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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Straßen fand immer wieder seinen Weg in den Tempel und setzte sich dort hartnäckig in jeden Spalt und jede Fuge. Sie lächelte Jevana dankbar an, die ihr ein Auge kniff. Lin ahnte, dass sie eine Gegenleistung einfordern würde. Tatsächlich wies Jevana zum angefachten Feuer, das in der großen Rotmetallschale vor Salas Statue knisterte. Die Statue selber war bereits mit Blumengebinden geschmückt worden wie jeden Morgen. »Das Orakelfeuer ist bereit, Lin. Willst du es versuchen?«
    Lin quälte sich ein Lächeln ab. Nein, das wollte sie nicht! Aber natürlich ließ sie sich mit untergeschlagenen Beinen vor dem Feuer nieder. Lustlos starrte sie in die unruhig züngelnden Flammen. Erwartungsvolles Schweigen legte sich über die Priesterinnen. Immerhin war bald Sonnenwendfeier – da durfte man auf Wunder hoffen.
    Lin konzentrierte sich auf die Flammen. Es war wie immer. Das Feuer knisterte, ihr Gesicht wurde heiß, fast meinte sie, die Flammen würden nach ihr greifen, um sie zu sich hin zu ziehen. Aber so sehr sie sich auch bemühte, Lin sah nichts als die unruhig flackernden Flammen – eine undurchdringbare Wand aus Hitze und Glut, die ihr den Zutritt zu Salas Reich verwehrte.
    Sie verlagerte ihr Gewicht auf die Fersen. Das angespannte Schweigen der anderen Priesterinnen machte es nicht gerade einfacher für sie. Manchmal starrte sie stundenlang in das Orakelfeuer, nur damit die Mädchen und Jevana sahen, dass sie sich bemühte. Doch heute war sie unruhig, es gelang ihr kaum, still zu sitzen und eine entspannte Haltung zu finden. Als ein Holzscheit zerbarst und glühende Funken in ihr Gesicht stoben, zuckte Lin zurück und wandte sich so ungeschickt ab, dass ihr Gewand Feuer fing. Sie hörte Jevana schreien, dann die anderen Mädchen. »Bei Salas ewigem Licht! Schnell, helft ihr …!«
    Lin wurde gepackt, dann zerrten unzählige Hände an ihrerPriesterinnenrobe. Zunächst verstand sie überhaupt nicht, was geschehen war, bis ihr klar wurde, dass die Mädchen ihr brennendes Gewand mit den Füßen austraten.
    Während sie sich aufrappelte, geschah das Wunder. Lin dachte zuerst an eine Sinnestäuschung wie schon am Vortag in der Unterstadt. Doch dann reckten sich die Flammen empor, wurden immer größer und bedrohlicher und schlossen sich schließlich zu einem Ring aus Feuer zusammen, in dessen Mitte sich ein Fenster in eine andere Welt auftat.
    Fasziniert von dem, was sie sah, schüttelte Lin die helfenden Hände der Priesterinnen ab, die sie vom Feuer wegzerren wollten, und kroch entschlossen näher an den lodernden Feuerkranz heran. War dies das Tor zu Salas Reich … die Einladung der Göttin, auf die sie so lange gewartet hatte? Ihr Herz raste vor Aufregung, als die Hitze des Flammenkreises sie einhüllte.
    »Lin …«, hörte sie Jevanas Stimme wie aus weiter Ferne. »Lin … was ist mit dir?«
    Inmitten des brennenden Kreises öffnete sich ein magisches Tor und offenbarte Lin die ersehnten Visionen und Bilder.
Ich sehe … Ich kann sehen!
Sie glaubte, es Jevana laut zuzurufen, doch tatsächlich kam kein einziger Laut über ihre Lippen. Sie schloss die Augen und ließ sich auf die Vision ein, die sich ihr so unverhofft offenbarte.
    Ein Schwall aus Hitze erfasste sie, zog sie durch den brennenden Kreis, und obwohl Lin wusste, dass sie noch immer nackt im Tempel kniete, fand sie sich im nächsten Augenblick in einer vollkommen anderen Welt wieder.
     
    Ungläubig sah sie sich um. Wo war sie? Kein Baum, kein Vogel, dafür überall schwarze Asche und verbrannter Sand, so weit das Auge reichte. Am schwefelgelben Himmel klebte eine glühendrote Sonne, die unbarmherzig das ausgezehrte Land versengte. Die Luft brannte in ihren Lungen, und das Atmen fiel ihr schwer.
    Lin tat einen Schritt und hörte ein Zischen. Sie sah hinunter auf ihre Füße und erschrak, weil Rauch vom Sand aufstieg. Als ihr klar wurde, dass der Sand, in dem sie stand, glühend heiß war, begann sie zu schreien. Unter ihren Füßen und zwischen ihren Zehen war rote Glut, die ihre Haut versengte.
    Trotz ihrer Atemnot und der Schmerzen begann Lin zu laufen, um dem glühenden Sand zu entkommen. Doch überall um sie herum gab es nur Hitze – eine Wüste aus Feuer, wohin sie auch sah! Wohin hatte Sala sie geführt! Warum tat ihr die Göttin das an! Die schwefligen Gase verätzten ihre Lunge. Lin musste husten. Schließlich blieb sie stehen, weil sie fürchtete, in den glühenden Sand zu fallen. Lin ballte die Hände zu Fäusten und wimmerte vor

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