Feuermohn
Aaron Vanderberg im Schilde?
„Das ist Kassandra. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, den Herrn des Hauses zu ködern, ihn für sich allein zu haben!“
Erstaunt und immer noch atemlos blickte Anna sich um.
Franziska nippte an ihrem Champagnerglas und beobachtete die schöne, schlanke Frau, wie sie sich mit geschmeidigen Bewegungen Aaron mehr und mehr näherte. „Sie frisst ihn gleich mit ihren Augen auf.“
Anna grinste. „Ein Wunder, dass sie nicht gleich hier die Hüllen fallen lässt.“
„Das könnte durchaus passieren. Der Dame ist alles recht, um die ungeteilte Aufmerksamkeit unseres Gastgebers zu erlangen.“
Sie winkte nach einem mit Tabletts vorbeieilenden Kellner, stellte ihr leeres Glas ab und griff nach zwei vollen Gläsern. „Wir sind kurz vor dem Verdursten, Verehrtester! Entfernen Sie sich also nicht zu weit von unserem Platz.“ Sie zwinkerte dem Kellner zu, reichte Anna ein Glas und stieß mit ihr an. „Auf einen schönen Abend.“
„Cheers.“
Franziskas unbekümmerte Art gefiel Anna. Gemeinsam beobachteten sie das sich tummelnde Volk, und mehr als einmal brach Anna in schallendes Gelächter aus, denn Franziska sparte nicht mit Anekdoten über vergangene Veranstaltungen.
„Das ist übrigens Philipp, der Traum meiner schlaflosen Nächte“, wisperte sie Anna zu, als sich ein attraktiver, als römischer Gladiator verkleideter Mann näherte. Er trug ein Kettenhemd, einen knappen Lendenschurz, der gerade sein Gesäß bedeckte und enge Wildlederstiefel, die ihm bis zu den Knien reichten. Sein muskulöser Körper war gebräunt, sein Outfit verlieh ihm den Ausdruck von Abenteuer und Wildheit. „Er arbeitet ebenfalls hier. Als Gärtner. Wohnt aber im nächsten Dorf.“
Anna schmunzelte, als Franziska auf den gut aussehenden jungen Mann zuschritt, ihn ihr vorstellte und ihn dann ohne Scheu bei der Hand nahm und zur Tanzfläche zog.
Alle Gäste schienen sich prächtig zu amüsieren. Nur sie fühlte sich mit einem Mal fehl am Platze. Dabei war sie doch hier, um exklusiv über den Mohnball zu berichten und nicht, weil sie dazugehören wollte. Doch diese Tatsache verschwand in den Tiefen ihres Bewusstseins.
Ihr Blick fiel auf Aaron Vanderberg. Eng umschlungen tanzte er mit Kassandra, deren Gesichtsausdruck einer Katze glich, die sich endlich ihren Leckerbissen ergattert hatte. Als sie seinem Blick begegnete, dachte sie an seine letzten Worte: Sofern du weißt, wie das geht … sich amüsieren … den Moment und das Leben genießen …
Ein Räuspern unterbrach ihre Gedanken. „Darf ich Sie zum Tanz bitten?“
Der Mann war groß, bestimmt 1.90 m, schwarzhaarig und trug eine weite arabische Reithose. Er hatte breite Schultern und schmale Hüften. Seine blau glänzende, offen stehende Weste zeigte viel von seinem muskulösen Oberkörper. Seine Stirn zierte ein breites Stirnband.
Er war attraktiv und kam gerade zur rechten Zeit.
Mit einem gespielt verführerischen Lächeln folgte Anna dem Mann auf die Tanzfläche. Sie war wild entschlossen, von nun an keinen Tanz mehr auszulassen. Diesem Snob von Vanderberg würde sie es zeigen! Jeder sollte sehen, welch großes Vergnügen ihr dieses Fest bereitete. Wie sehr sie ihr Leben und vor allem den Moment zu genießen wusste.
So legte sie kokettierend den Kopf schief und schenkte ihrem Tänzer ein hinreißendes Lächeln. Dann warf sie einen triumphierenden Blick in Richtung Aaron. Dieser fing ihren Blick auf, beantwortete ihn mit einem ironischen Grinsen.
Flegel!
Mit trotzig hervorgerecktem Kinn und fröhlicher Miene schwebte Anna an ihm vorbei und fortan von Tanz zu Tanz. Innerlich allerdings hoffte sie, dass diese Folter bald ein Ende finden möge, denn sie spürte, wie ihre Füße schmerzten.
Ein Pirat und ein Blumenmädchen drängten sich auf die Tanzfläche direkt neben ihr, ein Husar und eine Hexe versuchten aus dem Treiben herauszukommen, um in einem der Séparées zu verschwinden. Während ihr Blick den beiden folgte, sah sie einen Ritter, der eine Dame im Barockkleid gerade von hinten nahm. Sie wollte wegsehen, doch es gelang ihr nicht.
„Ich stehe darauf, meinem Freund beim Sex mit fremden Frauen zuzusehen“, hörte sie eine Dame in Schwarz ausrufen, die in den Armen eines Harlekins über die Tanzfläche schwebte und ihren Blick ebenfalls auf das sich öffentlich verlustierende Paar heftete.
Die Menge trieb Anna weiter, sie verlor die beiden aus dem Blick, aber je mehr der Champagner floss, umso häufiger begannen sich überall
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