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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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aus. Es war ungewöhnlich für sie, über so wenig innere Flexibilität zu verfügen. Denn schließlich war es nicht das erste Mal, das sie kurzfristig auf ein anderes Thema umschwenken musste, weil es von „oben“ so gewünscht wurde.
    In diesem Fall jedoch wurde ihr durch die redaktionelle Änderung eine Alibifunktion genommen. Ein triftiger Grund, weiterhin bei Ella einzutauchen.
    Will ich das überhaupt? Weiterhin eintauchen?
    Klar willst du!
    Es war ihre innere Stimme, die sich meldete.
    Und du willst noch viel mehr. Du ersehnst, alles über diese dunkle Welt zu erfahren, möchtest die Abgründe kennenlernen, die darin ruhen, mit ALLEN Sinnen eintauchen – nicht nur als Leser. Du wünschst pures Erleben, und dieses am liebsten sofort.
    Sehnsucht legte unbarmherzige Fesseln um ihre Seele. Ein Gefühl, so intensiv und überraschend, dass es sie fast zerbarst.
    Ihr Blick glitt gierig über die aktuellen Zeilen von Ella
    „Du wirst lernen, mir ohne Widerspruch zu gehorchen“, zerriss seine Stimme die bis dahin unüberbrückbare Stille. Dann griff er in mein Haar und zwang mich mit festem Griff zu Boden.
    „Auf die Knie!“
    Ich gehorchte.
    Seine Hände schoben meine Schenkel auseinander, legten sich auf meinen nackten Hintern. Er konnte alles sehen. Beide Öffnungen, alles …
    Der Gedanke daran erregt mich auch jetzt, wo ich diese Zeilen niederschreibe.
    Sein Finger fuhr den Verlauf meiner Wirbelsäule nach bis zum Steißbein, dann weiter hinab zwischen meine Schenkel, bohrte sich in mich hinein.
    „Was bist du?“, unterbrach seine Stimme die wohlige Stille des Genusses, die mich bis dahin umfangen gehalten hatte.
    Ich wusste, was er hören wollte. Schwieg allerdings in freudiger Erwartung seiner Strafe, Macht und Überheblichkeit.
    Doch darauf wartete ich vergeblich. Harrte aus, wartend, hoffend …
    Er hatte längst, was er wollte.
    Eine Frau, die täglich Fesseln trug und in Dessous mit Halsband und Brustnippeln Abend für Abend auf ihn wartete. Die wie ein Hund nach jedem Stück Zuneigung schnappte. Ein devotes Etwas, das sich sein Dasein ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte.
    Sein Griff in meine Haare war der einzige Halt, den ich verspürte, als ich ihn auf allen vieren zu meiner Wohnungstür begleitete, die alsbald hinter ihm ins Schloss fiel und eine unsagbare Leere in mir hinterließ. Eine unstillbare Gier – nach ihm. Mit dem Bewusstsein, dass dies eine Strafe war, schmerzhafter als alle Peitschenhiebe dieser Welt …
    Anna spürte, wie sich ihre Brustwarzen verhärteten. Ihr Puls beschleunigte sich, in ihrem Kopf herrschte Schwerelosigkeit.
    Sündige Gedanken und Fantasien bewohnten ihr Inneres.
    Fordernde Hände, brennender Blick, nackte Haut – ihre Haut! Ein seidiger Schal, der ihr das Licht nahm. Ein Mann wie ein Raubtier, der sie umkreiste, nicht aus den Augen ließ, ihre Grenzen auslotete und eisern überschritt.
    Ein Kaffee. Sie brauchte einen Kaffee.
    Die Espressomaschine ratterte, pumpte und rauschte. Bereitete einen doppelt starken Kaffee zu, dessen feines Aroma den Weg zu Annas Geruchsnerven fand und hoffentlich dazu führte, ihren unsteten Gedanken wieder eine Linie einzuhauchen, eine ruhige Linie, Bodenhaftung und Gelassenheit.
    Immer, wenn sie nervös war, knetete sie ihre Oberlippe zwischen Daumen und Zeigefinger. So auch jetzt. Zu der Nervosität mischte sich Unruhe. Ihr wurde bewusst, dass sie sich gerade vor sich selbst outete. Dass sie zum ersten Mal begann, sich diese merkwürdigen Stimmungen, die sie jedes Mal überkamen, wenn sie bei Ella las, einzugestehen.
    Und nun? Was sollte sie tun? Ihre devoten Fantasien, die immer stärker an die Oberfläche drängten, ignorieren? Oder lieber mit jemandem darüber reden? Mit ihrer Freundin, die alles von ihr wusste, und deren Gedanken ihr sicherlich gut tun würden?
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Fünf vor vier. Sie würde Feierabend machen. Es war zwar noch früh, und es gab noch eine Menge zu tun, aber allein in den letzen zwei Monaten hatte sie genügend Überstunden gemacht, um mindestens vierzehn Tage zu Hause bleiben zu können. Sie schaltete den Rechner aus, sorgte für Ordnung und pustete die Duftkerze aus.
    Schluss für heute.
    Noch ein Anruf bei ihrer Freundin, die sich über die spontane Verabredung freute, und schon griff Anna zu Blazer und Tasche.
    „Na, was denn? Erst sechzehn Uhr und schon Schluss für heute?“ Ein Kollege, den sie im Flur traf, wies deutliche Spuren von Erstaunen auf.
    „Draußen scheint die

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