Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
seiner eigenen Waffe feuerte. Ehe Desirée erleichtert seufzen konnte, sprang er wieder hoch. Er lief in die Gasse hinein und verschwand hinter einem Haus und damit aus ihrem Blickfeld.
Desirée presste die Hände vor den Mund und erstickte einen Protestschrei. Jakob war Soldat gewesen. Er wusste, was er tat.
Inzwischen hatte der unverletzte Träger den Räuber überwältigt, der ihn angegriffen hatte. Der dritte, der die Chaise geöffnet hatte, lief in eine andere Richtung davon. Plötzlich waren all der Lärm und die Aufregung vorüber.
Desirée betrachtete die Szenerie vor ihren Augen. Einer der Räuber lag bewusstlos am Boden, der andere war auf die Knie gezwungen worden. Der siegreiche Träger hielt seinen Arm auf dem Rücken fest, der andere lehnte an der Seite der Chaise und umklammerte seine verletzte Schulter. Desirée durchfuhr der vollkommen unwesentliche Gedanke, dass sie viel besser darin waren, die Chaise zu bewachen, als sie zu tragen.
Wo war Jakob? Sie konnte ihn nicht sehen.
Das Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Ihre Knie zitterten so heftig, dass sie einen Moment gegen den Lakaien sank, der ihr am nächsten stand. Vor Angst und Entsetzen war ihr übel. Doch der Wunsch zu wissen, ob Jakob unverletzt war, war stärker als jede andere Empfindung. Sie versuchte, an ihren Wächtern vorbeizukommen oder sie mit sich zu nehmen, um herauszufinden, wohin Jakob gegangen war. Da sie sie nicht gehen lassen wollten, vergaß sie ihren Ruf und jedes damenhafte Benehmen.
„Jakob!“, rief sie, von Panik erfüllt. „Jakob! Wo seid Ihr?“
„Ihr könnt kommen“, antwortete er, und seine Stimme klang so ruhig, dass ihre Furcht nachließ. Wenn er so klang wie immer, konnte er nicht verletzt sein. „Aber bleibt wachsam!“
Unter dem Schutz von Lord Halross’ Männern ging Desirée auf die Einmündung der Gasse zu. Sie bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Mit dem Verstand erfasste sie, was sie da sah – hatte es vielleicht sogar erwartet –, doch es fiel ihr schwer zu glauben, was sie mit eigenen Augen feststellen musste.
Auf der Straße kniete Arscott, einen verknoteten schwarzen Schal um den Hals. Hinter ihm stand Jakob und zielte mit der Degenspitze auf Arscotts Genick.
„Was ist los?“, rief eine Frau aus einem der oberen Fenster. „Sind es die Franzosen?“
„Nein“, sagte Jakob. „Dies ist ein einheimischer Schurke.“
„Der Schurke seid Ihr!“, rief Arscott wütend. „Mylady, ich habe nur versucht, Euch zu retten!“ Er sah zu ihr auf, und seine Augen glühten vor Zorn und Enttäuschung. „Ich habe Euch vor der Gefahr gewarnt, einem Mitgiftjäger in die Hände zu fallen!“, erinnerte er sie.
Desirée starrte ihn an. Sie hatte ihm so lange vertraut, dass sie für einen Augenblick glaubte, er sagte die Wahrheit. Doch schließlich erinnerte sie sich daran, dass auch die Träger seit vielen Jahren für sie arbeiteten. Hätte er sie wirklich retten wollen, so hätte er nur den Trägern befehlen müssen, sie in Sicherheit zu bringen. Für einen solch gewalttätigen Angriff gab es keinen Grund.
„Ja, Ihr habt mich gewarnt“, sagte sie ausdruckslos. Über seinen Kopf hinweg sah sie zu Jakob. „Er muss befragt werden“, bestimmte sie.
„Ja. Bringen wir ihn erst einmal nach Godwin House.“ Er lächelte finster. „Die Kerker sind nicht in dem Zustand, dass Gefangene darin untergebracht werden sollten.“
13. KAPITEL
Am Fuß der Außenmauer explodierte ein Geschoß. Rufe waren zu hören. Aus Larksmere House wurde mit Kanonen zurückgefeuert. In dem Salon, der am weitesten von den Kämpfen entfernt lag, versuchte Desirée, sich auf ihre Stickarbeit zu konzentrieren. Bei der nächsten Explosion hob sie den Kopf und stach sich dabei mit der Nadel in den Finger. Sie schrie auf.
Um den Schmerz zu lindern, schob sie sich den Finger in den Mund und schlich dann in die Halle. Man hatte ihr befohlen, im Salon zu bleiben, aber sie war einsam und fürchtete sich. Wo war ihre Mutter? Niemand bemerkte sie, während sie in dem belagerten Haus nach Lady Larksmere suchte.
Als sie zwei Mägde miteinander sprechen sah, zögerte sie und presste sich gegen eine Wand, voller Angst, man könnte sie in die sichere Abgeschiedenheit zurückbringen.
„Sie sollte sich ergeben“, sagte eines der Mädchen. „Dann wird man uns nichts tun. Aber wenn sie uns bezwingen, wird es Mord und Vergewaltigung geben! Wir alle werden für ihren Stolz zahlen müssen.“
„Hüte deine Zunge! Ich würde mich
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