Feuermohn
ähnliche Szenen abzuspielen, die Anna gegen ihren Willen erregten.
Die Atmosphäre erinnerte an jene Zeit, in der Monogamie nur etwas für Leibeigene war. Die Anonymität der Masken und Kostüme ließ Schamgefühl und Moral vollkommen verschwinden. Je weiter die Nacht voranschritt, desto mehr Champagner floss, und desto mehr Fleisch war überall zu sehen. Erhitzt ließ Anna zu, dass diese Euphorie, dieser Hunger nach Leben und Leidenschaft auch sie erfasste. Fast war ihr, als schwebte sie in anderen Sphären, während sie in den Armen ihrer jeweiligen Tanzpartner über das Parkett glitt.
Als die Band eine Pause machte, griff sie erneut nach einem Glas Champagner. Durstig leerte sie es in einem Zug. Sie wusste längst nicht mehr, wie viel Champagner sie schon konsumiert hatte. Sicherlich zu viel, denn sie fühlte sich unsicher auf den Füßen.
Berauscht ließ sie sich auf einem Diwan nieder. Ihre Blicke suchten Aaron, fanden ihn und blieben an ihm haften.
Er stand nah bei einer blonden Pharaonin, die, mit dem Rücken zur Wand, sichtlich Freude daran hatte, dass seine Hand sich unter ihrem Kleid zu schaffen machte. Ihr Schenkel legte sich um seine Hüften, ihre Finger krallten sich in sein Haar.
Anna sah, wie die Frau sich wand, um möglichst viel von seiner Berührung zu spüren. Ein Teil von ihr neigte zur Flucht, wollte nicht weiter zusehen, der andere Teil jedoch wollte jede Einzelheit in sich aufsaugen.
Zwischen ihren Beinen begann es verräterisch zu kribbeln, ihr Blut kochte, grenzenlose Gier suchte ihren Körper heim. Sie stellte sich vor, es sei ihr Körper, den Aaron gerade derartig sinnlich beköstigte.
Die schöne Pharaonin griff nach seiner freien Hand, dirigierte sie langsam ihre Taille entlang bis hinauf zu ihren Brüsten. Seine Handfläche umschloss eine ihrer schweren, bedürftigen Brüste und schob den goldenen Stoff beiseite. Als Antwort richteten sich die rosigen Nippel auf.
Anna seufzte leise auf, spürte das brennende Bedürfnis nach ebensolchen Berührungen. Die Hitzewelle in ihrem Schoß intensivierte sich, als sie sah, wie Aarons Lippen leicht den Hals der Frau zu küssen begannen, die sich mit einer provozierenden Bewegung an ihm rieb, mit den Fingern durch sein Haar zauste und die Konturen seiner attraktiven Gesichtszüge nachzeichnete. Dann löste sie sich von ihm, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich nach draußen zu einem verschwiegenen Winkel des Gartens.
Eifersucht glomm in Anna auf.
Sie verfluchte diesen Casanova und sich selbst. Aaron hatte trotz ihrer Vorurteile eine unstillbare Gier in ihr erweckt, und sie musste sich brennend eingestehen, dass der Zauber, der von ihm ausging, schon längst seinen Mantel über sie geworfen hatte. Einen Mantel, der sie sinnlich umhüllte und nach mehr schreien ließ. Sich gegen diese Übermacht an Gier zu wehren war zwecklos, also gab sie sich diesem Bewusstsein kampflos hin.
Sie wollte diesen verfluchten Macho. Wollte von ihm verführt, geführt, berührt, dominiert und geliebt werden. Sehnte sich nach seinen funkelnden Blicken, seinen sinnlichen Lippen und danach, dass er sie unter all den Frauen auswählte, seine Geliebte zu sein. Seine First Lady, denn für sich allein würde sie einen derartigen Mann wohl nie haben.
Verrückte Wünsche, das war Anna bewusst, dennoch kam sie nicht dagegen an. Sie beneidete die Frau, die gerade von ihm verwöhnt wurde.
Mit einem Gefühlschaos im Bauch und einem Gedankenkarussell im Kopf folgte sie den beiden mit ihren Blicken. Ihr Verschwinden schien Kassandra offensichtlich ebenso wenig zu gefallen, denn ihre Blicke schossen giftige Blitze in die Richtung, in der Aaron und die Frau verschwunden waren.
Vier Bauchtänzerinnen schoben sich fröhlich verschwitzt von der Tanzfläche, suchten sich einen Platz ganz in der Nähe. Neugierig fasziniert beobachtete Anna zwei der Frauen, die sich innig zu küssen begannen. Die beiden anderen unterhielten sich, kicherten und flüsterten, wobei eine der beiden Annas Blicke bemerkte und ihr zulächelte. Ertappt und peinlich berührt bemühte Anna sich um ein ebenso freundliches Lächeln und musste schließlich lachen, als die andere das wer-zuerst-wegschaut-hat-verloren-Spiel mit ihr begann.
Neckende Blicke, rotgeschminkte Lippen, verführerische Augenaufschläge, verhaltenes Kichern … urplötzlich begriff Anna, was sie da gerade tat: Sie flirtete mit einer Frau. Noch bevor sie überlegen konnte, wie sie sich unauffällig aus dieser für sie ungewohnten
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