Feuermale
Aschenbecher und eine winzige Schachtel Streichhölzer aus dem D’Cup Coffee House.
Nichts an diesem Zimmer verriet etwas Persönliches über seinen Bewohner – für Liska ein Hinweis auf zwei Möglichkeiten: Jillian war eine Prinzessin der Verdrängung, oder jemand war nach ihrem Verschwinden in die Wohnung gekommen und hatte alles sterilisiert. Zündhölzer und noch der Geruch von Zigaretten, aber jeder Aschenbecher im Haus war sauber.
Vanlees hatte einen Schlüssel. Wen konnten sie sonst noch auf diese Liste nehmen? Peter Bondurant. Jillians bösartig aussehende Freundin? Der Mörder. Der Mörder hatte jetzt Jillians Schlüssel, ihre Adresse, ihren Wagen, ihre Kreditkarten. Kovác hatte sofort jemanden auf die Karten angesetzt, um alle Aktivitäten einfangen zu können, die es nach dem Verschwinden des Mädchens Freitagabend gegeben hatte. Bis jetzt hatte sich nichts ergeben. Jeder Polizist im Großraum der Stadt hatte die Beschreibung und die Autonummer von Bondurants rotem Saab. Bis jetzt noch nichts.
Das große Bad war sauber. Malve und jadegrün mit Dekoseifen, die eigentlich nicht zum Gebrauch bestimmt waren. Das Shampoo im Regal über der Badewanne war von Paul Mitchell mit dem Aufkleber eines Salons im Dinkydale Shopping Center. Eine mögliche Informationsquelle, wenn Jillian zu den Frauen gehört hatte, die ihrem Friseur alles beichteten. Im Medizinschrank oder unter dem Waschbecken gab es nichts von Interesse.
Das zweite Schlafzimmer war kleiner, das Bett ebenfalls abgezogen. Sommerkleider hingen im Schrank, vom raschen Einbruch eines weiteren brutalen Minnesota Winters aus dem Hauptschlafzimmer verdrängt. In den Kommodenschubladen fand sich so dieses und jenes – einige Slips: schwarz, seidig, Größe fünf, ein schwarzer Spitzen-BH von Frederick’s of Hollywood: winzig, verwaschen, 75B, eine billige schwarze Leggings mit einem Loch in einem Knie, small. Die Kleidungsstücke waren nicht gefaltet, und Liska hatte das Gefühl, daß sie nicht Jillian Bondurant gehörten.
Die Freundin. Da waren nicht genug Sachen, um auf eine ständige Mitbewohnerin zu schließen. Die Tatsache, daß dieses zweite Schlafzimmer benutzt wurde, schloß die Vorstellung von einem Liebhaber aus. Sie ging wieder zurück zum Hauptschlafzimmer und überprüfte nochmals die Schubladen.
»Hast du irgendwas aufgetan?« fragte Moss und trat in die Tür des Schlafzimmers, darauf bedacht, sich nicht gegen den Türstock zu lehnen, den Fingerabdruckpuder verschmierte.
»Nichts außer Gänsehaut. Entweder war das Mädel komplett anal fixiert oder eine Phantomhausfee ist hier vor allen anderen durchgeschwebt. Sie wird seit Freitag vermißt. Damit hatte der Killer gute zwei Tage mit ihren Schlüsseln.«
»Aber es gab keine Berichte, daß irgendein Unbekannter oder Verdächtiger hier war.«
»Vielleicht war ja der Mörder nicht unbekannt oder verdächtig. Ich frage mich, ob wir ein Überwachungsteam kriegen können, das die Wohnung ein paar Tage beobachtet«, überlegte Liska. »Vielleicht taucht der Kerl auf.«
»Ich glaube eher, daß er bereits hier war und wieder weg ist. Er würde ein großes Risiko eingehen, wenn er zurückkommt, nachdem die Leiche gefunden wurde.«
»Er ist ein ziemlich großes Risiko eingegangen, als er die Leiche im Park angezündet hat.«
Liska zog ihr Handy aus der Tasche, wählte Kovác’ Nummer und horchte ungeduldig, während es ungehört klingelte. Schließlich gab sie auf und stopfte das Telefon zurück in ihre Tasche. »Sam muß wieder mal seine Jacke im Auto gelassen haben. Er sollte das Telefon an einer Kette tragen wie die Trucker ihre Brieftaschen. Naja, du hast wahrscheinlich sowieso recht. Wenn Smokey Joe wirklich hierher zurückkommen wollte, dann nachdem er sie umgebracht, aber bevor man ihre Leiche entdeckt hat.
Und wenn er schon hier war, laufen vielleicht gerade seine Abdrücke durch den Computer.«
»Soviel Glück sollten wir mal haben.«
Liska seufzte. »Ich hab im zweiten Schlafzimmer ein paar Kleidungsstücke gefunden, die wahrscheinlich einer Freundin gehören, und den Namen von Jillians Friseur und einen Streichholzbrief aus einem Café.«
»D’Cup?« sagte Moss. »Ich hab auch so ein Körbchen gefunden. Sollen wir probieren, ob es paßt?«
Liska grinste hämisch. »Ein D Körbchen? In den Träumen meines Exmannes vielleicht. Weißt du, was ich mal in seiner Sockenschublade gefunden habe?« sagte sie, als sie zusammen ins Wohnzimmer gingen. »Eines dieser miesen Magazine
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