Feuermale
wird.«
»Ich hasse es, den Advocatus diaboli zu machen«, sagte der Anwalt und entfaltete sich aus dem Stuhl, »aber wie sollen wir wissen, ob das Mädchen überhaupt etwas gesehen hat? Für mich klingt es so, als wäre sie der Typ, der für Geld alles tun würde. Vielleicht ist die Belohnung ihr einziges Ziel.«
»Und dieses Ziel hat sie anvisiert, bevor sie wußte, daß es überhaupt existiert?« sagte Kate. »Wenn das stimmt, dann ist sie bei diesem Fall mehr denn je wert, weil sie dann nämlich hellseherisch veranlagt sein müßte. Nach den ersten beiden Morden wurde keine Belohnung angeboten.«
Sie sah auf die Uhr und fluchte leise vor sich hin. »Ich fürchte, die Herren werden mich entschuldigen müssen.
Ich muß in ein paar Minuten bei einer Anhörung sein, und mein Opfer ist wahrscheinlich schon in Panik, weil ich nicht da bin.«
Sabin war um den Tisch herumgekommen, um sich mit verschränkten Armen und seiner gestrengen Miene
dagegen zu lehnen. Kate erkannte die Pose aus dem Profil, das das Minnesota Monthly vor einem Jahr über ihn gemacht hatte. Aber sie unterschätzte seine Macht und seine Bereitschaft, sie auszuüben, nicht. Ted Sabin hatte das, was er erreicht hatte, nicht geschafft, weil er ein Narr oder ein hübscher Junge war.
»Ich werde Ihnen mehr Zeit mit diesem Mädchen geben, Kate.«
Er ließ es so klingen, als täte er das widerwillig, obwohl das ganze Arrangement seine Idee gewesen war. »Aber wir brauchen Ergebnisse, Kate, und wir brauchen sie bald.
Ich dachte, wenigstens Sie von allen Betreuern in Ihrem Büro würden das verstehen.«
»Sie arbeitet heute nachmittag noch einmal mit Oscar«, sagte Kate und ging in Richtung Tür.
Sabin löste sich von seinem Schreibtisch und folgte ihr, legte seine Hand zwischen ihre Schulterblätter. »Sie werden bei Gericht rechtzeitig fertig sein, um bei ihr zu sein?«
»Ja.«
»Weil ich nämlich überzeugt bin, daß Rob etwas mauscheln kann und jemand anders einsetzt, der sich um diese Anhörung kümmert.«
»Nein, Sir. Die Anhörung wird nicht lange dauern«, versprach sie mit einem gequälten Lächeln. »Außerdem möchte ich diesen speziellen Klienten keinem meiner Kollegen zumuten. Sie wissen, wo ich wohne.«
»Vielleicht sollten wir Agent Quinn bei dieser Sitzung mit Oscar und dem Mädchen dabeihaben«, schlug er vor.
Die Hand an ihrem Rücken hielt plötzlich ein Messer.
»Ich verstehe nicht, was das helfen soll.«
»Nun, Sie hatten recht, Kate«, argumentierte er. »Diese Zeugin ist nicht gewöhnlich. Und wie Sie sagten, Quinn hat sehr viel Erfahrung. Ihm gelingt es vielleicht, etwas aufzuschnappen, eine Strategie vorzuschlagen. Ich werde ihn anrufen.«
Kate trat aus der Tür und blieb stehen, als sie sich hinter ihr schloß. »Ich und meine große Klappe.«
»Kate –« begann Rob Marshall mit leiser Stimme. Kate schnellte herum, als er in den Gang geschlichen kam.
»Sie Wiesel«, flüsterte sie wutentbrannt. Sie hatte größte Mühe, sich zu beherrschen und ihn nicht an den Ohren zu packen und kräftig durchzuschütteln. »Sie haben mir die Erlaubnis gegeben, Angie ins Phoenix zu bringen. Jetzt stehen Sie da und tun Sabin gegenüber, als wäre das alles auf meinem Mist gewachsen! Ich dachte, Sie hätten das mit ihm abgesprochen. Das hab ich Kovác gesagt. Und ich hab Kovác bezichtigt, paranoid zu sein, weil er dem nicht getraut hat.«
»Ich hab das Thema Phoenix bei ihm zur Sprache gebracht –«
»Aber er ist darauf nicht abgefahren.«
»Er hat nicht nein gesagt.«
»Eins ist verdammt sicher, er hat nicht ja gesagt.«
»Er hatte andere Sachen im Kopf. Ich wußte, daß Sie es so spielen wollten, sie dort hinbringen, Kate.«
»Versuchen Sie nicht, das auf mich abzuwälzen. Sie haben zur Abwechslung mal etwas Initiative ergriffen.
Können Sie es denn nicht wenigstens zugeben?«
Er atmete schwer durch seine zu kurze Nase, und sein Gesicht wurde dumpfrot »Kate, kommt es Ihnen jemals in den Sinn, daß ich Ihr Vorgesetzter bin?«
Sie biß sich auf die Zunge, um nicht entsprechend zu kontern, und kratzte das bißchen Respekt, das sie übrig hatte, zusammen. »Tut mir leid, ich bin wütend.«
»Und ich bin Ihr Boß. Ich habe das Kommando«, sagte er. Sie konnte den Frust in seiner Stimme hören.
»Ich beneide Sie nicht um diesen Job«, sagte sie trocken.
»Ich sollte sie wirklich vor den Kopf stoßen. Sie könnten mich von diesem Pulverfaß abziehen. Aber ich will nicht runter davon«, gab sie zu. »Das muß der
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