker Johns Rat befolgten und es irgendwie schafften, sich zurückzuhalten, würde sich die Pressekonferenz schnell auflösen. Einige der Reporter würden Chief Greer auf den Fersen bleiben, aber die meisten würden sich zwischen der Bürgermeisterin und Ted Sabin aufteilen, weil sie sich bei den gewählten Beamten mehr Chancen ausrechneten als bei einem Polizisten. Jede Sekunde würde es hier in der Halle von ihnen wimmeln.
Wenn sie Sabin in die Halle folgten und sie entdeckten, wenn jemand ihren Namen rief oder in Hörweite der hungrigen Meute auf sie deutete, würde man sie wegen des Pistolenschützen im Regierungszentrum festnageln.
Schließlich würde jemand vielleicht den geistigen Sprung machen und sie mit den Gerüchten über einen Zeugen für den neuesten Mord in Verbindung bringen, und dann würden die nächsten paar Stunden verdientermaßen in die Annalen der beschissensten Tage aller Zeiten eingehen.
Irgendwo auf dem unteren Drittel der Liste, nahm sie an, mit reichlich Platz darüber für die Reihe mieser Tage, die noch auf sie zukamen.
Aber dieses eine Mal war ihr das Glück heute hold. Nur drei Leute versuchten, sie auf dem Weg zum zweiundzwanzigsten Stock aufzuhalten. Alle machten clevere Bemerkungen über Kates morgendliche Heldentat. Sie wehrte sie mit ironischem Blick und einer witzigen Bemerkung ab, ohne langsamer zu werden.
»Was soll denn das?« fragte Angie, als sie aus dem Aufzug stiegen, ihre Neugier siegte über ihre zur Schau gestellte Teilnahmslosigkeit.
»Nichts.«
»Er hat Sie Terminator genannt. Was haben Sie denn getan? Jemanden umgebracht?«
Die Frage kam mit einem Blick, halb Skepsis, halb Mißtrauen und einem kleinen widerwilligen Aufflackern von Bewunderung.
»Nichts so Dramatisches. Obwohl ich heute, weiß Gott, versucht war.«
Kate tippte den Code in die Tastatur neben der Tür zur Legal Services Abteilung. Sie sperrte die Tür zu ihrem eigenen Büro auf und winkte Angie herein.
»Wissen Sie, Sie müssen mich nirgends hinbringen«, sagte das Mädchen und ließ sich auf den extra Stuhl fallen.
»Ich kann auf mich selbst aufpassen. Es ist ein freies Land, und ich bin kein Verbrecher… oder ein Kind«, fügte sie verspätet hinzu.
»Dieses Thema wollen wir im Augenblick nicht einmal antippen«, schlug Kate vor und warf einen Blick auf ihre ungeöffnete Post. »Du weißt, wie hier die Lage ist, Angie.
Du brauchst einen sicheren Platz, an dem du bleiben kannst.«
»Ich kann bei meiner Freundin Michele wohnen –«
»Ich dachte, sie heißt Molly.«
Angie preßte ihren Mund zu einem schmalen Strich zusammen und kniff die Augen zu.
»Versuch nicht, mir Scheiß zu erzählen«, riet ihr Kate – auch wenn es nichts nützen würde. »Es gibt keine Freundin, und du hast keine Bude zum Pennen im Phillips Viertel. War aber eine nette Geste, ein mieses Viertel auszusuchen. Wer würde behaupten, da zu wohnen, wenn es nicht stimmt?«
»Wollen Sie behaupten, ich lüge?«
»Ich glaube, du hast deine eigene Tagesordnung«, sagte Kate, aber ihre Aufmerksamkeit war auf eine Aktennotiz gerichtet, auf der stand: m. Sabin geredet. Zeuge nach Phoenix House – RM. Erlaubnis. Seltsam, daß Rob das nicht im Büro der Bürgermeisterin erwähnt hatte. Die Notiz hatte jemand am Empfang geschrieben. Ohne Zeitangabe. Die Entscheidung war wahrscheinlich kurz vor der Pressekonferenz gekommen. All diese Heimlichtuerei vergeblich. Was soll’s.
»Eine Tagesordnung, die sich wahrscheinlich darauf konzentriert, nicht ins Gefängnis oder in eine Einrichtung für Jugendliche zu kommen.«
»Ich bin keine –«
»Spar’s dir auf.«
Sie drückte den Nachrichtenknopf auf ihrem Telefon und lauschte den Stimmen der Ungeduldigen und der Verlorenen, die versucht hatten, sie während des Nachmittags zu erreichen. Reporter, wild auf die Spur der Heldin einer Schießerei im Regierungszentrum. Sie drückte bei jeder auf schnellen Vorlauf. Unter die Medienmeute gemischt war die übliche Auswahl. David Willis, die momentan schlimmste Nervensäge unter ihren Klienten. Ein Koordinator einer Gruppe für Opferrechte. Der Ehemann einer Frau, die angeblich überfallen worden war, obwohl Kates Bauch ihr sagte, es war Betrug, das Ehepaar versuchte, Schmerzensgeld herauszuschlagen. Der Ehemann war schon einige Mal wegen geringer Drogenmengen verhaftet
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