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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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klatschten plötzlich in die Hände und gratulierten ihr überschwänglich.
    Nein!
, wollte sie ausrufen.
Ihr versteht nicht … das war nicht Sala … das war etwas anderes, etwas Böses und Bedrohliches!
    »Sala sei gepriesen!«, sangen sie im Chor, ohne etwas von der Bedrohung zu spüren, welcher sie nur mit Mühe und Not entkommen war. Lin starrte sie an und zwang sich dann zu einem Lächeln, während sie die Glückwünsche entgegennahm. Sie brachte es im Angesicht der glücklichen Gesichter nicht fertig, ihnen von der Vision zu erzählen; schlimm genug, dass Sala nicht zu ihr sprach, doch dass stattdessen etwas Böses Zugang zu Salas Tempel fand, war viel schlimmer.
Unglückselige Lin!
Nein, sie durfte noch nicht einmal Jevana von ihrer Schreckensvision erzählen. Die zweite Priesterin fiel ihr vor Freude um den Hals, ungeachtet dessen, dass Lin noch immer nackt war. Ihre Stimme klang erleichtert. »Jetzt wird alles gut. Ich wusste, dass zur Sonnenwende alles anders wird.«
    »Ja …«, war das Einzige, was Lin zu antworten wagte. Die Schreckensvision hallte in ihrem Kopf nach … und die Augen, die blutroten Augen der Kreatur, verfolgten sie.
     
    Braam versteckte sich hinter der Säule des Tempels, als er Lin sah, die aus dem Tempel trat und sich von den anderen Priesterinnen verabschiedete. Sein Mund verzog sich zu einem stummen Fluch, denn immer, wenn er sie sah, stahlen sich die erniedrigenden Erinnerungen in seinen Kopf. Sie hatte ihn verschmäht! Allein ihretwegen war er bei ihrem Vater Tojar in Ungnade gefallen … die glücklose Lin hatte auch ihm schließlich Unglück gebracht. Das nahm Braam ihr besonders übel.
    Heimlich folgte er ihr mit den Augen, während sie mit aufreizend wiegenden Hüften den Tempelplatz überquerte und dabei ein paar Kinder ansprach, die sich kreischend mit Sand bewarfen. Ihr Lächeln, das wusste auch Braam, war eine Maske und täuschteüber ihre Trübsal hinweg. Auch ihr anziehender Körper war eine Lüge – noch nie hatte sie einen Mann zwischen ihre Schenkel gelassen. Der einzige, den sie wollte, hatte sie für eine andere verschmäht … für ein elendes Greifenweib!
    Braam spie auf den Boden vor seine Füße. Lin sah elend und müde aus, als sie den Hügel zum Palast hinaufging. Doch zu ihrer sonstigen Trübsinnigkeit schienen sich heute eine gewisse Unruhe und Gereiztheit gesellt zu haben. Braam verzog den Mund zu einem schadenfrohen Grinsen. Nun, jeder wusste, dass Sala nicht mit ihr sprach, und in zwei Tagen war wieder Sonnenwendfest – eine kleine Genugtuung für ihn.
    Braam entspannte sich, als Lin aus seinem Blickfeld verschwunden und die Priesterinnen in den Tempel zurückgekehrt waren. Erst da verließ er sein Versteck hinter der Säule. Seit ihrer Rückkehr aus Dungun vor drei Jahresumläufen hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen; doch manchmal trieb er sich hier herum, um seiner Wut auf Lin neue Nahrung zu geben. Sie ahnte nicht, dass er sie heimlich beobachtete. Braam scharrte mit dem Fuß im Sand und zertrat einen Käfer, der das Pech hatte, seinen Weg zu kreuzen. Am liebsten hätte er Lin in einen Sack gesteckt und für viel Silber an einen paarungsbesessenen Greif verkauft – dafür, dass sie ihn für diesen Halbgreifen verschmäht hatte.
    Doch die verbliebenen Greife hielten sich verborgen, seit sie damals aus Engil abgezogen waren. Braam seufzte. Das alles waren Wunschträume, die Wahrheit sah anders aus. Sein Vater fristete das Leben eines Falbrindbauern, und er musste sich um die Viecher seines Vaters kümmern. Von dem Handel mit den Rindern konnten sie bescheiden leben. Braam verfluchte den Tag, als die Greife Engil angegriffen und er sich mit seinem Vater offen gegen Tojar und Ilana gestellt hatte.
    Eine Handvoll Sand traf ihn am Arm. Braam fuhr herum. DieKinder rannten kreischend auseinander und riefen: »Du stinkst, Falbrindbauer … Warum gehst du nicht zurück zu deinen Stinkeviechern?«
    Braam hob einen Stein auf und schleuderte ihn den lachenden Kindern hinterher. Sein Talukblut kochte vor Zorn. Irgendwann würde ihm einer der Dummköpfe in einer dunklen Ecke über den Weg laufen, und dann würde er mit Genuss jeden der kleinen Knochen einzeln brechen. Dann würden sie nie wieder vergessen, wo der Unterschied zwischen einem Falbrindbauern und einem Taluk lag! Unwillig betrachtete er seine schmutzige Bauernkleidung – die speckigen Beinkleider aus Ziegenleder und das Hemd aus kratzigen Bellockfasern, die man eigentlich nur zum Nähen

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