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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich nicht länger auf den Beinen halten und ließ sich ins Gras fallen, während die alten Runzelweiber keinerlei Anstalten machten, die freundliche Begrüßung zu erwidern. Dawon winkteden beiden mit der Unbefangenheit eines Kindes. »Dawon bringt Grüße von seiner Gefährtin Nona, und er bringt Lin, die Tochter von Engil.«
    Die beiden Alten sahen sich kurz an, dann schlurfte eine von ihnen mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte zurück in ihre Hütte und kam eine gefühlte Ewigkeit später mit einem brennenden Räucherbündel zurück. Lins Gedanken kreisten mittlerweile nur noch um ein warmes Feuer, ein Lager und etwas zu essen. Doch die Waldfrauen schienen andere Pläne zu haben. Gemeinsam begannen sie einen schief klingenden Singsang. »Tochter des Unglücks, Gefährtin des Bluts, verschwinde und nimm mit dir den Fluch!« Ihre Knochengürtel klapperten, und ihre funkelnden Äuglein blickten alles andere als freundlich. Eine der beiden vollzog wegwerfende Handbewegungen in Lins Richtung, während die andere unermüdlich das räuchernde Bündel schwenkte.
    Dawon sah dem Ganzen fasziniert, aber ratlos zu. Lin schien er in Anbetracht des spannenden Geschehens vergessen zu haben. Wie ein Kind schlug er mit seiner Schwinge nach einem Rauchfaden, der sich in der Luft zu kräuseln begann. Verträumt verfolgte er den sich verflüchtigenden Rauch mit seinen Augen. Lin spürte, dass Dawon ihr hier keine große Hilfe sein würde. Sie widerstand dem Bedürfnis, der Länge nach ins Gras zu fallen und einfach einzuschlafen, und besann sich auf den Grund, weshalb sie hier war. »Bitte … ich brauche euren Rat … Engil ist in Gefahr. Elven, den ich zum Gefährten nahm, hat meine Eltern ermordet, und jetzt ist er der König von Engil. Er dient dem dunklen Gott.«
    Eine der Waldfrauen kicherte, während Dawons Gesichtsausdruck von kindlicher Freude zu Bestürzung wechselte. Der eben noch so spannende Rauchfaden war vergessen. »Ilana ist tot?«, fragte er unglücklich. »Ilana war Dawons Freundin.«
    Lin spürte, wie ihr schwindlig wurde. Weder Dawon noch dieseverhutzelten Alten erkannten anscheinend den Ernst der Lage. »Ich brauche eure Hilfe – die Menschen von Engil brauchen sie!«
    Die beiden Waldfrauen begannen miteinander zu tuscheln. Lin bemühte sich um Geduld. Dawons Aufmerksamkeit wurde von einem Eichhörnchen abgelenkt, das unter einem Busch saß. Er nahm eine Eichel vom Waldboden auf und versuchte, das argwöhnische Eichhörnchen zu locken, das sich wiederum über den seltsamen großen Vogel wunderte, der ihm Futter anbot.
Sala, gib mir Kraft
, betete Lin stumm. Die Tuschelei der Waldfrauen wurde lauter und schwoll schließlich zu einem handfesten Streit an. »Krötengesicht«, vernahm sie eine gezischte Beleidigung zwischen den beiden. Die andere versuchte daraufhin mit dem noch brennenden Räucherbündel, das Gewand ihrer Schwester in Brand zu setzen. Sofort hatte die andere einen Stock zur Hand und schlug nach dem brennenden Bündel. »Du ranzige Waldschabe! Dreihundert Jahresumläufe mit einer alten Krähe wie dir sind mehr als genug!« Sie spie einen braunen Klumpen aus, während die andere von irgendwoher eine Handvoll Erde hatte und sie auf ihre Schwester schleuderte. »Ha, was du nicht sagst … Mooskopf! Die Zeit, als schöne Jünglinge dich aus deiner Hütte herauszulocken versuchten, war lange vor der Geburt der Welt … ich für meinen Teil habe sie immer nur vor dir weglaufen sehen!«
    »Das liegt daran, dass dein Kopf und deine Erinnerungen genauso verwelkt sind wie du selbst«, giftete die Beleidigte zurück.
    Das Eichhörnchen hatte angesichts des lautstarken Gezänks längst die Flucht ergriffen. Schließlich verschwanden die Waldfrauen in ihren Hütten und schlugen die Türen hinter sich zu. Ratlos starrten Lin und Dawon auf die geschlossenen Türen. »Und was jetzt?« Lin schossen die Tränen in die Augen. »Von diesen boshaften Zankäpfeln habe ich mir Hilfe für Engil erhofft.«
    Dawon hockte sich neben sie und tätschelte tröstend ihre Hand.»Als Dawon mit Nona das letzte Mal hier war, haben sie noch nicht gezankt.«
    Lin schüttelte den Kopf. »Sie müssen im Laufe ihres langen Lebens verrückt geworden sein!«
    Die Tür der linken Hütte wurde aufgestoßen, ehe Dawon hätte antworten können. Die Waldfrau stemmte die Hände in die knochigen Hüften und funkelte Lin mürrisch an. »Tochter von Engil … das habe ich gehört. Ich sollte dir einen Mäuseschwanz verpassen oder eine

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