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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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voller Frauen mit großen, riesigen, gigantischen Titten. Ich rede von Möpsen, die bis auf die Knie hängen würden. Seiten über Seiten davon. Titten, Titten, Titten, groß wie die Hindenburg. Und Männer halten uns für schlecht, weil wir erwarten, daß achtzehn Zentimeter wirklich achtzehn Zentimeter sind.«
    Moss machte ein Geräusch zwischen Stöhnen und Kichern. »Nikki, nach einem Tag mit dir muß ich wahrscheinlich beichten gehen.«
    »Naja, wenn du schon mal dort bist, dann frag doch den Priester, was das mit Jungs und Titten ist.«
    Sie verließen die Wohnung und sperrten hinter sich zu.
    Der Wind blies den Fluß hinunter; er kehrte den Geruch von Schlamm und faulenden Blättern und das metallische Aroma der Stadt und der Maschinen, die sie bewohnten, vor sich her. Moss zog ihre Jacke eng zusammen. Liska rammte die Hände tief in die Taschen und zog den Kopf ein. Sie gingen zurück zum Wagen und beklagten sich im voraus darüber, wie lang der Winter sein würde. In Minnesota war der Winter immer zu lang.
    Als sie rückwärts aus der Parklücke fuhren, stand Gil Vanlees an der Tür des Hauses, in dem er nicht mehr wohnte, und beobachtete sie mit ausdruckslosem Gesicht, bis Liska die Hand hob und zum Abschied winkte.

    »Warum versuchen wir’s nicht noch einmal, Angie?« fragte der Gerichtszeichner behutsam.
    Sein Name war Oscar und seine Stimme hatte einen Schmelz wie warmes Karamel. Kate konnte sich erinnern, wie er Leute mit dieser Stimme fast eingeschläfert hatte: Angie DiMarco würde sich um keinen Preis einlullen lassen.
    Kate stand hinter dem Mädchen, etwa zwei Meter entfernt, in der Nähe der Tür. Sie wollte vermeiden, daß ihre eigene Ungeduld Angies Nervosität noch verstärkte. Das Mädchen saß in einem Stuhl und wand sich wie ein Kleinkind im Wartezimmer eines Kinderarztes, unglücklich, unbequem, unkooperativ. Sie sah aus, als hätte sie nicht gut geschlafen, obwohl sie sich die sanitären Anlagen im Phoenix zunutze gemacht und geduscht hatte.
    Ihr braunes Haar hing immer noch schlaff und gerade, aber es war sauber. Sie trug dieselbe Jeansjacke über einem anderen Pullover und denselben dreckigen Jeans.
    »Ich möchte, daß Sie die Augen schließen«, sagte der Künstler. »Holen Sie langsam tief Luft und atmen Sie dann aus.« Angie seufzte ungeduldig.
    »  laaangsaam …«
    Kate mußte den Mann für seinen Langmut bewundern.
    Sie persönlich war kurz davor, jemanden zu ohrfeigen, irgend jemanden. Aber Oscar hatte ja auch nicht das Vergnügen gehabt, Angie aus dem Phoenix House abzuholen, wo Toni Urskine erneut ihren Frust über die Feuerbestatterfälle an Kate abgelassen hatte.
    »Zwei Frauen brutal ermordet und nichts wird getan, weil sie Prostituierte waren. Mein Gott, die Polizei ist sogar soweit gegangen, zu behaupten, es gäbe keine Bedrohung für die Allgemeinheit – als ob diese Frauen nicht als Bürger dieser Stadt zählen! Es ist empörend!«
    Kate hatte es sich verkniffen, ihr das Konzept von Opferpotential mit hohem oder niedrigem Risiko zu erklären.
    Sie wußte nur allzu gut, wie die Reaktion aussähe – emotional, aus dem Bauch, ohne Logik.
    »Der Polizei sind Frauen, die aus Verzweiflung in die Prostitution oder in die Drogenabhängigkeit getrieben wurden, völlig gleichgültig. Was schert sie denn noch eine tote Nutte – ein Problem weniger auf der Straße. Eine Millionärstochter wird ermordet, und plötzlich haben wir eine Krise! Großer Gott, ein echter Mensch ist zum Opfer geworden!« hatte sie voller Sarkasmus gekeift.
    Kate gab sich Mühe, ihre immer noch verkrampften Kiefermuskeln zu lockern. Sie hatte Toni Urskine noch nie gemocht. Urskine arbeitete rund um die Uhr daran, daß ihr Zorn ständig auf kleiner Flamme weiterbrannte. Wenn sie oder ihre Ideale oder ›ihre Opfer‹, wie sie die Frauen im Phoenix nannte, nicht direkt benachteiligt worden waren, würde sie eine Möglichkeit finden, eine Beleidigung zu entdecken, damit sie auf ihre Seifenkiste klettern und jeden in Hörweite ankreischen konnte. Die Feuerbestattermorde würden diesem Feuer für lange Zeit Brennstoff geben.
    Urskines Empörung war nicht ganz ungerechtfertigt, das mußte Kate zugeben. Ähnlich zynische Gedanken über diese Fälle waren ihr auch schon durch den Kopf gegangen. Aber sie wußte, daß die Cops die ersten beiden Morde bearbeitet und ihr Bestes versucht hatten mit dem begrenzten Personal und dem engen Budget, das die Lamettaträger ihnen für den durchschnittlichen gewaltsamen Tod

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