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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Gelegenheit, noch einmal mit Quinn zu reden.
    Kate wollte keine solche Gelegenheit. Sie wandte sich ab und ging weiter in Richtung Tür, als Quinn auf sie zukam.
    »Kate.«
    Sie sah ihn wütend an und entriß ihm ihren Arm, als er ihn ergreifen wollte.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte er leise und machte einen kleinen Diener, eine Geste, die ihn knabenhaft und reumütig aussehen ließ, obwohl er keines von beidem war.
    »Werd ich morgen dieselben Lorbeeren kriegen, wenn du hier reinmarschierst und ihnen sagst, daß sie dieses Schwein herausfordern müssen, damit sie ihn in die Falle locken können? Sie werden alle mit dem Kopf gegen die Wand rennen.«
    Er blinzelte mit Unschuldsmiene. »Ich weiß nicht, was du meinst, Kate. Du weißt genauso gut wie ich, wie wichtig es ist, in einer Situation wie dieser proaktiv zu sein – wenn der Zeitpunkt richtig ist.«
    Sie wollte ihn fragen, ob er den Mörder oder die Politiker meinte, aber sie bremste sich. Quinns proaktive Theorien paßten in alle Lebenslagen.
    »Spiel deine kleinen Psychospielchen nicht mit mir, John«, flüsterte sie verbittert. »Ich hatte nicht die Absicht, dir zu helfen. Ich hab dir nichts angeboten. Du hast genommen, und das schätze ich nicht. Du glaubst, du kannst Menschen so einfach manipulieren, wie die Figuren auf einem Schachbrett.«
    »Der Zweck heiligt die Mittel.«
    »Das tut er immer, nicht wahr?«
    »Du weißt, daß ich recht hatte.«
    »Komisch, trotzdem bleibst du ein Wichser für mich.«
    Sie wich einen Schritt in Richtung Tür zurück. »Entschuldige mich. Ich hab zu arbeiten. Wenn du
    Machtspielchen spielen willst, bitte laß mich aus dem Spielplan raus. Herzlichen Dank.«
    »Es ist gut, dich wiederzusehen, Kate«, murmelte er, als sie sich entfernte, mit ihrem dichten, rotgoldenen Haar, das sanft über ihrem Rücken hin-und herschwang.
    Jetzt erst registrierte Quinn den bösen Bluterguß auf ihrer Wange und die geplatzte Lippe. Er hatte sie so 
    wahrgenommen, wie er sie in Erinnerung hatte, als Frau eines Exfreundes… als die einzige Frau, die er je wirklich geliebt hatte.

KAPITEL 6
    Die Menschenmenge ist groß. Die Twin Cities quellen über vor Reportern. Zwei große Tageszeitungen, ein halbes Dutzend Fernsehstationen, Radiostationen so zahlreich, daß man sie gar nicht mehr zählen kann. Und die Story hat noch weitere Reporter aus anderen Orten angelockt.
    Er hat ihre Aufmerksamkeit geweckt. Er genießt das Gefühl von Macht, das all dies mit sich bringt. Besonders die Geräusche erregen ihn – die hektischen Stimmen, die wütenden Stimmen, scharrende Füße, das Surren von Kameramotoren.
    Er wünschte, er hätte nicht solange damit gewartet, an die Öffentlichkeit zu gehen. Seine ersten Morde hatten privat, versteckt stattgefunden, in großen Abständen, was Zeit und Raum anging, die Leichen in flachen Gräbern begraben.
    Die Reporter versuchen, die besten Plätze zu erhaschen.
    Kameraleute und Fotografen bilden die Perimetrie der Versammlung. Blendende, künstliche Beleuchtung taucht die Szene in ein unwirkliches weißes Licht. Er steht knapp außerhalb des Medienrudels mit den anderen Zuschauern, am Rande einer Schlagzeile sozusagen.
    Die Bürgermeisterin übernimmt das Podium. Die Sprecherin der Gemeinde bringt die kollektive moralische Entrüstung gegen sinnlose Gewaltakte zum Ausdruck. Der Bezirksstaatsanwalt plappert die Bemerkungen der Bürgermeisterin nach und verspricht Bestrafung. Der Polizeichef gibt eine Stellungnahme über die Gründung einer Soko ab.
    Sie nehmen keine Fragen an, obwohl die Reporter lautstark eine Bestätigung der Identität des Opfers und der grausigen Einzelheiten des Verbrechens verlangen, wie Aasgeier, die geifernd auf die Chance warten, sich nach dem Festmahl des Räubers an der Karkasse zu laben. Sie bellen Fragen, brüllen das Wort Enthauptung. Es gibt Gerüchte über einen Zeugen.
    Die Vorstellung, daß jemand die Intimität seiner Taten beobachtet hat, erregt ihn. Er ist überzeugt, jeder Zeuge seiner Taten ist davon genau so erregt wie er. Erregt auf eine Art, die das Verständnis überstieg; wie er es als Kind gewesen war, eingesperrt in einen Schrank, und dabei zuhörte, wie seine Mutter Sex mit Männern hatte, die er nicht kannte. Erregung, die man instinktiv als verboten erkannte, die aber trotzdem nicht zu unterdrücken war.
    Fragen und noch mehr Fragen von den Medien.
    Keine Antworten. Kein Kommentar.
    Er sieht John Quinn seitlich bei einer Gruppe Polizisten stehen und spürt eine

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