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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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posttraumatischen Streßstörungen – genau wie Sie es mir empfohlen haben.«
    Kate empfahl ihren Klienten häufig, sich selbst darüber zu informieren, was sie von ihren eigenen Reaktionen und Emotionen nach einem Verbrechen zu erwarten hatten. Es gab ihnen ein gewisses Verständnis und ein kleines Gefühl von Kontrolle. Sie empfahl es nicht als alles verschlingendes Hobby.
    Sie wußte, daß Willis nahe am Geschehen sein wollte, also wählte sie die erste Reihe in dem Durchgang hinter dem Tisch des Anklägers. Willis prallte gegen sie, als sie stehenblieb, um ihm die Reihe zu zeigen, dann stolperte er bei dem Versuch, beiseite zu treten und Kate galant den Vortritt zu lassen, über seine eigenen Füße.
    Kate trat kopfschüttelnd in die Reihe und setzte sich.
    Willis fummelte mit der billigen Aktentasche herum, die er mitgebracht hatte. Angefüllt mit Zeitungsausschnitten über seinen Fall. Polaroids, die man nach dem Überfall in der Notaufnahme gemacht hatte, Broschüren über Opfergruppen und Therapeuten und einer Ausgabe von Coping after Crime. Er zog einen gelben Notizblock heraus und schickte sich an, Notizen zu machen, genau wie bei jedem Treffen, das Kate bis jetzt mit ihm gehabt hatte.
    Merced wandte sich ihnen mit freundlichem Pokergesicht zu. »Wir sind bereit, Mr. Willis. Das wird nicht lange dauern.«
    »Sie sind sicher, daß Sie mich nicht als Zeugen brauchen?«
    »Heute nicht.«
    Er seufzte schaudernd. »Weil ich nämlich dafür noch nicht bereit bin.«
    »Nein.«
    Merced wandte sich zurück zum Tisch. »Keiner von uns ist das.«
    Kate lehnte sich zurück und konzentrierte sich darauf, die Verspannung in ihrem Kinn zu lösen, während Willis sich in seine einleitenden Notizen vertiefte.
    »Insgeheim warst du immer viel zu weichherzig.«
    Das leise Flüstern rollte hinter ihrer rechten Schulter, der Atem liebkoste die zarte Haut ihres Nackens. Kate fuhr mit grimmiger Miene herum. Quinn saß nach vorne gebeugt in seinem Stuhl, die Ellbogen auf die Knie gestützt; die dunklen Augen funkelten, das ›Kleiner-Junge-der-mit-der-Hand-in-der-Keksdose-ertappt-wird-Lächeln‹ fest und berechnend an seinem Platz.
    »Ich muß mit dir reden«, murmelte er.
    »Du hast meine Büronummer.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Aber wie es scheint, willst du nicht auf meine Nachrichten reagieren.«
    »Ich bin ein sehr beschäftigter Mensch.«
    »Das seh ich.«
    »Verhöhn mich nicht«, sagte sie giftig.
    David Willis faßte ihren Unterarm, und sie wandte sich wieder zurück. Die Seitentür hatte sich geöffnet und O.T. Zubek betrat den Gerichtssaal mit seinem Anwalt; ein Deputy folgte ihnen. Zubek sah aus wie ein menschlicher Feuermelder, vierschrötig, mit dicken Gliedmaßen und einem vorstehenden Bauch. Er trug einen billigen hellblauen Anzug, dessen Schultern Schuppen bestäubten, und ein hellblaues Jerseyhemd darunter, über der Hose und zu eng um die Mitte. Er sah Willis direkt an und zog eine grimmige Miene, sein Gesicht, die teigige Karikatur eines harten Kerls aus einem Cartoon, mit blauen Schatten um das Kinn. Willis starrte ihn wie ein hypnotisiertes Kaninchen an, dann drehte er sich zu Kate: »Haben Sie das gesehen? Er hat mich bedroht! Das war bedrohlicher Augenkontakt. Ich betrachte das als Drohung. Warum trägt er keine Handschellen?«
    »Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, Mr. Willis, sonst wird Sie der Richter aus dem Gerichtssaal entfernen lassen.«
    » Ich bin hier nicht der Verbrecher!«
    »Das wissen alle.«
    Der Richter kam aus seinem Zimmer, und alle erhoben sich und setzten sich dann wieder. Die Aktennummer und die Anklagepunkte wurden verlesen, die Anklage und die Verteidigung diktierten ihren Namen für das Protokoll, und die Anhörung über mögliche Ursachen lief vom Stapel.
    Merced rief seinen ersten Zeugen, einen birnenförmigen Mann, der Slurpee Maschinen in 7 Eleven Läden im Großraum Twin Cities wartete. Er sagte aus, er habe Willis mit Zubek streiten hören über den Zustand einer Lieferung von Hostess Twinkies und verschiedener Snackkuchen an den Laden, den Willis leitete, und daß er die beiden die Chipsgasse entlangpurzeln gesehen habe.
    Zubek habe wiederholt auf Willis eingeschlagen.
    »Und haben Sie gehört, wer diesen mutmaßlichen Streit angefangen hat?« fragte der Anwalt der Verteidigung beim Kreuzverhör.
    »Nein.«
    »Also könnte Mr. Willis den Streit provoziert haben?«
    »Einspruch. Verlangte Spekulationen.«
    »Ich ziehe die Frage zurück. Und haben Sie gesehen, wer bei diesem

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