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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Behandlung suchten, hatten wahrscheinlich das Gefühl, sie würden zum Fünfuhrtee kommen und nicht direkt, um ihre innersten Geheimnisse bloßzulegen und die psychologische Schmutzwäsche zu waschen.
    Lucas Brandts Praxis lag im ersten Stock. Quinn und Kovác mußten zehn Minuten im Gang warten, während er die Sitzung eines Patienten beendete. Bachs drittes Brandenburger Konzert schwebte weich wie ein Flüstern in der Luft. Quinn starrte aus dem Fenster im Palladiostil, das Aussicht auf den Lake of Isles bot und einen Teil des größeren Lake Calhoun, beide grau wie alte Vierteldollarmünzen im düsteren Tageslicht.
    Kovác tigerte im Gang auf und ab, sah sich die Möbel an. »Echte Antiquitäten. Echt Klasse. Warum haben reiche Irre Klasse, und die Sorte, die ich ins Gefängnis schleifen muß, will mir nur auf die Schuhe pissen?«
    »Verdrängung.«
    »Was?«
    »Gesellschaftliche Leistungen gründen in Verdrängung.
    Reiche Irre wollen Ihnen auch auf die Schuhe pissen«, Quinn lächelte, »aber ihre guten Manieren hindern sie daran.«
    Kovác kicherte. »Ich mag Sie, Quinn. Ich werd Ihnen einen Spitznamen geben müssen.«
    Er sah Quinn an, musterte den schicken Anzug, dann nickte er. »GQ, wie das Magazin.«
    Er strahlte geradezu vor Selbstzufriedenheit. »Ja, das gefällt mir.«
    Er fragte nicht, ob es Quinn gefiel.
    Die Tür zu Brandts Geschäftsräumen öffnete sich und seine Sekretärin, eine zierliche Frau mit rotem Haar, aber ohne Kinn, bat sie herein, im Flüsterton einer Bibliothekarin.
    Der Patient, falls es einen gegeben hatte, mußte durch die Tür des zweiten Raumes entflohen sein. Lucas Brandt erhob sich hinter seinem Schreibtisch, als sie den Raum betraten, und ein unangenehmer Blitz der Erkenntnis traf Kovác. Brandt. Bei dem Namen hatte es geklingelt, aber er hätte den Brandt seiner Assoziation nie mit dem Brandt der Neurosen der Reichen und Berühmten gleichgesetzt.
    Sie machten sich bekannt. Kovác wartete darauf, daß dieselbe Erkenntnis Brandt dämmerte, aber sie tat es nicht – was Sams ohnehin miese Stimmung noch verschärfte.
    Brandts Gesichtsausdruck war angemessen ernst. Der blonde, germanisch attraktive Mann mit gerader Nase und blauen Augen war von mittlerer Statur. Seine Haltung und seine Präsenz vermittelten den Eindruck, er sei größer als er wirklich war. Das Wort solide kam einem in den Sinn.
    Er trug eine modische Seidenkrawatte und ein blaues Hemd, das professionell gebügelt aussah. Ein stahlgraues Jackett hing über einem dieser Schicki-Micki stummen Diener in der Ecke.
    Sam strich sich verlegen über seine J. C. Penney Krawatte. »Dr. Brandt, ich hab Sie im Gericht gesehen.«
    »Ja, das haben Sie wahrscheinlich. Forensische Psychologie ein Nebenzweig, den ich aufgegriffen habe, als ich anfing«, erklärte er für Quinn. »Damals brauchte ich das Geld«, gestand er mit einem verschwörerischen Lächeln, das sie in den Scherz einweihte, er hätte es jetzt nicht mehr nötig. »Ich stellte fest, daß mir die Arbeit Freude machte, also bin ich dabei geblieben. Es ist eine gute Ablenkung von dem, was ich Tag für Tag sehe.«
    Sam zog eine Augenbraue hoch. »Eine Pause von reichen Mädchen mit Eßstörungen machen und statt dessen der Gutachter für irgendeinen Abschaum sein. Ja, das ist wirklich ein schönes Hobby.«
    »Ich arbeite für diejenigen, die mich brauchen, Detective. Anklage oder Verteidigung.«
    Du arbeitest für den, der zuerst die Brieftasche zieht.
    Aber er war nicht so dumm, es laut auszusprechen.
    »Ich habe heute einen Gerichtstermin, um ehrlich zu sein«, sagte Brandt. »Und vorher habe ich eine Verabredung zum Lunch. Also, ich bin nur ungern unhöflich, Gentlemen, aber können wir bitte zur Sache kommen?«
    »Nur ein paar rasche Fragen«, sagte Kovác und nahm den Spielzeugrechen, der zu dem Zen Garten auf der Anrichte neben dem Fenster gehörte. Er sah vom Rechen zu dem kleinen Garten, als erwarte er, daß man damit Katzenkot ausgraben würde.
    »Sie wissen, daß ich Ihnen bei Ihren Ermittlungen keine große Hilfe sein kann. Jillian war meine Patientin. Die ärztliche Schweigepflicht bindet mir die Hände.«
    »Ihre Patientin ist tot«, sagte Sam brutal. Er nahm einen glatten schwarzen Stein aus dem Sand, drehte sich um, lehnte sich an die Kredenz und rollte den Stein zwischen den Fingern. Ein Mann, der sich breitmacht, es sich gemütlich macht. »Ich glaube, ihr Anspruch auf Privatsphäre ist nicht mehr der alte.«
    Brandt sah fast amüsiert aus. »Scheinbar

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