Feuermale
haben ein paar Fragen, die noch geklärt werden müssen.«
»Ich hab gehört, daß es einen Zeugen gab – wofür, frag ich mich. Hat der gesehen, wie er sie umgebracht hat oder was? Das wär doch was, mmh? Furchtbar.«
»Ich kann da nicht näher drauf eingehen, verstehen Sie?«
sagte Liska reuevoll. »Ich würde es gern – wo Sie doch auf verwandtem Gebiet tätig sind und so -, aber Sie wissen ja, wie das ist.«
Vanlees nickte mit wichtiger Miene.
»Sie haben sie Freitag gesehen?« fragte Moss. »Jillian Bondurant?«
»Ja. Gegen drei. Ich war hier und hab an meinem Müllzerhacker gearbeitet. Meine Frau hat versucht, Sellerie durchlaufen zu lassen. Das war vielleicht eine Schweinerei. Die kleine Miss Collegeabschluß. Man möchte meinen, daß sie mehr in der Birne hat.«
»Jillian Bondurant…«, sagte Moss aufmunternd.
Er kniff wieder seine verschiedenen Augen zusammen.
»Ich hab aus dem Küchenfenster gesehen. Hab sie
wegfahren sehen.«
»Allein?«
»Jawohl.«
»Und das war das letzte Mal, daß Sie sie gesehen haben?«
»Ja.«
Er wandte sich wieder zurück zu Liska. »Dieser Irre hat sie abgefackelt, stimmt’s? Dieser Feuerbestatter. Mann, das ist krank«, sagte er, obwohl ihm die morbide Neugier aus den Augen funkelte. »Was wird nur aus dieser Stadt?«
»Da können wir beide nur raten.«
»Ich glaube, es ist das Millenium. Das glaube ich«, sagte er zögernd. »Die Welt wird immer verrückter. Das Jahrtausend ist vorbei und so weiter.«
»Millenium« , murmelte Moss und warf einen scheelen Blick auf einen Terrakottatopf mit toten Chrysanthemen auf der kleinen Veranda von Jillian Bondurant.
»Könnte sein«, sagte Liska. »Gott steh uns allen bei, was?«
»Gott steh uns bei«, wiederholte Moss sarkastisch.
»Zu spät für Miss Bondurant«, sagte Vanlees nüchtern und drehte den Schlüssel im Messingschloß. »Brauchen Sie hier irgendwelche Hilfe, Detective?«
»Nein, danke, Gil. Vorschriften und so weiter…«
Liska wandte sich ihm zu, versperrte ihm den Zugang zum Haus. »Haben Sie Miss Bondurant jemals mit jemand Speziellem gesehen? Freunde? Einem Freund?«
»Ich hab ihren Dad hier ab und zu gesehen. Eigentlich gehört das Haus ihm. Kein Freund. Ab und zu eine
Freundin. Wirkliche Freundin, nicht Freundin, zumindest glaub ich das nicht.«
»Irgendein spezielles Mädchen? Kennen Sie ihren Namen?«
»Nein. Und sie war auch nicht sonderlich freundlich.
Sah irgendwie gemein aus. Fast wie eine Bikerbraut, aber doch nicht. Auf jeden Fall hatte ich nie was mit ihr zu tun.
Sie – Miss Bondurant – war meistens allein, hat nie viel geredet. Sie hat nicht wirklich hierher gepaßt. Von den Bewohnern sind nicht besonders viele Studenten, und dann hat sie sich irgendwie seltsam angezogen. Armeestiefel und schwarze Kleidung und so was.«
»Kam Sie Ihnen je weggetreten vor?«
»Auf Drogen meinen Sie? Nein? War sie auf Drogen?«
»Ich will mich nur absichern, wissen Sie. Sonst wird mein Lieutenant…«
Sie ließ diese Andeutung einfach in der Luft hängen, in der Absicht, Vanlees werde sich in ihre Lage versetzen, er, der Blutsbruder. Sie dankte ihm für seine Hilfe und gab ihm ihre Geschäftskarte mit Anweisung anzurufen, wenn ihm irgend etwas einfiel, was für den Fall wichtig sein könnte. Er wich von der Tür zurück, widerwillig und renkte sich den Hals aus, um zu erspähen, was Moss weiter drin in der Wohnung machte. Liska winkte ihm zum Abschied zu und schloß die Tür.
»O Gott, gönn mir eine Dusche«, flüsterte sie erschaudernd, als sie das Wohnzimmer betrat.
»Mensch, den haste wohl nicht gemocht, was Margie?«
sagte Moss mit übertrieben ländlichem Akzent.
Liska verzog das Gesicht, auch wegen der seltsamen Kombination von Aromen, die in der Luft schwebte –
süßer Luftverbesserer über abgestandenem Zigarettenrauch. »He, ich hab ihn zum Reden gebracht, oder nicht?«
»Du bist schamlos.«
»In Ausübung meiner Pflicht.«
»Da bin ich doch dankbar für meine Wechseljahre.«
Liska wurde wieder ernst, richtete den Blick auf die Tür.
»Ernsthaft, diese Möchtegern-Bullen verursachen mir eine Gänsehaut. Sie haben immer diesen Autoritätswahn. Das Bedürfnis nach Macht und Kontrolle und ein tief verwurzeltes schlechtes Bild von sich selbst. Aber noch häufiger haben sie was gegen Frauen. He!«
Mit einem Mal begann sie zu strahlen. »Ich werde diese Theorie Special Agent Ziemlich Gut Aussehend vorbringen müssen.«
»Schlampe.«
»Ich bevorzuge Opportunistin. «
Aus
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