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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hakennase in dein hübsches Gesicht wünschen … nun ja, vielleicht später. Es ist an der Zeit, dass du etwas über dich selbst herausfindest!«
    Wie um die Worte der Alten zu bestätigen, flog auch die Tür der anderen Hütte auf, und die zweite Alte kam heraus. Mit einem Finger, so dürr wie ein trockener Zweig, wies sie auf ihre Schwester. »Du fußlahmer Uhu! Die Orakelfeuer zu entfachen ist meine Aufgabe. Unterstehe dich also, es ohne mich zu versuchen … « Der Streit der beiden brach von neuem los. »Ach, sieh an … Was kommt denn da für morsches Holz aus seiner Hütte gekrochen? Warum so grätzig, Rindenwurm … zwickt dich die Astfäule?«
    Lin warf einen verzweifelten Blick auf Dawon, der das Gezänk der beiden mit wachsender Hilflosigkeit beobachtete. Sie war am Ende ihrer Geduld. Aufgebracht hämmerte sie mit den Fäusten auf den Waldboden und schrie: »Seid ruhig, ihr Truthennen! Ein Falbrind besitzt mehr Verstand und Weisheit als ihr beide zusammen!«
    Von einem Augenblick auf den anderen wurde es ruhig. Die Alten funkelten sie nun einträchtig aus ihren Vogeläuglein an. Es war nicht zu übersehen, dass ihre Beschimpfungen ein neues Ziel gefunden hatten. Schon bereute Lin, nicht einfach den Mund gehalten zu haben. »Es tut mir leid«, flüsterte sie kleinlaut.
    »Schjackpisse!«, krächzte die eine, während ihre Schwester Lin mit bösen Flüchen und Verwünschungen bedachte. »Eichelkern und Vogeldreck, schneidet ihr die Zunge weg …«
    »… vor der Weisheit tiefem Sinn versteht es nichts, das dumme Ding!«
    Lin krallte sich in Dawons Arm und zog sich auf die Beine. Sie war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, doch das Gezänk der beiden war lächerlich. Sie bedachte Dawon mit einem vorwurfsvollen Blick. »Willst du nicht auch etwas dazu sagen?«
    Dawon wandte ihr sein bestürzend schönes, aber noch immer ratloses Gesicht zu. Dann erhellte sich seine Miene. Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich den beiden erbosten Alten zu. »Lin Menschin ist müde und hat Hunger und Durst. Die weisen Waldfrauen sollten gar nicht auf ihre Worte hören.«
    »Vielen Dank!«, zischte Lin ihm zu. Was hatte ihre Mutter nur an einem derart einfältigen Wesen gefunden … und Nona … Dann wurde ihr klar, dass Dawon immerhin Degans Vater war. Zweifelnd betrachtete sie Dawon von der Seite. Die Götter hatten manchmal wirklich seltsame Einfälle.
    Zu allem Überfluss schienen Dawons Worte die Waldfrauen tatsächlich zu besänftigen. Sie grummelten noch eine Weile, dann winkten sie den Greif heran. »Wir erinnern uns an den netten Greif, der unser Dach gerichtet hat. Also gut, du darfst das garstige Weib in die Hütte bringen.«
    Lin verkniff sich eine Antwort und ließ es zu, dass Dawon sie auf den Arm nahm und trug. Sie hatte ihre letzte Kraft dabei verbraucht, sich über die beiden Alten aufzuregen. Wie sollten diese beiden ihr helfen, Engil zu retten?
     
    Jevana duckte sich in den Schatten der Dämmerung, als die Wache vorüberging. Der Mann blieb stehen, bohrte ausgiebig in der Naseund ging dann gemächlich zur rückwärtigen Tempelmauer, um sein Wasser abzuschlagen. Jevana hätte ihm zu gerne einen ordentlichen Tritt in sein Hinterteil verpasst – seit Elven seinen Einfluss auf Engil ausübte, benahmen die meisten Engilianer sich respektlos gegenüber Menschen, Tieren und sogar der Göttin! Trotz allem war es Elven nicht gelungen, den Verstand der engilianischen Männer zu schärfen. Der Mann gähnte, schnürte das Zugband seiner Beinkleider fest und kletterte mit einiger Mühe über die hohe Nordwand der Mauer. Jevana erlaubte sich ein spöttisches Lächeln. Nein, gute Krieger waren die engilianischen Männer noch nie gewesen, und die Taluk hatten längst verlernt zu kämpfen. Sie waren leicht zu täuschen.
    Jevana trat aus dem Schatten, sobald die Wache weit genug fort war. Der rückwärtige Tempelhof war früher den Priesterinnen Salas vorbehalten gewesen … hier hatte die Hohepriesterin Liandra ihre Greifentochter Xiria versteckt gehalten. Das kleine Steinhaus war längst abgerissen worden, doch noch immer konnte man sehen, wo es gestanden hatte. All das interessierte Jevana jedoch nicht, als sie zu dem niedrig gelegenen Gitter in der Tempelrückwand huschte. Braam, dieser Einfaltspinsel, hatte den Tempelhof nie betreten, so dass er nichts von dem Gitter wusste, durch das die Priesterinnen zweimal im Jahresumlauf den Sand fegten, den die Füße der Engilianer in den Tempel getragen hatten. Die

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