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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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für das BSU. Du warst eine gute Agentin, Kate, und –«
    »Und ich bin ein besserer Vertreter. Ich kann mit Leuten arbeiten, die noch am Leben sind. Ich kann ihnen helfen, von Angesicht zu Angesicht, helfe ihnen durch eine schwere Zeit, helfe ihnen, Kraft zu finden, helfe ihnen, Schritte zu wagen, die einen Unterschied in ihrem Leben machen. Wie soll das nicht wertvoll sein?«
    »Ich habe nichts dagegen, daß du Zeugenbetreuerin bist«, argumentierte Quinn. »Ich war dagegen, daß du das Bureau verläßt. Das sind zwei verschiedene Dinge. Du hast dich von Steve rausdrängen lassen –«
    »Hab ich nicht!«
    »Den Teufel hast du nicht! Er wollte dich bestrafen –«
    »Und ich hab ihn nicht gelassen.«
    »Du hast gekniffen und bist abgehauen. Du hast ihn gewinnen lassen.«
    »Er hat nicht gewonnen«, erwiderte Kate. »Sein Sieg wäre gewesen, wenn er das Leben aus meiner Karriere blutstropfenweise hätte herausquetschen können. Deswegen sollte ich die Stellung halten, oder nur um zu zeigen, wie hart ich bin? Was sollte ich denn tun? Mich immer wieder transferieren lassen, bis ihm die alten Kumpel in seinem Kameradennetzwerk ausgingen? Bis ich in der Agentur von Gallup, New Mexico geendet wäre, mit nichts zu tun außer Schlangen und Taranteln zählen, die die Straße überqueren?«
    »Du hättest gegen ihn kämpfen können, Kate«, sagte er hartnäckig. »Ich hätte dir geholfen.«
    Sie verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch.
    »Ach wirklich? Soweit ich mich erinnere, wolltest du nicht mehr viel mit mir zu tun haben, nach deinem kleinen Zusammenstoß mit dem Office of Professional Responsibility.«
    »Das hatte nichts damit zu tun«, sagte er wütend. »Das OPR hat mir nie Angst gemacht. Steven und seine miesen kleinen bürokratischen Scheißspielchen haben mir nie Angst gemacht. Ich war total im Streß. Ich jonglierte etwa fünfundsiebzig Fälle inklusive dem Cleveland Cannibal –«
    »Oh, ich weiß alles darüber, John«, sagte sie bissig.
    »The Mighty Quinn trägt die Last der kriminellen Welt auf seinen Schultern.«
    »Was soll denn das heißen?« fragte er. »Ich habe einen Job und den mache ich.«
    Und zum Teufel mit dem Rest der Welt, dachte Kate, einschließlich mir. Aber sie sagte es nicht. Was würde das jetzt noch nützen? Es würde die Geschichte, so wie sie sie in Erinnerung hatte, nicht verändern. Und es würde nicht helfen, zu argumentieren, daß es ihm doch sicher nicht egal gewesen wäre, was die OPR in seine Akte schrieb. Es hatte keinen Sinn, das Argument vorzubringen, daß für Quinn die Arbeit alles war.
    Langer Rede kurzer Sinn: Sie hatten eine Affäre gehabt, die einer bereits bis zur Unkenntlichkeit verunstalteten Ehe den Todesstoß versetzt hatte. Die Rache ihres Mannes hatte sie aus ihrer Berufslaufbahn gezwungen. Und Quinn hatte das Wrack einfach sitzenlassen und sich selbst in seiner ersten Liebe verloren – seiner Arbeit. Als es hart auf hart ging, war er zurückgetreten und hatte sie fallen lassen. Als sie sich zum Gehen wandte, hatte er sie nicht gebeten zu bleiben.
    In fünf Jahren hatte er sie nicht einmal angerufen.
    Sie hatte das auch gar nicht gewollt.
    Das Streitgespräch brachte sie Schritt für Schritt einander näher. Er war jetzt nahe genug, daß sie den schwachen Hauch eines raffinierten Aftershaves riechen konnte. Sie spürte die Spannung seines Körpers. Und Fragmente tausender Erinnerungen, die sie weggesperrt hatte, stiegen an die Oberfläche. Die Kraft seiner Arme, die Wärme seines Körpers, der Trost, den er gespendet und den sie wie ein trockener Schwamm aufgesogen hatte.
    Ihr Fehler war ihr Bedürfnis gewesen. Jetzt brauchte sie ihn nicht.
    Sie wandte sich von ihm ab und setzte sich auf den Schreibtisch, versuchte, sich einzureden, es habe keine weitere Bedeutung, daß sie so bereitwillig in diesen Streit eingestiegen waren.
    »Ich hab auch einen Job zu machen«, sagte sie mit einem betonten Blick auf die Uhr. »Ich nehme an, deswegen bist du aufgekreuzt. Hat Sabin dich angerufen?«
    Quinn ließ die Luft heraus, die er in der Lunge gestaut hatte. Seine Schultern fielen um zehn Zentimeter. Er hatte nicht erwartet, daß die alten Emotionen so leicht ausbrechen würden. Es sah ihm nicht ähnlich, das zuzulassen. Es sah ihm auch nicht ähnlich, einen Kampf aufzugeben, ehe er ihn gewonnen hatte. Die Erleichterung, die er jetzt empfand, war stark genug, Scham auszulösen.
    Er trat einen Schritt zurück. »Er möchte, daß ich mich bei dir und deiner

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